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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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kein Echo klang aus der schwarzen Tiefe nach oben.
    Bellman nahm nun die abrupt endenden Kanten zu beiden Seiten des Tunnelendes in Augenschein. Rechter Hand erspähte er einen abwärts führenden Felsvorsprung, der an der Wand des Abgrunds entlanglief und sich in unbestimmte Entfernung fortsetzte. Sein Ausgangspunkt lag ein wenig oberhalb des Flussbetts und war über eine treppenartige Formation leicht zugänglich. Der Sims war knapp zwei Meter breit und seine leichte Abwärtsneigung und die auffällige Glätte und Ebenmäßigkeit ließen an einen Pfad denken, der vor langer Zeit in die Flanke des Abgrundes hineingehauen worden war. Die Felswand überschirmte ihn wie ein hohes, im Längsschnitt halbiertes Bogengewölbe.
    »Da haben wir ihn – den Pfad zur Hölle«, konstatierte Bellman. »Und er führt nicht steil, sondern bequem begehbar nach unten.«
    »Facilis descensus Avernus« (Lat.: ›Leicht ist der Abstieg zur Hölle‹, Vergil: Aeneis 6, 126), pflichtete Maspic bei. »Doch was haben wir davon, wenn wir jetzt noch weiter geh’n? Ich jedenfalls habe die Finsternis schon jetzt satt. Falls dort unten überhaupt irgendetwas zu finden ist, dann ist es bestimmt wertlos – wenn nicht sogar recht garstig.«
    Bellman dachte darüber nach. »Vielleicht hast du recht. Trotzdem: Ich möchte diesem Vorsprung wenigstens so weit folgen, dass ich einen Eindruck von den Ausmaßen des Abgrunds gewinne. Du kannst ja gern mit Chivers hier warten, falls euch der Schneid fehlt.«
    Doch offenbar waren Chivers und Maspic nicht geneigt, als Memmen dazustehen. So betraten sie hinter Bellman den abwärtsführenden Vorsprung und folgten dem Gefährten, wobei sie sich eng an die Felswand drückten. Bellman hingegen schritt unbekümmert am Außenrand des Podests entlang und leuchtete immer wieder in die bodenlose Dunkelheit hinab, die den dürftigen Lichtstrahl seiner Stablampe verschluckte.
    Die gleichmäßige Breite, Neigung und Glätte des Felsvorsprungs sowie seine Überwölbung in Form eines Halbbogens führten bei den Erdenmännern mehr und mehr zu der Erkenntnis, dass es sich um einen künstlich angelegten Pfad handelte. Doch wer mochte ihn geschaffen, wer ihn benutzt haben? Aus welch verschollener Epoche mochte er stammen und welch rätselhaftem Zweck mochte er gedient haben? Solch dunkle Fragen stießen gewaltige Zeitabgründe der Marsvergangenheit auf, vor denen die Vorstellungskraft der Erdenmenschen versagte.
    Bellmann gewann den Eindruck, dass sich die Felswand ganz allmählich nach innen krümmte. Zweifellos würden die Männer den Abgrund einmal vollständig umrunden, wenn sie dem Pfad nur lange genug folgten. Vielleicht schraubte er sich in einer gigantischen Spirale langsam in den Riesenschlund hinab, abwärts und immer weiter abwärts bis in die tiefsten Eingeweide des Mars.
    Immer länger wurden die Zeiträume staunenden, ehrfürchtigen Schweigens, in das Bellman und seine Gefährten verfielen. Und sie erschraken furchtbar, als sie im Voranschreiten eben jenes eigentümliche, lang gezogene Geräusch oder Geräuschgemenge aus der Tiefe unter ihnen heraufdringen hörten, das sie schon in der vorderen Höhle vernommen hatten. Nun jedoch beschworen diese Laute andere Vorstellungen herauf: Der rasselnde Ton glich jetzt dem Raspeln einer Feile; das gedämpfte, zielstrebige, tausendfache Schmatzen ähnelte entfernt dem Geräusch, das ein riesenhaftes Sumpfungeheuer verursacht, wenn es seine Füße aus dem Morast zieht.
    Das Geräusch entzog sich jeder Erklärung und es rief Angst hervor. Zum Teil war das Schreckliche einem Eindruck von Entferntheit zu verdanken, wodurch die Ausmaße der Geräuschursache und die Tiefe des Abgrunds nur noch gewaltiger erschienen. Vernommen an einem solchen Ort, in diesem Schacht unterhalb der leblosen Wüste eines fremden Planeten, wohnte dem Klang etwas Unerwartetes – etwas Grauenerregendes inne. Selbst Bellman, bisher so unerschrocken, begann jetzt dem gestaltlosen Schrecken zu erliegen, der wie ein Brodem aus der Finsternis emporstieg.
    Das Geräusch wurde immer leiser und erstarb schließlich, was auf unbestimmte Weise den Eindruck erweckte, dass sein Verursacher an der lotrechten Wand geradewegs in noch tiefer gelegene Bezirke des Abgrunds hinabgestiegen war.
    »Wollen wir nicht lieber umkehren?«, ließ sich Chivers vernehmen.
    »Wär’ vermutlich das Beste«, stimmte Bellmann zu, ohne sich lange zu besinnen. »Diesen Ort zu erkunden, würde wohl eine halbe Ewigkeit dauern.«
    Die

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