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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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gleichkam – weder auf dem Roten Planeten noch anderswo. Es war aus weißlichem Gold gefertigt und stellte ein höckriges Tier dar, ausgestattet mit einem glatten Rückenpanzer, unter dessen vorstehendem Rand der Kopf und die Gliedmaßen schildkrötenhaft hervorlugten. Der Schädel war flach und dreieckig, was ihm ein natternhaft-giftiges Aussehen verlieh – und ihm fehlten die Augen.
    Den hängenden Winkeln des grausam anmutenden Schlitzmauls entsprangen zwei aufwärtsgekrümmte, rüsselartige Auswüchse, die in hohle, napfartige Enden ausliefen. Das Ding war mit einer Reihe kurzer Beine versehen, die in gleichmäßigen Abständen unter dem Rückenpanzer hervorragten. Unter dem geduckten Rumpf lag zusammengeringelt ein sonderbarer, in sich verflochtener Doppelschwanz. Die Füße waren rundlich und besaßen die Form kleiner, kopfüber gedrehter Kelche.
    Unrein und bestialisch wie ein Fiebertraum, den atavistischer Wahnsinn gebar, schien das Götzenbild auf seinem Altar zu dösen. Ein zäher, tückischer Schrecken ging von ihm aus und marterte das Hirn; eine Ausstrahlung träger Benommenheit eroberte die Sinne, ein Ausfluss wie aus urzeitlichen Welten vor der Erschaffung des Lichts, als das Leben im blinden Urschlamm schmatzte und fraß und sich wimmelnd vermehrte.
    Undeutlich erkannten die Erdenmänner, dass sich im Dunkeln hinter ihnen die blinden Marsleute um das Götzenbild scharten. Bald wimmelte der gesamte Altar von den blinden Albinos, und wie in einem fantastischen Berührungsritual begannen sie, das Bildnis mit ihren dünnen Fingern zu streicheln und an seinen widerwärtigen Konturen entlangzutasten. Dabei trat in ihre rohen Gesichter ein Ausdruck betäubter Ekstase. Wie Schläfer, die im Bann eines Albtraums handeln, folgten Bellman, Chivers und Maspic ihrem Beispiel.
    Das Ding fasste sich kalt an und auch feucht, ganz als hätte es noch vor Kurzem in einem Schlammpfuhl gelegen. Und doch schien es von Leben erfüllt, schien unter den Fingerkuppen der Männer zu pulsieren und anzuschwellen. In heftigen, unablässigen Wellen ging eine dunkle Schwingung von ihm aus: ein betäubender Einfluss, der den Blick vernebelte … der seinen verderblichen Schlummer in die Blutbahn der Tastenden ergoss.
    Die Männer, deren Sinne in eigentümlicher Dunkelheit dahintrieben, verspürten dumpf den Druck von hinten nachdrängender Leiber, die sie von dem Götzenbild wegschoben. Fast gleichzeitig strebten einige der Kreaturen an vorderster Stelle fort von dem Götzen, als hätten sie sich an seiner berauschenden Aura genügend gesättigt. Sie zogen auch die Erdenmänner über die schrägen Stufen mit sich nach unten, zurück auf den Boden der Höhle.
    Im Schein der Stablampen, die sie weiterhin mit lahmen Fingern umklammert hielten, sahen die drei, dass der Altar noch immer überquoll von den Albinowesen, die sich zu jener unheiligen Zeremonie um ihn herum versammelt hatten. Und durch verfinsternde Schattenschleier hindurch beobachteten die Männer, wie die Marsleute an der Pyramide auf und nieder fluteten, als sei sie bedeckt von einem leprösen, lebendig gewordenen Fries.
    Chivers und Maspic, dem einschläfernden Einfluss als Erste erliegend, sanken in tiefer Betäubung zu Boden. Dem widerstandsfähigeren Bellman jedoch kam es vor, als treibe er im Niederfallen durch ein Reich lichtloser Träume. Seine Empfindungen waren vollkommen neuartig und ihm namenlos fremd. Überall herrschte eine brütende, fühlbare Macht, für die er keine bildhafte Vorstellung fand: eine Macht, die eine ansteckende Schläfrigkeit absonderte.
    In diesen Träumen vergaß Bellmann Stufe für Stufe auch noch den flüchtigsten Funken seines menschlichen Selbst und glaubte sich eins mit den Angehörigen des augenlosen Volks. Gleich ihnen lebte er in abgrundtiefen Höhlen und wandelte auf nachtdunklen Pfaden. Doch zugleich war er auch etwas anderes: eine Wesenheit ohne Namen, die über die Blinden herrschte und von ihnen als Gottheit verehrt wurde … ein Ding, das in den vorzeitlichen Faulgewässern hauste, in den untersten Tiefen, und beizeiten heraufstieg zu unsäglicher Völlerei.
    In diesem Doppel-Dasein fraß Bellman sich satt bei blinden Gelagen – und wurde seinerseits gefressen. Mit all dem, gleich einem dritten Teil seiner selbst, war das Götzenbild verknüpft: jedoch nur auf eine durch den Tastsinn erfahrbare Weise und nicht als ein erinnertes Bild. Denn nirgends war Licht – ja, es fehlte selbst die Erinnerung an Helligkeit.
    Ob diese

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