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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Himmel stumm und unbewegt geblieben, nichts hatte sich gerührt auf dem Grund der Flussrinne, deren nackte Steine sogar frei von abgestorbenen Flechten waren. Die Unheil verkündende Säule des Zoorth, die immer größer wurde, während sie wirbelnd heranfegte, war das erste Anzeichen von Regung, das sie in diesem toten Landstrich bemerkten.
    Die Männer scheuchten ihre Vortlups mit den eisernen Stacheln ihrer Treibstöcke voran, die als Einzige diesen trägen Ungetümen eine beschleunigte Gangart zu entlocken vermochten, und strebten der von Chivers erspähten Höhlenöffnung zu. Sie war etwa fünfhundert Meter entfernt und klaffte hoch oben im terrassenförmig abgestuften Ufergefälle.
    Noch bevor die kleine Karawane den Fuß der vorzeitlichen Felswand erreichte, hatte der Zoorth sich vor die Sonne geschoben. Die Gruppe stapfte durch bedrohliches Zwielicht voran, das die Farbe geronnenen Blutes besaß. Die Vortlups , die ihren Unmut mit schauerlichem Brüllen kundtaten, begannen das von Treppen gesäumte Ufer zu erklimmen. Seine mehr oder weniger ebenmäßigen Abstufungen zeugten von dem allmählichen Absinken des urzeitlichen Wasserstands. Schon hatte die furchtbare, sich himmelhoch emportürmende Säule des heranwirbelnden Sturms das gegenüberliegende Flussufer erreicht, da tat sich die Höhle vor den Schutzsuchenden auf.
    Ihr Zugang gähnte inmitten einer niedrigen, von Erzadern durchzogenen Felswand. Er war zum Teil eingefallen und zugehäuft mit Eisenoxid und dunkelgrauem Basaltstaub, doch war die Öffnung noch immer groß genug, um den Erdenmännern und ihren schwer bepackten Lasttieren mühelos Einlass zu gewähren. Im Innern der Höhle herrschte dichte Finsternis, als wäre sie durchwoben von einem schwarzen Gespinst. Es war unmöglich, einen Eindruck von den Ausmaßen der Höhle zu gewinnen. Doch dann zog Bellman eine Stablampe aus seinem Packbündel und sandte ihren forschenden Strahl in die Schatten hinein.
    Alles, was der Lichtstrahl enthüllte, war der Beginn einer Felsenkammer von ungewissen Ausmaßen, die sich rückwärtig immer weiter ausdehnte und in schwarzer Nacht verlor. Der Boden verlief eben, wie glatt gewaschen von längst versiegten Wassermassen.
    Mit dem Herannahen des Zoorth war der Eingang der Höhle immer dunkler geworden. Ein unheimliches Stöhnen, wie von enttäuschten Dämonen, erfüllte die Ohren der Goldsucher. Winzige Sandkörner stoben zu ihnen in die Höhle hinein und stachen schmerzhaft wie Diamantstaub in ihre Hände und Gesichter.
    »Eine halbe Stunde lang wird der Sturm uns hier festhalten – mindestens«, erklärte Bellman. »Was meint ihr – soll’n wir ein wenig weiter in die Höhle hineingehen? Gut möglich, dass wir nichts Wertvolles oder auch nur Interessantes entdecken. Doch wird die Erkundung uns die Zeit verkürzen. Und vielleicht erbeuten wir sogar den einen oder anderen purpurroten Rubin oder bernsteingelben Saphir, wie man sie manchmal in diesen Wüstenhöhlen findet. Ihr beiden holt besser ebenfalls eure Stablampen heraus und leuchtet Boden und Wände ab.«
    Seinen Gefährten gefiel der Vorschlag. Die Vortlups, die dank ihrer Schuppenpanzer gegen den Flugsand unempfindlich waren, konnten in der Nähe des Eingangs zurückbleiben. Chivers, Bellman und Maspic hingegen zerteilten mit den Strahlen ihrer Stablampen eine dicht gewobene Finsternis, die vielleicht noch nie auch nur den flüchtigsten Lichtschimmer erhascht hatte, und drangen tiefer in die sich weitende Höhle vor.
    Wie ausgestorben lag dieser Ort, erfüllt von der todesgleichen Entseeltheit eines schon lange nicht mehr genutzten Grabgewölbes. Der rostgeäderte Boden und die rostgeäderten Wände warfen keinen Widerschein, kein Aufblitzen der huschenden Lichtkegel zurück. Die Höhle verlief leicht abschüssig und wies beiderseits bis zu einer Höhe von zwei oder drei Metern von Wasser herrührende Auswaschungen auf. Zweifellos war vor vielen Jahrtausenden ein unterirdischer Nebenarm des mächtigen Stromes hier entlanggeflossen. Sämtliches Geröll war weggespült worden, wodurch die ehemalige Flussrinne dem Inneren einer riesenhaften Rohrleitung ähnelte, die zu einer tief in den Eingeweiden des Mars gelegenen Unterwelt führte.
    Keiner der drei Abenteurer besaß besonders viel Fantasie oder ließ sich leicht ins Bockshorn jagen. Und doch war jeder von ihnen das Opfer sonderbarer Wahrnehmungen. Jenseits des Vorhangs aus abgründiger Stille vermeinten sie immer wieder ein leises Raunen zu vernehmen,

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