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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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von der Sehne geschnellt loszurennen. Bellman, der nun auch den letzten Rest an Selbstbeherrschung verlor, tat es ihnen gleich.
    Es war ein Wettlauf gegen ein unbekanntes Grauen. Über das Hämmern ihrer Herzschläge, über das gleichmäßige Trommeln ihrer Füße hinweg vernahmen die Männer weiterhin jenen unheilvollen, rätselhaften Laut. Kilometer um Kilometer schienen sie durch schwarze Nacht zu hetzen, und doch kam das Geräusch näher und näher, kletterte höher und höher, als stapfe sein Verursacher an der senkrechten Felswand empor.
    Das Geräusch war jetzt entsetzlich nah … doch es erklang nicht mehr unter ihnen, sondern ein kurzes Stück voraus!
    Plötzlich verstummte der Lärm. Einen Augenblick später erfasste das vorwegeilende Lampenlicht von Maspic und Chivers, die Schulter an Schulter über den Wendelpfad flohen, das kauernde Etwas, welches den zwei Meter breiten Pfad zur Gänze versperrte.
    Mochten sie auch hartgesottene Abenteurer sein, so wären die Männer dennoch in hysterische Schreie ausgebrochen oder freiwillig in den Abgrund gestürzt, hätte nicht der Anblick, der sich ihnen bot, sie mit Lähmung geschlagen. Es war, als sei das bleiche Götzenbild vom Pyramidenthron, angeschwollen zu gewaltiger Größe und abscheulich lebendig, aus dem Abgrund emporgestiegen und kauerte jetzt den Fliehenden im Weg!
    Die Kreatur ließ mühelos erkennen, dass sie das lebendige Urbild jener abscheulichen Skulptur war. Das gewaltige, bucklige Rückenschild, das entfernt an den Panzer eines Glyptodons gemahnte, schimmerte wie von flüssigem Weißgold überzogen. Der augenlose Kopf, der auf einem widernatürlich gebogenen Hals ruhte, wirkte schlaftrunken und zugleich aufmerksam vorgereckt. Ein gutes Dutzend kurzer Beine mit kelchförmigen Füßen ragte gespreizt unter dem überstehenden Rückenpanzer hervor. Die beiden meterlangen Rüssel mit den napfartigen Enden entsprossen den Winkeln des grausamen Schlitzmauls und tasteten träge in Richtung der Erdenmänner.
    Das Ding schien uralt zu sein, so wie auch dieser sterbende Planet uralt war, und es hauste wohl seit Anbeginn als fremde, vorzeitliche Lebensform im bodenlosen Brunnen des Abgrunds. Ihm gegenüberzustehen erfüllte die Männer mit der gleichen unheilvollen Benommenheit, der sie bereits beim Angesicht des Götzenbildes erlegen waren, und beraubte sie jeglicher Handlungsfähigkeit.
    Erstarrt verharrten sie auf dem Fleck, die Lichtkegel ihrer Stablampen unverwandt auf das Entsetzliche gerichtet. Weder vermochten sie ein Glied zu rühren noch aufzuschreien, als das Ding sich plötzlich zu voller Größe auf die Hinterbeine erhob und den geriffelten Bauch und den sonderbaren Zwillingsschwanz entblößte, der metallisch raspelnd über den Felsboden fegte. Auch seine zahlreichen Füße wurden nun sichtbar – sie waren hohl und becherförmig und troffen vor pestender Nässe. Fraglos funktionierten sie wie Saugnäpfe und befähigten das Ungetüm, senkrechte Wände entlangzuschreiten.
    Unfassbar geschwind und bewegungssicher, mit kurzen Schritten des hinteren Beinpaars und gestützt vom Schwanz, näherte sich das Ungeheuer den hilflosen Männern. Zielbewusst bogen sich die beiden Rüssel nach vorne, zu Chivers hin, der mit nach oben gerichtetem Blick verharrte. Ihre Enden senkten sich auf seine Augen nieder. Über die Augenhöhlen gestülpt, verharrten sie – doch nur einen Moment lang. Dann ertönte ein gepeinigtes Kreischen, als die hohlen Rüsselenden in einer schwungvollen Bewegung, so geschmeidig und kraftvoll wie das Peitschen von Schlangenleibern, wieder zurückschnellten.
    Chivers schwankte träge, bewegte den Kopf auf und ab und drehte sich wie in halb betäubter Qual um sich selbst. Maspic, der neben ihm stand, starrte dumpf und wie traumverloren auf die klaffenden Höhlen, deren Augäpfel fehlten. Es war das Letzte, was er jemals sah. In diesem Moment nämlich wandte sich das Monster von Chivers ab und die grauenvollen Näpfe, triefend vor Blut und Pestgestank, senkten sich auf Maspics eigene Augen nieder.
    Bellman, der kurz hinter seinen beiden Kameraden stehen geblieben war, erfasste das Geschehen wie jemand, der die Gräuel eines Albtraums mit ansieht, ohne imstande zu sein, einzugreifen oder die Flucht anzutreten. Er beobachtete die Bewegungen der Rüssel mit den napfartigen Enden, er hörte den grässlichen Kreischlaut, der Chivers entrissen wurde, und das unmittelbar darauffolgende Gellen aus Maspics Kehle. Und dann streckten sich die

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