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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Bewachung halten. Ein sprungbereites Beben durchzuckte sie, als Bellmann die Lampe schwenkte, so als erspürten sie seine Bewegungen mithilfe eines geheimnisvollen sechsten Sinns.
    Ein Stückchen weiter rechts endete der ebene Felsboden unvermittelt. Bellman trat bis zur Kante vor und sah, dass die Höhle, in der sie standen, direkt in die lotrechte Wand des ungeheuren Schlundes gähnte. Tief – sehr tief – unten in der Schwärze irrlichterte ein phosphoreszierender Schimmer und erinnerte an Leuchtquallen in einem unterirdischen Meer. Ein träger, übel riechender Hauch wehte Bellman aus der Tiefe entgegen. Zugleich vernahm er das unheimlich seufzende Geplätscher von Wasser, das gegen die versunkenen Steilwände schwappte: Wasser, dessen Spiegel im Laufe ungezählter Äonen, als der Planet langsam austrocknete, immer weiter abgesunken war.
    Von Schwindel erfasst, wandte Bellman sich ab. Seine Gefährten nahmen derweil das Innere der Höhle in Augenschein. Ihre neue Umgebung schien künstlichen Ursprungs zu sein, denn die in alle Richtungen schweifenden Lichtkegel schälten gewaltige Säulengebilde aus dem Dunkel, die tief eingemeißelte Reliefdarstellungen zur Schau trugen. Wer die Reliefs erschaffen hatte und wann, ließ sich ebenso wenig ermitteln wie der Ursprung des in die Schlundwand gehauenen Wendelpfads. Bestimmte Einzelheiten an diesen Reliefs waren so obszön wie die Fieberträume eines Wahnsinnigen. Sie trafen den Blick schockierend wie ein Prankenhieb, vermittelten etwas unmenschlich Böses, eine abgrundtiefe Verderbtheit, wann immer die Lichtstrahlen sie für einen kurzen Moment aus der Finsternis heraushoben.
    Die Höhle besaß wahrhaft bestürzende Ausmaße und erstreckte sich tief in die Schlundwand hinein. Sie wies zahlreiche Ausgänge auf, die unzweifelhaft in ein weitverzweigtes Labyrinth weiterer Höhlen und Felskammern mündeten. Flatternd zerstoben die Schatten der Gefache und Nischen in den Suchstrahlen der Lampen … traten fernab die Ecken gewaltiger, gewölbter Höhlenwände aus dem Dunkel hervor, welches sie in unerreichbaren Höhen wieder verschlang … huschten die Albinogeschöpfe wie riesige, bewegliche Pilzgewächse hierhin und dorthin … erhaschte das Auge den flüchtigen Anblick fahler, polypenartiger Pflanzen, die ekelerregend am nachtumwobenen Felsgestein hafteten.
    Der Ort war schier überwältigend, er bedrückte die Sinne, zermalmte den Verstand. Sogar das Gestein war die Verkörperung von Finsternis. Sehkraft wie Licht waren kurzlebige Eindringlinge in diesen Machtbereich der Blinden. Eine rätselhafte Gewissheit drückte die Erdenmänner nieder, dass es von hier kein Entrinnen mehr gab. Befremdliche Apathie ergriff von ihnen Besitz und sie beratschlagten noch nicht einmal über ihre Lage, sondern verharrten am Fleck, teilnahmslos und schweigend.
    Schon bald lösten sich aufs Neue einige der Albinowesen aus dem ranzigen Dunkel. Mit derselben Anmutung roboterhafter Ferngelenktheit, die all ihren Handlungen anhaftete, umringten sie die Männer abermals und drängten sie tiefer in den Schlund der Höhle hinein.
    Schritt für Schritt wurden die drei vorwärtsgeschoben inmitten dieser gespenstisch-leprösen Prozession. Zu beiden Seiten reihten sich die obszönen Säulengebilde endlos aneinander und vor ihnen verlor sich die Höhle in unabsehbaren Gewölbefluchten, die sich ähnlich der Offenbarung unreiner, in tiefstem Nachtgrund schlummernder Dinge auftaten. Kaum merklich zunächst, doch im Voranschreiten immer deutlicher spürbar, überkam die drei Männer eine tückische Schlafsucht, wie sie mephitische Dünste hervorzurufen vermochten. Sie kämpften dagegen an, denn dieser Müdigkeit war etwas Dunkles, Böses zueigen. Doch immer bleierner lastete der Schlaf auf ihre Lidern …
    Und dann gelangten die drei Erdenmänner zum Urgrund allen Schreckens.
    Zwischen den dicken und scheinbar endlos hohen Säulen stieg der Boden schräg zu einer siebenstufigen Altarpyramide empor. Gekrönt wurde dieser Altar von einem Standbild aus weißlichem Metall: ein Götze, nicht größer als ein Hase, und doch so ungeheuerlich, dass er jeglicher Vorstellung spottete.
    Die Marsleute umrotteten die Erdenmänner. Einer von ihnen zog Bellman am Arm, als verlange er von ihm, den Altar zu besteigen. Mit den langsamen Schritten eines Träumenden erklomm Bellmann die schrägen Stufen, Chivers und Maspic folgten ihm.
    Keiner der drei Männer hatte in seinem Leben je etwas gesehen, das diesem Standbild

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