Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
einer Weile, ich weiß nicht wie, war mir klar, dass unsere Sphäre mehr als eine Million Jahre zurückgelegt hatte.
Unvermittelt tauchte erneut eine Sonne vor uns auf. Anscheinend flogen wir mitten durch sie hindurch, denn für kurze Zeit war unsere Maschine von weißglühendem Feuer umgeben, dessen unerträgliches Gleißen uns zu vernichten drohte. Dann war es auch schon wieder vorbei. Wir schwebten im finsteren Weltraum, bis ein kleinerer, leuchtender Himmelskörper auf uns zuraste.
Ich wusste, dies war ein Planet und nahm so viel Geschwindigkeit weg, dass ich ihn näher in Augenschein nehmen konnte. Er rückte heran, schob sich wirbelnd in einer Orgie sich übereinander drängender Bilder unter uns. Mir war, als könne ich Meere und Kontinente, Inseln und Gebirge ausmachen. Er kam noch näher, bis er vor uns aufragte, uns regelrecht mit wogenden Formen zu umgeben schien, die eine ungeheure Vegetation erahnen ließen.
Ich war bereit. Meine Hand ruhte auf dem Hebel, der unseren Flug abbremste. Als wir heftig schlingernd über dem auf und ab wogenden Urwald hingen, brachte ich die Maschine auf einen Schlag zum Stillstand. Zweifellos hatte ich Glück, dass sie dabei nicht auf der Stelle auseinanderbrach. Ich vernahm ein gewaltiges Krachen, unser Gefährt schwankte und schaukelte wie wild hin und her, schließlich schien es sich wieder auszurichten und stand endlich still. Unsere Zeitmaschine hatte Schlagseite. Mich hätte es um ein Haar aus dem Sitz gerissen, während Li Wong in reichlich würdeloser Haltung auf dem Boden lag. Aber immerhin war es uns gelungen zu landen.
Noch immer drehte sich alles um mich. Bemüht, das Gleichgewicht zurückzuerlangen, blickte ich durch die Kristallwände hinaus auf ein merkwürdiges, üppig wucherndes Gewirr erstaunlicher Pflanzenarten. Unsere Zeitmaschine war zwischen den aufgequollenen, rötlich braunen Stämmen einiger dieser Pflanzen stecken geblieben und schwebte nun gut einen bis anderthalb Meter über einem rosafarbenen, morastigen Untergrund, aus dem wie sinistre Fühler die bräunlich purpurnen Spitzen unbekannter Gewächse ragten.
Über uns befanden sich riesige, fahle, schlaffe Blätter, in deren violetter Äderung ich ein schwaches Pulsieren wahrzunehmen glaubte. Vom knollenartigen oberen Ende einer jeden Pflanze hingen sie wie ein Kreis eng angelegter Arme um einen kopflosen Torso herab.
In der grünen, von einem so dichten Dunst erfüllten Luft, dass man beinahe den Eindruck hatte, in einem unterseeischen Garten zu sein, drängten sich, grotesk übereinandergetürmt, die vielfältigsten Pflanzen. Von allen Seiten wanden sich schlangengleich Lianen auf uns zu, überall erblickte ich sich üppig ausbreitende, korallenfarbige Palmwedel und weiße, aber auch zinnoberrote, pilzartige Blüten so groß wie Holzfässer. Hoch über dem Dschungeldach ließ ein dunkelgrün-goldener Glanz die durch die schwüle Atmosphäre gefilterten Strahlen einer Mittagssonne erahnen.
Zunächst empfand ich nichts als Verblüffung, mir schwirrte der Kopf und ich wollte meinen Augen kaum trauen. Doch dann, als ich in dem Durcheinander absonderlicher, in die Höhe ragender Formen allmählich weitere Einzelheiten ausmachen konnte, gesellten sich noch Entsetzen und ein regelrechter Ekel hinzu.
In regelmäßigen Abständen sah ich riesige, schalenförmige Blütenkelche in der grünlich violetten Tönung verwesenden Fleisches auf kräftigen, borstigen, merkwürdig tripodenhaften Stielen thronen. In diesen Kelchen lauerten geduckt die gedrungenen Leiber riesenhafter Insekten – zumindest hielt ich sie in diesem Moment dafür. Unbewegt und bösartig streckten sie ihre Fühler aus und ließen dabei sonstige Organe und Gliedmaßen über den Rand der Kelche baumeln.
Diese Ungeheuer schienen die leichenhafte Färbung der Blüten zu imitieren. Sie waren unsagbar abstoßend, und ich werde mir nicht die Mühe machen, ihre Anatomie bis ins Detail zu schildern. Allerdings sollte ich die drei wie Schneckenfühler anmutenden Auswüchse erwähnen, an deren Spitzen rubinrote, hoch über den Körper hinausragende Augen saßen, die mit bedrohlicher Wachsamkeit den Urwald inspizierten.
Auf dem Boden rings um die Dreifachstängel erblickte ich die Kadaver seltsamer Tiere. In verschiedenen Stadien der Verwesung umgaben sie die Stiele in einem Kreis. Aus vielen dieser Leichname sprossen neue Pflanzen mit schaurig dunklen Blüten, deren Kelche sich noch nicht geöffnet hatten.
Noch während ich diese Pflanzen
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