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Die Grabstein-Clique

Die Grabstein-Clique

Titel: Die Grabstein-Clique Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgeatmet, um mit seinem Höllenodem die Welt einzudecken. Die normale Umgebung wurde von den gelblichen Schwaden zum großen Teil verschluckt. Was ich sah, erinnerte mich an eine geisterhafte Szenerie, die auch aus einem Totenreich hätte stammen können, das sich aus einer anderen Welt in die unsere, in den Nebel, hineingeschoben hatte.
    Aber diese Suppe war so dicht, daß wir uns kaum zurechtfinden konnten. Uns selbst wäre es schwergefallen, unseren Wagen zu finden, aber wir mußten tiefer in diese Welt hinein, wir mußten an das Grabmal heran. Und ob Watkins in seiner Verfassung das Ziel bei diesem
    ›Wetter‹ finden würde, war fraglich.
    Als ich mich umdrehte, hatten die beiden Männer das Haus verlassen. Sean Watkins ging geduckt, als befürchtete er, aus dem Nebel Peitschenhiebe zu bekommen.
    »Finden Sie den Weg noch?« hörte ich Suko fragen. Obwohl er ziemlich nahe bei mir stand, kam mir seine Stimme vor, als wäre sie vom Nebel halb verschluckt worden.
    »Es ist schwer.«
    »Wir müssen hin!« drängte mein Freund. Ich sah ihn nicken. Noch einmal drehte er sich um, als wollte er einen letzten Blick auf sein Haus werfen. Dann gab er die Richtung an. Und für uns begann ein Weg in die Hölle…
    ***
    Clara Moreno hatte die Hand ausgestreckt, glücklich darüber, eine Partnerin gefunden zu haben, die ebenso dachte wie sie, und die nur darauf fixiert war, dem großen Meister einen Gefallen zu tun. Die Nonne hatte einige Male nach dem großen Ziel gefragt und nur zur Antwort bekommen, daß sie sich überraschen lassen sollte.
    »Werde ich den Meister sehen?«
    »Er wird sich zeigen…«
    »Und er hat uns gezeichnet. Uns beide. Die anderen auch?« Clara dachte an ihre Zunge, die sie im Mund zusammengerollt hatte und nur selten vor den Lippen sehen ließ.
    »Ja, sie auch.«
    »Wie sehen Sie aus?«
    »Warte es ab.«
    Noch immer umsummten Insekten den Hinterkopf der ehemaligen Stripperin. Sie führten einen Tanz auf, sie klebten an der großen Wunde, die immer wieder näßte, was Cora Vandell aber nicht störte. Für sie zählte nur das Grabmal.
    Die Hitze drückte immer stärker. Der Himmel hatte zudem seine Bläue verloren. Er sah jetzt aus wie eine gewaltige bleigraue Decke, die sich immer mehr zu senken schien, weil andere Wolkenströme in diese Decke hineinglitten und sie ausfüllten. Es ging kein Wind. Die Schwüle roch auch nicht nach Gras, Pflanzen oder Blumen, sie hatte einen ganz bestimmten Gestank angenommen, und sie wurde von kratzigen Schwefelgasen durchweht. Alles drückte sich zusammen. Die Natur schien sich zu ducken, denn sie bereitete sich auf ein mächtiges Gewitter vor, daß sich über das Land ergießen und es ertränken wollte. Der Weg führte bergan. Obwohl Clara Montero das Laufen nicht gewöhnt war, machte ihr die Strecke nichts aus, denn sie hatte immer nur ihr Ziel vor Augen.
    Manchmal schnellte ihre Zunge zwischen den Lippen hervor. Blieb sie zu lange draußen, schafften es die Insekten, sich auf dieses schmale Band zu hocken, die dann auch nicht flohen, als die Nonne die schmale Zunge wieder in ihren Mund zurückrollen ließ.
    Sie zerkaute die Fliegen. Und es machte ihr nichts aus, im Gegenteil, den bitteren Geschmack empfand sie als teuflisch gut. Dann blieb ihre Führerin stehen und deutete einen flachen Hang hoch, der mit Gras bewachsen war und ziemlich staubig aussah. An seinem Ende verdichtete sich das Strauchwerk und bildete dort eine kleine, knorrige Insel.
    »Wartet er dort?« fragte Clara.
    »Ja, das ist unser Ziel!«
    Clara jubelte nicht, aber die Freude ließ einen hellen Glanz in ihre Augen steigen. Wenn sie gekonnt hätte, sie hätte sich die Hände gerieben, aber sie blieb ruhig und genoß ihre Freude mehr innerlich. Von den anderen sah sie noch nichts. Das knorrige Buschwerk war einfach zu dicht, und sie konnte auch die hohen Steine des Grabmals noch nicht erkennen.
    Beide gingen weiter.
    Niemand drängte sie. Die Zeit glitt dahin. Sie lauschten auf das Schleifen ihrer Schritte. Der Druck der Schuhe hatte das Gras geknickt. Über ihnen am Himmel zogen einige Vögel ihre Kreise. Sie flogen sehr tief, als würden sie es nicht mehr schaffen, bei dieser Schwüle an Höhe zu gewinnen.
    Und weiter gingen sie.
    Immer höher, immer mehr näherten sie sich dem Ziel. Über ihnen bewegten sich die Wolken. Sie waren dunkler geworden, zeigten aber an manchen Rändern einen schwefelgelben Farbton.
    Wenn überhaupt Wind wehte, war er zumeist so warm, als würde er direkt aus der

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