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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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sahen sich Li Wong und ich einem Ansturm zahlloser unirdischer Gerüche, viele davon alles andere als angenehm, ausgesetzt. Wir atmeten einen sauerstoffbeladenen, von Ausdünstungen unbekannter chemischer Elemente durchsetzten Luftschwall ein.
    Mit einem gewaltigen, weiten Satz sprang der sonderbare Mann in die Luft und bekam den Kristallrand der offenen Tür zu fassen. Ich packte die geschmeidigen, dreifingrigen Hände des unteren Armpaares und zog ihn ins sichere Innere. Sofort schloss ich die Tür wieder, genau in dem Augenblick, in dem sich eines der an den Strängen hängenden Monstren dagegen warf. Dabei brach der spitze, wie Stahl aussehende Stachel ab und ein Rinnsal gelblich bernsteinfarbenen Giftes verschmierte das klare Metall.
    »Willkommen, Fremder!«, rief ich aus.
    Unser Gast atmete schwer; die Fühler in seinem Gesicht bebten und zuckten hin und her, während seine zarten, membranhaften Nüstern angestrengt nach Luft schnappten. Offenbar fehlte ihm der Atem zum Sprechen. Dafür senkte er mehrfach das kammgekrönte Haupt, verneigte sich tief und vollführte mit seinen schmalen Fingern eine Reihe hektischer Bewegungen, die offenkundig so etwas wie Hochachtung und Dankbarkeit zum Ausdruck brachten.
    Nachdem er wieder zu Atem gekommen war und zumindest einen Teil seiner Fassung zurückgewonnen hatte, begann er in einer unglaublich schrillen Tonlage zu sprechen – mit plötzlichen Kadenzen und allmählich ansteigenden Satzmelodien, die ich allenfalls mit dem Gesang gewisser tropischer Vögel vergleichen kann. Natürlich konnten Li Wong und ich lediglich spekulieren, was er meinte, da seine Worte, so sie denn als solche zu erkennen waren, keiner menschlichen Sprache ähnelten.
    Wir vermuteten jedoch, dass er uns danken und eine Erklärung dafür liefern wollte, vor welchen Gefahren wir ihn bewahrt hatten.
    Offenkundig erzählte er uns, begleitet von zahllosen sonderbaren, dafür jedoch umso beredteren theatralischen Gesten, eine Geschichte, und zwar eine ziemlich lange. Manchen dieser Bewegungen entnahmen wir, dass er sich keineswegs aus freien Stücken in diesem üblen Dschungel aufhielt, sondern von seinen Feinden dort ausgesetzt worden war – in der Hoffnung, dass er den monströsen Pflanzen dieser Wildnis nicht entkommen würde.
    Mittels Zeichensprache gab er uns zu verstehen, dass der Urwald enorme Ausmaße besaß und es darin noch weitaus furchtbarere Gewächse gab als jene riesigen Blütenkelche.
    Später, als wir die Sprache jenes absonderlichen Wesens wenigstens insoweit beherrschten, als dass wir ihn verstehen konnten, stellten wir fest, dass wir mit unserer Vermutung richtig lagen. Doch alles in allem war der Inhalt seiner Erzählungen noch weitaus merkwürdiger und fantastischer, als wir ihn uns vorgestellt hatten.
    Während ich unserem Gast so lauschte und dem aufgeregten Gestikulieren seiner vier Hände folgte, gewahrte ich einen Schatten, der sich über uns legte und sich vor das grüne, fahle Licht des verhangenen Himmels schob. Im Aufblicken sah ich, wie sich ein kleines Luftschiff in Form einer Scheibe auf uns herabsenkte, um geradewegs über unserer Zeitmaschine zu verharren. Es war umgeben von sich drehenden Rädern und spitzen, wie die Flügel einer Windmühle schwirrenden Tragflächen.
    Unser Gast nahm dies ebenfalls wahr. Abrupt hielt er in seinem Bericht inne. Ich sah ihm an, dass er zutiefst beunruhigt war, ja, Angst hatte. Daraus schloss ich, dass es sich um eine Flugmaschine seiner Widersacher handeln musste, eben jener Wesen, die ihn in dieser furchteinflößenden Umgebung einem grausamen Los überlassen hatten. Zweifellos waren sie zurückgekehrt, um sein Schicksal zu besiegeln; vielleicht hatte aber auch das Auftauchen unserer Zeitkapsel ihre Aufmerksamkeit erregt.
    Das fremde Luftschiff schwebte mittlerweile direkt über den Wipfeln der riesenhaften Pflanzen, zwischen deren Stämmen unsere Kapsel bei der Landung stecken geblieben war. Durch das silbrige Schwirren der Flügel und rotierenden Räder hindurch erkannte ich die Gesichter mehrerer Wesenheiten, die im Großen und Ganzen genauso aussahen wie unser Gast und eindeutig mit ihm artverwandt waren. Eines dieser Wesen hielt ein mehrläufiges, entfernt an eine Gatling Gun oder ein Salvengeschütz wie die Mitrailleuse erinnerndes Gerät in Händen und richtete es auf die Zeitmaschine.
    Unser Passagier stieß einen gellenden Schrei aus und packte mich mit zweien seiner Hände am Arm, während er mit den beiden anderen nach

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