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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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tauchte blindlings in einen der abzweigenden Gänge ein – nur dem nackten Fluchtimpuls gehorchend. Von hinten hörte ich, wie jemand strauchelte und mit einem Fluch zu Boden stürzte, der in ein irrsinniges, anschwellendes Kreischen umschlug – doch ich hielt nicht an und kehrte nicht um, denn ich wusste, dass ich damit nur das gleiche furchtbare Schicksal für mich herausfordern würde, das soeben den letzten Mann aus unserer Gruppe ereilt hatte.
    Noch immer die Stablampe und das offene Messer umklammernd, warf ich mich in einen der kleineren Tunnel, der, so meinte ich mich zu erinnern, auf relativ kurzem Weg zu dem großen, vorderen Gewölbe mit dem verzierten Fußboden führte. Ich war jetzt allein. Meine Kameraden hatten sich an die breiteren Katakombengänge gehalten und aus großer Entfernung vernahm ich ein gedämpftes Durcheinander irrwitziger Schreie, als wären mehrere von ihnen bereits ihren Verfolgern zum Opfer gefallen.
    Doch musste ich mich bezüglich des Tunnelverlaufs geirrt haben, denn er vollführte unvertraute Biegungen und Windungen und wies zahlreiche Kreuzungspunkte auf. Schon bald war klar, dass ich mich verirrt hatte in dem finsteren Labyrinth – hier, wo sich der Staub seit ungezählten Generationen gesammelt hatte, ohne vom Fuß eines lebendigen Wesens aufgerührt worden zu sein. In dem Gewirr urnengesäumter Gänge war wieder Schweigen eingekehrt und ich vernahm nur mein eigenes gehetztes Keuchen, das inmitten der Grabesstille laut und röchelnd tönte wie aus der Lunge eines Riesen.
    Während ich voraneilte, erfasste der Lichtstrahl meiner Stablampe urplötzlich eine menschliche Gestalt, die mir in der Finsternis entgegenkam. Noch ehe ich mich von meinem Schrecken erholt hatte, war die Gestalt mit langen, roboterhaften Schritten an mir vorbeigestakst, als befände sie sich auf dem Rückmarsch in die tiefergelegenen Gewölbe. Ich glaube, es handelte sich um Harper, denn Größe und Statur des Mannes entsprachen ihm am ehesten – doch ganz sicher bin ich mir nicht, denn seine Augen und der obere Teil seines Kopfes lagen unter einer dunklen, angeschwollenen Kapuze verborgen. Die blutleeren Lippen waren fest aufeinandergepresst, als wären sie im Krampf der Folterqual verstummt – oder im Tod. Wer auch immer es war, er hatte seine Lampe fallen lassen – und eilte nun blindlings in stygischer Finsternis, getrieben von jenem unirdischen Vampirismus, der ureigenen Brutstätte des entfesselten Grauens entgegen. Ich wusste, dass für ihn jede menschliche Hilfe zu spät kam, und dachte nicht im Traum daran, ihn aufzuhalten.
    Am ganzen Leibe zitternd, setzte ich meine Flucht fort. Unterwegs begegnete ich zwei weiteren Mitgliedern unserer Gruppe, die mit automatenhafter Schnelligkeit und Zielstrebigkeit an mir vorbeistelzten, die Köpfe vereinnahmt von jenen teuflischen Blutegeln. Die restlichen Männer mussten durch die Hauptgänge zurückgekehrt sein, da ich sie auf meiner Flucht nicht mehr zu Gesicht bekam. Ich sollte sie überhaupt nie wieder sehen.
    Der letzte Abschnitt meiner Flucht verschwimmt in meiner Erinnerung zu einem Chaos nackten Grauens. Schon glaubte ich, das vordere Gewölbe beinahe erreicht zu haben … und fand mich doch abermals auf dem falschem Weg. Weiter floh ich dahin, entlang endloser Reihen gigantischer Urnengefäße und durch Gewölbe, die sich endlos weit über den von uns erkundeten Bezirk hinaus erstrecken mussten. Mir kam’s vor, als wäre ich Jahr um Jahr gerannt. Längst drohten meine Lungen im Kampf mit der stickigen, seit Äonen abgestandenen Luft zu versagen und meine Beine waren drauf und dran, den Dienst aufzugeben – da erblickte ich weit voraus als winzigen hellen Fleck das gesegnete Licht des Tages!
    Ich hastete darauf zu, während sich hinter mir sämtliche Schrecken der unirdischen Finsternis zusammenrotteten und mir voraus teuflische Schatten flatterten und schwirrten. Und ich erkannte, dass die Gruft in einen niedrigen, verfallenen Ausgang mündete, verstopft von Geröll, auf das ein bogenförmiger Schein schwachen Sonnenlichts fiel.
    Es war ein anderer Zugang als jener, durch den unser Trupp in diese todbringende Unterwelt eingedrungen war. Kaum mehr als ein Dutzend Schritte lag noch zwischen mir und der Freiheit – als ohne jegliches Begleitgeräusch oder eine sonstige Vorwarnung etwas von der Gewölbedecke über mir herabfiel und auf meinem Kopf landete. Es machte mich augenblicklich blind und schmiegte sich um mein Haupt wie ein straff

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