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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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und Chivers ihre Stablampen aus, um die Batterien zu schonen. Wie lange sie noch vorhalten würden, war ungewiss, und Licht war ihre oberste Notwendigkeit. Bellmans Lampe musste den dreien bis zum Verlöschen genügen.
    Kein Laut, keine Lebensregung ertönte aus der Höhle lichtlosen Schlummers, wo die Marskreaturen um jene einschläfernde Götzenfigur verstreut auf dem Felsboden lagen. Doch eine Furcht, wie er sie bei all seinen Abenteuern nie zuvor empfunden hatte, saugte Bellman das Mark aus den Knochen, sodass beinah die Knie unter ihm nachgaben, während er am Eingang zur Höhle stand und lauschte.
    Auch der Abgrund war stumm und die phosphoreszierenden Wellenkreise auf dem Wasser waren verebbt. Doch etwas lag in dieser Stille, das die Sinne lähmte und die Gliedmaßen hemmte. Es stieg um Bellman herum auf wie der saugende Schlamm eines bodenlosen Pfuhls, der ihn zu verschlingen drohte. Schwerfällig und mühsam begann er den Wendelpfad zu erklimmen, dabei Stöße, Tritte und Flüche austeilend, damit seine Gefährten wie schlaftrunkene Tiere ihm vorantrotteten.
    Es war eine Kletterei durch den Vorhof zur Hölle, ein Aufstieg aus dem Schoß der Nacht inmitten einer Finsternis, die ihnen so greifbar und zähflüssig wie Erdöl erschien. Immer weiter quälten sie sich voran, die einförmige, in unmerklicher Krümmung aufwärtsstrebende Steigung empor, wobei ihnen jedes Gefühl für Entfernung verloren ging und das einzige Zeitmaß im unablässigen Takt ihrer Schritte bestand.
    Die Nacht zerrann vor Bellmans schwächlichem Lampenstrahl und floss hinter den Männern wieder zusammen, gleich einem alles verschlingenden Meer, gnadenlos und geduldig, lauernd auf jenen unausweichlichen Moment, in dem der Lichtstrahl der Stablampe erlosch.
    Von Zeit zu Zeit warf Bellman einen Blick über den Rand des Wendelpfads in den Abgrund hinab. Je höher sie stiegen, desto schwächer wurde die Phosphoreszenz. Aberwitzige Bilder erstanden in seinem Hirn: Bald erschien ihm das abnehmende Glimmen in der Tiefe wie der schwindende Feuerschein einer erloschenen Hölle … und bald wie das Versinken von Sternennebeln in der lichtlosen Leere jenseits des Alls. Bellman verspürte den Schwindel eines Menschen, dessen Blick sich im endlosen Kosmos verliert … Irgendwann sah er nichts mehr als Schwärze und ermaß daran die entsetzliche Höhe, die sie bereits erklommen hatten.
    Die schwächeren Empfindungen des Hungers, des Durstes und der Erschöpfung verblassten vor der Furcht, die Bellman antrieb. Ganz allmählich erwachten auch Maspic und Chivers aus ihrer lähmenden Benommenheit, sie empfanden nun ebenfalls den Anflug eines Schreckens, der so grenzenlos wie die Nacht selbst war. Nicht länger bedurfte es der Schubser und Tritte und Schmähwörter Bellmans, um sie voranzutreiben.
    Böse, uralt und einschläfernd klebte die Nacht an den Flüchtigen. Sie fühlte sich an wie stinkender Fledermauspelz, wie etwas Stoffliches, das die Atmung erstickt und sich betäubend über sämtliche Sinne ausbreitet. Stumm war diese Nacht wie der Schlaf toter Planeten. Doch nach scheinbar endlosen Stunden stieg aus dieser Stille ein zwiefaches Geräusch empor, das die Männer bereits kannten … näherte sich ihnen das rasselnde Schleifen von etwas, das tief unten im Abgrund über Gestein glitt … nahte das Schmatzen von Füßen, die durch Sumpfboden heranzuwaten schienen. So unerklärlich dieses Geräusch war, das irrwitzige, ungereimte Vorstellungen gebar wie im Fieberwahn Erlauschtes, befeuerte es die Furcht der Erdenmänner urplötzlich zu einem Delirium der Angst.
    »Großer Gott! Was kann das nur sein?«, keuchte Bellman. Blinde Dinge tauchten aus seiner Erinnerung empor – abscheuliche, greifbare Schemen aus uranfänglicher Nacht, die keines Menschen Gedächtnis beherbergen sollte. Bellmans Träume und sein albtraumhaftes Erwachen in der Höhle – das weiße Götzenbild – der halb aufgefressene Albino in den Tiefen des Höhlenreichs – die nassen, kreisförmigen, zum Abgrund verlaufenden Stapfen … all das wurde wieder lebendig in Bellman. Gleich einem wimmelnden Wahngebilde brach es über ihn herein auf jenem schrecklichen Wendelpfad in halber Höhe zwischen dem unterweltlichen Meer und der Marsoberfläche.
    Auf seine Frage antwortete nur das anhaltende Geräusch selbst. Es schien lauter zu werden – kam offenbar über die lotrecht abfallende Felswand herauf. Jetzt ließen auch Maspic und Chivers ihre Stablampen aufflammen und begannen, wie

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