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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erschien Mickeys Hand. Sie geriet in den Lichtkreis der über dem Tisch hängenden runden Lampe und wollte das Geld aus dem Pott an sich nehmen, doch David war dagegen. »Einen Augenblick!«
    Die Hand erstarrte. Aus dem Lippenspalt fuhr Mickeys Zunge. Sie leckte ein paar Schweißtropfen weg. »Wieso?«
    »Ich habe noch nicht aufgedeckt.«
    »Aber du hast doch…«
    »Nichts habe ich, Mickey. Jede Glückssträhne geht einmal zu Ende. Auch deine.«
    Wan kümmerte sich nicht um den Dialog der beiden. Er war bereits aus dem Spiel gestiegen.
    »Dann zeig doch, was du hast, Mensch!«
    »Sicher, Mickey.«
    David Stern deckte auf. Er tat es ruhig, sicher, überlegen. Und er präsentierte sein Blatt mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, denn es waren vier Zehner.
    Ein Vierling. Der ging über ein Full House.
    Mickey verzog das Gesicht. Ein nicht druckreifer Fluch drang aus seinem Mund, während Wan nickte und David Stern das Geld lässig an sich nahm, ohne eine Miene zu verziehen. Es waren schließlich über 300 Pfund.
    Die Tür wurde geöffnet, und der Wirt erschien. »Möchten die Gentlemen noch etwas trinken?« fragte er ergeben.
    Wan bestellte eine Flasche Mineralwasser. Stern nichts, Mickey war noch mit Gin versorgt.
    Der Chinese musste mischen. Während er das tat, schaute er sich um. Das Hinterzimmer war typisch. Es hätte auch aus einer Filmkulisse stammen können. Die abgeblätterten Tapeten, die runde Lampe an der Decke, der ebenfalls runde Kartentisch und die harten, nicht gepolsterten Stühle.
    Es gab zwei Fenster und auch zwei Türen Die Fenster waren von der Straßenseite her nicht einsehbar, da sie zur Rückfront des Gebäudes führten. Die zweite Tür führte in einen schmalen Gang. Sie diente mehr als Fluchtweg in den Hinterhof.
    Der Chinese blickte auf eines der beiden Fenster. Für einen Moment wurde sein Blick starr, und auch seine Haltung änderte sich. Draußen trieb der Nebel vorbei. Dennoch glaubte er, eine Gestalt dort gesehen zu haben. Lauerte dort jemand?
    »Was hast du?« David Stern war es aufgefallen, während Mickey seinen Gin trank.
    »Nichts, gar nichts.«
    »Aber du hast…«
    »Eine Täuschung, David. Ich dachte, es wäre dort jemand herspaziert und hätte einen Blick in den Raum geworfen«
    Stern drehte sich um. »Das war sicherlich der Nebel. Er gaukelt einem manchmal Dinge vor, die es überhaupt nicht gibt.«
    »Natürlich, so wird es gewesen sein.« Wan begann mit dem Austeilen der Karten. Sie rutschten glatt und sicher über die Tischplatte. Ein jeder bekam fünf.
    Mickey hob sie sofort auf, schaute sie an und sein Gesicht verzog sich in die Breite. Er schien keine guten Karten bekommen zu haben. Ihm sah man es meist an, aber er hatte auch schon geblufft, deshalb verließen sich die anderen nicht zu sehr auf seine Mimik.
    Bevor sie boten, setzten sie ein. Jeder zehn Pfund. So lagen immerhin 30 Pfund im Topf.
    Stern nickte Mickey zu. »Du beginnst.«
    »Ich schiebe.«
    Wan setzte fünf Pfund ein.
    »Mehr nicht?« fragte Stern.
    »Nein, geh du doch höher.«
    »Das werde ich auch.« David Stern nahm einen zerknitterten Schein und schleuderte ihn lässig in die Mitte. Es war ein Fünfziger.
    »Shit, ich steige aus.« Der Kommentar kam von Mickey. Er knallte seine Karten auf den Tisch und griff zu einer Filterlosen. Nur noch Wan und Stern spielten. Die beiden schenkten sich nichts, denn sie konnten ausgezeichnet bluffen und hatten sich hervorragend in der Gewalt.
    »Fünfzig Pfund«, sagte Wan und nickte sich dabei selbst zu, während er mit den Fingern eine Banknote zerknüllte.
    Mickey lachte. »Ziemlich viel Kies für einen Chinesen.«
    Beide Spieler gingen auf diese Bemerkung nicht ein. Wan erst recht nicht. Er kannte Mickey. Der konnte nicht verlieren und machte seinem Ärger durch solche Bemerkungen Luft. Zudem wartete Wan auf eine Reaktion seines Mitspielers.
    David Stern, der besondere Kaufmann, krauste ein wenig die Stirn. Wieder kraulte er seinen Bart, schaute noch einmal in die Karten, glich den Betrag aus und legte noch einen Fünfziger drauf. Er ließ ihn aus spitzen Fingern fallen. Der Geldschein flatterte neben die anderen. Mickey pfiff durch die Zähne. Das Spiel begann allmählich spannend zu werden.
    »Steigst du aus?« fragte David.
    »Hast du etwas gehört?«
    »Nein.«
    »Na bitte.« Wan hüstelte, glich ebenfalls aus und knallte einen Hunderter auf den Tisch. David betrachtete die Summe gelassen, schaute auf seine Karten, hob die Schultern und legte sie

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