Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
Vom Netzwerk:
eines Menschen überlagern, konnten sie wohl auch zu der namenlosen Stimmung beigetragen haben, die mich erfüllte: einer Stimmung, die mich die nichtmenschliche Fremdheit unserer Umgebung und das finstere, unauslotbare Alter der Ruinen als eine beinah unerträgliche Bedrückung wahrnehmen ließ.
    Diese Empfindung schien zusammengesetzt aus millionenfachen spukhaften Ahnungen, die unsichtbar und dennoch mit Händen greifbar aus jener überdimensionalen, unirdischen Architektur hervorquollen – und die auf mir lasteten wie aus Grüften entstiegene Albdrücke, obschon sie jeglicher Gestalt und Bedeutung entbehrten, die Menschenverstand begreifen konnte. Ich schien mich nicht mehr unter freiem Himmel zu bewegen, sondern in der erstickenden Finsternis von der Außenluft abgeschlossener Leichengrüfte; schien an einer todesgeschwängerten Atmosphäre zu würgen, an den Miasmen äonenalter Verderbtheit.
    Meine Gefährten konnten es kaum erwarten, die Ruinen zu erkunden. Natürlich verbot es sich von selbst, die offenbar absurden und substanzlosen Schatten, die mein Gemüt verdüsterten, auch nur zu erwähnen. Menschen, die es auf Fremdwelten außerhalb ihres Heimatplaneten verschlagen hat, sind häufig Opfer solcher nervlichen oder seelischen Anwandlungen, hervorgerufen von den neuartigen Einflüssen und den ungewohnten Strahlungen ihrer Umgebung.
    Als wir uns jedoch auf unserem ersten Erkundungsvorstoß den Bauwerken näherten, fiel ich hinter den anderen zurück – wie gelähmt von einer Angst, die mir mehrere Augenblicke lang die Fähigkeit nahm, auch nur ein Glied zu rühren oder einen einzigen Atemzug zu tun. Eine schwarze, klamm-feuchte Kälte schien mein Gehirn und meine Muskeln zu durchströmen und jedweder Funktion zu berauben. Gleich darauf wich die Kälte von mir und ich war in der Lage, weiterzumarschieren und zu meinen Kollegen aufzuschließen.
    Ohne ersichtlichen Grund weigerten sich die beiden marsianischen Führer, uns zu begleiten. Verschlossen und schweigsam, wie sie waren, gaben sie keine nähere Erläuterung für ihr Widerstreben ab. Doch war offenkundig, dass nichts sie dazu bringen konnte, Yoh-Vombis zu betreten. Ob die Ruinen ihnen Angst einflößten oder nicht, blieb ein Rätsel: Ihre unerforschlichen Gesichter mit den kleinen, schräg stehenden Augen und den großen, pulsierenden Atemöffnungen verrieten weder Furcht noch irgendeine andere, für Menschen erkennbare Gemütsregung. Und auf alle Fragen antworteten sie nur, dass seit undenklichen Zeiten kein Aihai auch nur einen Fuß in die Ruinenstadt gesetzt habe. Offenkundig war ein geheimnisvolles Tabu mit dieser Stätte verbunden.
    Ausgerüstet waren wir für diesen ersten Erkundungsvorstoß lediglich mit einer Brechstange und zwei Spitzhacken. Die übrigen Gerätschaften sowie mehrere Kisten mit hochexplosivem Sprengstoff ließen wir im Lager zurück, um sie nötigenfalls nach erfolgreicher Auskundschaftung zu einem späteren Zeitpunkt einzusetzen. Einer oder zwei von uns besaßen halb-automatische Pistolen, die jedoch ebenfalls zurückblieben, erschien es doch gar zu abwegig, mit einer wie auch immer gestalteten Form von Leben innerhalb der Ruinen zu rechnen.
    Octave war sichtlich erregt, als wir unsere Erkundung aufnahmen, und bombardierte uns auf Schritt und Tritt mit begeisterten Ausrufen und Kommentaren. Wir Übrigen aber blieben niedergedrückt und schweigsam, und ich bin überzeugt, dass manch einer meiner Kameraden bis zu einem gewissen Grad ebenso empfand wie ich. Es war schlichtweg unmöglich, sich der düsteren Ehrfurcht und des sprachlosen Staunens zu erwehren, welche jene megalithischen Steinaufhäufungen in uns hervorriefen.
    Doch bleibt mir nicht mehr genügend Zeit, um die Ruinen näher zu beschreiben, stattdessen muss ich in meinem Bericht vorankommen. Ohnehin entzieht sich vieles meiner Schilderung, denn den größten Teil der Stadt sollten wir gar nicht erst betreten.
    Wir legten ein gutes Stück Weg inmitten der dreieckigen, stufenförmigen Bauwerke zurück und folgten dem Zickzack-Verlauf der Straßen, der zu den Eigentümlichkeiten jener Architektur gehörte. Die meisten der Türme waren mehr oder weniger zerfallen; überall zeigten sich starke Verwitterungsspuren, hervorgerufen von nagendem Wind und Flugsand, der im Laufe endloser Jahrtausende die ehemals spitzen Kanten der mächtigen Mauern an vielen Stellen rund geschliffen hatte. In einige der Turmbauten fanden wir durch hoch gelegene, schmale Öffnungen Einlass, doch

Weitere Kostenlose Bücher