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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Sekunden reduzierte.
    Darauf wies ich Li Wong hin. »Vielleicht solltest du doch besser zurückbleiben«, schlug ich vor.
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Sie gehen, ich gehen«, sagte er mit einem gleichmütigen Lächeln.
    Indem ich mir noch einmal Tag, Minute und Sekunde unserer Abreise in Erinnerung rief, zog ich einen Hebel und setzte die Beschleunigung in Gang.
    Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, welche körperlichen Reaktionen und Empfindungen mich erwarteten. Unter anderem kam mir der Gedanke, ich könnte ganz oder teilweise das Bewusstsein verlieren. Darum schnallte ich mich für diesen Fall am Sitz fest, um das Risiko eines Sturzes zu beseitigen.
    Mit dem jedoch, was tatsächlich geschah, hatte ich nicht gerechnet. Es war sonderbar. Als Erstes empfand ich eine plötzliche Leichtigkeit, so als sei ich von meinem Körper losgelöst. Gleichzeitig schien die Maschine sich auszudehnen, ihre Wände, Generatoren und übrigen Teile verschwammen und schienen sich in einer endlosen Reihe von Momentaufnahmen zu wiederholen. Auch meine eigene Person und Li Wong wirkten auf diese Art vervielfältigt. Ich war mir meiner selbst auf unglaubliche Weise bewusst und nahm mich nur noch als flackernden Schatten wahr, aus dem fortwährend weitere Schatten projiziert wurden. Ich versuchte zu sprechen, und die Worte schwollen zu einem sich stetig wiederholenden Echo an.
    Für kurze Zeit schien die Sphäre in einem Meer aus Licht zu schweben. Dann wurde es unbegreiflicherweise allmählich immer dunkler. Eine drückende Finsternis umschloss die Zeitmaschine, doch die Umrisse der Gegenstände im Innern der Kugel waren noch immer deutlich auszumachen, sie leuchteten mit einem schwachen Phosphoreszieren.
    Diese Phänomene stellten mich vor ein Rätsel, insbesondere die Finsternis draußen, die ich mir nicht erklären konnte. Rein theoretisch hätten die Tage und Nächte, durch die wir mit so ungeheurer Geschwindigkeit rasten, zu einem Grauton verschwimmen müssen.
    Jahrhunderte, Jahrtausende, Äonen zogen in dieser sonderbaren Nacht an uns vorüber. Mit einem Mal durchdrang, nicht minder rätselhaft als das Dunkel, ein gleißendes Licht die Sphäre, ein Aufblitzen, heller als alles, was ich bisher gekannt hatte. Es erlosch sofort wieder, direkt gefolgt von zwei weiteren, nicht ganz so hellen Lichtblitzen. Gleich darauf umfing uns wieder die Düsternis.
    Ich streckte eine Hand aus, die zu hundert Händen wurde, und irgendwie gelang es mir, das Licht über der Instrumententafel mit den Chronometern einzuschalten. Eine der Anzeigen war eigens dazu konzipiert, die Vorwärtsbewegung in der Zeit festzuhalten. In dem geisterhaften Leuchten waren die Zeiger und Zahlen kaum auszumachen, doch nach langem Brüten stellte ich fest, dass ich mich alles in allem zwanzigtausend Jahre in der Zeit vorwärts bewegt hatte!
    Das dürfte, zumindest für den Anfang, wohl genügen. Ich tastete nach den Schaltern und drosselte den Schub.
    Prompt normalisierte sich meine visuelle Wahrnehmung und ich sah alles wieder dreidimensional wie jedes andere den Gesetzen von Zeit und Raum unterworfene Wesen auch. Das Gefühl der Leichtigkeit und Körperlosigkeit hielt jedoch an. Mir war, als müsse ich wie eine Feder durch die Luft schweben, wären da nicht die Metallkrampen gewesen, die mich an meinen Sitz fesselten.
    Ich vernahm Li Wongs Stimme, den ich vorher praktisch vergessen hatte. Und sie kam von oben! Überrascht stellte ich fest, dass der Chinese – seine weiten Ärmel lächerlich um ihn flatternd – in der Luft schwebte, vergeblich darum bemüht, das Gleichgewicht zurückzuerlangen und die Füße auf den Boden zu bekommen!
    »Ich fliegen wie Möwe«, kicherte er. Allem Anschein nach amüsierte ihn seine missliche Lage eher, als dass sie ihm Angst einjagte.
    Was war, um Himmels willen, geschehen? Gab es in dieser zukünftigen Welt keine Gravitation mehr? In dem Bemühen, die geografischen Gegebenheiten des Terrains auszumachen, in dem wir gelandet waren, spähte ich durch die glasartigen Wände nach draußen.
    Ich glaubte, es sei Nacht, denn uns umgab schwärzeste Finsternis, durchsetzt von Millionen kalt funkelnder Sterne. Aber warum waren die Sterne nicht nur über, sondern auch rings um uns? Selbst wenn wir uns auf einer Bergspitze befänden, müsste man in der Ferne eigentlich vage den nächtlichen Horizont erahnen können.
    Doch nirgendwo war ein Horizont zu sehen – überall nur der Glanz unbekannter Sternbilder. Mit wachsender Verwirrung blickte

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