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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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ich zum kristallklaren Boden hinab. Unter mir erstreckten sich wie in einem furchtbaren Abgrund die eisigen Feuer fremder Galaxien! Mit schockiertem Entsetzen stellte ich fest, dass wir im leeren Raum schwebten. Mein erster Gedanke war, dass unser Sonnensystem mitsamt der Erde vernichtet worden sein musste. Im Verlauf der letzten zwanzigtausend Jahre konnte sich irgendwann eine kosmische Katastrophe ereignet haben; und da Li Wong und ich uns mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die abstrakte Dimension der Zeit bewegt hatten, war es uns irgendwie gelungen, dem Untergang zu entgehen.
    II. Eine bizarre Welt
    Ich war wie vom Donner gerührt. Mit einem Schlag begriff ich! Die Sphäre war lediglich durch das Zeitkontinuum gereist . Aber in diesem Intervall hatten sich Erde und Sonne im Raum weiterbewegt, wie man es ja allen Planeten und Himmelskörpern nachsagt. Bei all meinen Berechnungen hätte ich mir diese Möglichkeit niemals träumen lassen. Ich war stets davon ausgegangen, dass wir, in Bezug zur Erde gesehen, aufgrund der Gravitation automatisch an dem Punkt blieben, von dem aus wir gestartet waren. Doch offensichtlich besaß das Gesetz der Gravitation in jener den Raum überschreitenden Dimension, die wir Zeit nennen, keinerlei Wirkung. In Bezug zum Raum waren wir stehen geblieben und nun zwanzigtausend Jahre kosmischer Drift von der Erde entfernt! Ursprünglich als Zeitmaschine gedacht, eignete sich meine Erfindung also auch ganz passabel als Transportmittel für den interstellaren Transit.
    Ich war sprachlos. Menschliche Worte vermögen nicht auszudrücken, was ich empfand. Das Gefühl, das mich übermannte, war die größte, äußerste, schrecklichste Panik, die ich je erlebt habe. Verglichen damit kann man die Angst eines Forschungsreisenden, der sich ohne Kompass im ewigen Eis einer arktischen Wüste verirrt, allenfalls schwach und kindisch nennen. Zum ersten Mal begriff ich das ganze grandiose Ausmaß der Entfernungen zwischen den Sternen, zum ersten Mal wurde mir die wahre Tiefe des grenzen- und richtungslosen Abgrunds bewusst. Ich kam mir vor wie ein Staubkorn, umhergewirbelt im Sturmwind eines unermesslichen Chaos. Mir schwindelte, was sowohl meinen Körper als auch meinen Geist betraf.
    Ich streckte die Hand nach dem Schalter aus, der die Zeitenergie umkehren und die Sphäre wieder zurück an ihren Ausgangspunkt schicken würde. Doch all meiner Angst und Panik und völligen Verwirrung zum Trotz widerstrebte es mir, umzukehren. Selbst in der trostlosen, unüberbrückbar zwischen den Sternen gähnenden Kluft vermochte mich der Gedanke an die fade Alltagswelt, der ich entflohen war, nicht zu reizen.
    Allmählich gewann ich auch mental mein Gleichgewicht zurück. Ich entsann mich der Lichtblitze, die mich so durcheinandergebracht hatten. Sie markierten, wie mir nun klar wurde, das Vorüberziehen einer fremden Sonne und ihres Planetensystems, das auf seiner Umlaufbahn zufällig die ehemalige Position der Erde im Raum einnahm. Indem ich mich in der abstrakten Zeit weiterbewegte, würden in der unaufhörlichen Drift des Universums zweifellos andere Himmelskörper an diese Position rücken. Wenn ich die Geschwindigkeit der Sphäre verringerte, müsste es möglich sein, auf einem davon zu landen.
    Dir dürfte zweifellos klar sein, dass ein derartiges Unterfangen reinem Wahnsinn und absoluter Dummheit gleichkommt. Wahrscheinlich war ich aufgrund der physischen und psychischen Anspannung meines beispiellosen Erlebnisses nicht ganz bei Sinnen. Andernfalls hätte ich die Schwierigkeiten – ganz zu schweigen von den Gefahren – einer solchen Landung, die ich mir so ruhig und gelassen ausmalte, erkennen müssen.
    Mit halber Geschwindigkeit setzte ich die Zeitreise fort. Dies, so rechnete ich mir aus, würde mich in die Lage versetzen, den nächsten herannahenden Himmelskörper rechtzeitig zu sichten, um die Landung vorzubereiten.
    Ganze Zeitalter hindurch durchdrang nichts die uns umgebende Finsternis. Eine Ewigkeit verging in der lichtlosen Leere, ehe ein gleißender Glanz vom Nahen einer Sonne kündete. Sie zog dicht an uns vorüber und verdeckte einen Augenblick lang das halbe Firmament. Offensichtlich besaß sie keine Planeten, zumindest keine, die in Sichtweite gerieten.
    Stetig flogen wir weiter, bis ich es schließlich aufgab, unablässig die Anzeige mit ihren verschwommenen, ins Unendliche vervielfachten Ziffern zu beobachten. Die Zeit zog unwirklich, geisterhaft, wie im Traum an mir vorüber. Doch nach

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