Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
Vom Netzwerk:
und ihre Hüter mit wachsender Abscheu musterte, tauchte eine sechsbeinige Kreatur – ein Wesen, das aussah wie eine Mischung aus Warzenschwein und Leguan – aus dem Dschungel auf und trottete, keine vier Meter entfernt, an der Zeitmaschine vorüber. Es näherte sich einer der schalenförmigen Blüten und schnüffelte mit seiner dünnen, an einen Ameisenbären erinnernden Schnauze an den haarigen Stielen. Doch dann sprang zu meinem Entsetzen das im Blütenkelch kauernde Insekt vor und landete mit einem blitzschnellen Satz auf dem Rücken des glücklosen Tieres. Ich sah einen dolchartigen Stachel aufblitzen, der sich in den grotesken Leib vergrub. Das Opfer zappelte schwach und blieb dann reglos liegen, während sein Angreifer es mit einem Organ weiterbearbeitete, das dem zur Eiablage einer Schlupfwespe dienenden Rüssel ähnelte.
    Ich war zutiefst angewidert; noch abstoßender aber fand ich das Ganze, als ich feststellte, dass der Insektenleib in Wirklichkeit ein Teil der Blüte war, in der er geruht hatte! Er hing an einem langen, fahlen, gewundenen Strang, vergleichbar in etwa mit einer Nabelschnur, direkt aus der Mitte des sich herabneigenden Kelches. Nachdem das grässliche Ding mit seinem Opfer fertig war, begann der Strang sich zusammenzuziehen und hievte das Monstrum zurück in sein Versteck, wo es sich wieder hinkauerte, um mit seinen rubinroten Augen nach neuer Beute Ausschau zu halten. Es lag auf der Hand, dass es sich bei dieser Pflanze um eine fleischfressende Spezies handelte, die ihre Samen (beziehungsweise Eier) in toten Tieren ablegte.
    Ich wandte mich zu Li Wong um, der die Szene mit offenkundigem Missfallen in seinen Mandelaugen verfolgte.
    »Das mir nicht gefallen.« Ernst schüttelte er den Kopf.
    »Mir auch nicht«, erwiderte ich. »Als Landeplatz lässt ausgerechnet dieser Planet doch einiges zu wünschen übrig. Ich fürchte, wir müssen noch ein paar Millionen oder Trillionen Jahre weiterfliegen und unser Glück anderswo versuchen.«
    Aufs Neue spähte ich hinaus und fragte mich, ob die übrigen Pflanzenarten ringsum wohl ein ähnlich aggressives Wesen oder ähnlich unangenehme Eigenschaften besitzen mochten wie jene riesigen Blütenkelche. Und es war auch nicht unbedingt ermutigend festzustellen, dass einige der schlangengleichen Lianen träge auf unsere Zeitmaschine zuschwenkten. Eine von ihnen hatte die Sphäre bereits erreicht und kroch mit winzigen, in Saugnäpfen endenden Ranken an der Außenwand entlang.
    Mit einem Mal tauchte inmitten der schier undurchdringlichen Gewächse ein bizarres Wesen aus dem wogenden Dunst auf und rannte – mit knapper Not einem des an ihren Strängen hängenden Monstren ausweichend, das sich aus seinem Blütenkelch auf ihn stürzte – auf die Zeitmaschine zu. Das Ungeheuer verfehlte die in Aussicht stehende Beute nur um wenige Zentimeter und schaukelte wie ein abscheulicher Kobold in der Luft, ehe es von seinem langen, elastischen Strang zurückgezogen wurde.
    Die erwähnte Gestalt war so groß wie ein durchschnittlicher Mann und hatte zwei Beine, dafür allerdings vier Arme. Zwei davon entsprangen zu beiden Seiten des lang gestreckten, säulenartigen Halses, die beiden anderen saßen auf halber Höhe an dem in eine Wespentaille mündenden Brustkorb. Ihre Gesichtszüge waren elfenhaft fein geschnitten und auf dem breiten, haarlosen Scheitel erhob sich ein hoher, geschwungener Elfenbeinkamm.
    An der Nase der Kreatur – oder doch zumindest an dem, was danach aussah – befanden sich zwei bewegliche Fühler, die wie der Schnauzbart eines Orientalen neben dem winzigen, gespitzten Mund herabhingen; an seinen runden, irgendwie unpassend wirkenden Ohren befanden sich wie Wimpel flatternde, durchsichtige Membranen, dünn wie Pergamentstreifen mit einer seltsamen, hieroglyphischen Zeichnung.
    Unter pechschwarzen Halbkreisen, die mit Farbe auf die perlweiße Haut gemalt schienen, standen seine kleinen, wie Saphire blitzenden Augen weit auseinander. Ein kurzer Umhang aus einem seidigen Stoff, so rot wie Zinnober, bedeckte seinen Oberkörper. Abgesehen davon gab es nichts, was man als Kleidungsstück ausmachen konnte.
    Einigen weiteren der Pflanzenungeheuer ausweichend, die sich bösartig auf ihn stürzten, näherte er sich der Zeitmaschine. Offenkundig hatte er uns gesehen und mir war, als flehten seine Saphiraugen uns an, ihm zu helfen und ihn einzulassen.
    Ich drückte einen Knopf, der die Tür der Sphäre entriegelte und öffnete. Als sie nach außen schwang,

Weitere Kostenlose Bücher