Die Grabstein-Clique
läßt mich nicht in Ruhe. Er weiß genau, was ich getan habe. Er ist eine Kreatur, die furchtbare Rache nehmen kann. Das ist nicht erklärbar, es ist eine andere Macht, mit der ich mich angelegt habe. Ich wollte das Grabmal zerstören, weil ich spürte, daß etwas Böses von ihm ausging, nun aber wird es mich zerstören. Ja, es wird mich vernichten, das weiß ich genau, das ist…« Er senkte den Kopf und fing wieder an zu weinen.
Uns mußte es einfach gelingen, ihn wieder auf die Beine zu bringen. Wir konnten ihn nicht hier alleine lassen, das war einfach unmöglich. Er mußte an unserer Seite bleiben, denn auf schutzlose Opfer wartete der Teufel nur.
Suko und ich sprachen mit ihm. Obwohl die Zeit immer weiter fortschritt und wir uns beeilen mußten, wollten wir nicht hart an ihn herangehen und es so verständnisvoll wie möglich machen. Er hörte uns zu, nur konnte ich mir nicht vorstellen, daß er auch begriff, was ich ihm sagte. Er senkte nur den Kopf.
Irgendwann stand er auf. So ruckartig, daß er mich anstieß. Erst sah er Suko an, dann mich. Seine Augen waren gerötet, die Wangen verquollen, er bewegte seine Lippen, ohne einen Ton zu sagen. Sein Geicht wirkte mit der dünnen Haut durchscheinend, die Augen erinnerten mich an altes, spröde gewordenes Glas.
»Bitte«, sagte er. »Bitte…«
»Sie werden mit uns kommen müssen. Wenn wir das Grabmal erreicht haben, werden wir sie verstecken, Sean.«
Er stierte an uns vorbei. »Der Teufel hat die Macht!« flüsterte er. »Der Teufel ist mächtiger als die Heiligen. Ich habe ihn gespürt. Ich habe gemerkt, welch einen Einfluß er besitzt. Er hat mir meinen Hund genommen. Er hat Benny und…«
»Das gehört der Vergangenheit an!« sagte Suko. »Daran dürfen Sie nicht mehr denken.«
Sean Watkins hob die Schultern. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich werde mit euch gehen. Wir drei müssen uns schonjetzt auf den Tod vorbereiten«, flüsterte er mit einer Stimme, die mir Furcht einjagte. Aber ich konnte die Angst des Mannes verstehen, auch wir fühlten uns nicht wohl, denn wir kannten die Macht des Satans, der es schaffte, auch die Natur zu manipulieren.
Ich ging als erster zur Tür. Sie war wieder ins Schloß gefallen. Da ich durch kein Fenster schaute, war mir auch vorher nichts aufgefallen. Erst als ich die Tür geöffnet hatte, blieb ich geschockt auf der Schwelle stehen und stellte mir die Frage, ob wir das Grabmal jemals erreichen würden…
***
Die Umgebung hatte sich verändert!
Vorhin noch hatte ich daran gedacht, daß der Teufel auch die Natur manipulieren konnte, nun bekam ich den Beweis für diese Annahme, und ich fühlte mich nicht gerade besser.
Nebel wallte auf der Lichtung. Er sah gelblich aus, als würde über ihm ein starker Mond stehen und sein Licht in die wallende Masse hineinstreuen.
Doch es war nicht das Mondlicht, das ihn so aussehen ließ, ich ging davon aus, daß der Teufel persönlich ihm seinen Atem eingehaucht hatte.
Er stank nach Schwefelgasen, nach irgendeinem Abfallprodukt, vielleicht auch nach Teer, so genau konnte ich das nicht feststellen. Nur hinderte er uns an der Sicht, und das war schlecht. Hinzu kam, daß sich in dem Nebel Kreaturen verborgen halten konnten, die uns dann blitzschnell überfallen würden.
All das schoß mir durch den Kopf, als ich auf der Schwelle stand und hinter mir die Schritte der beiden anderen hörte, die auf mich zukamen. Ich drehte mich um.
Scan Watkins wollte nicht mehr weitergehen. Er blieb stehen und mußte von Suko vorgeschoben werden, damit er überhaupt einen Schritt machte. Noch immer zögernd näherte er sich der Tür. Sein Atem ging keuchend. Er holte tief Luft, die Brust bewegte sich auf und nieder, er blinzelte, und Suko fragte ihn, ob es in dieser Gegend öfter zu einem plötzlichen Nebelangriff kam.
»Nein, nein«, sagte er hastig. »Nein, das ist Teufelswerk! Das ist einfach schrecklich.« Er preßte die Hände vor sein Gesicht und ließ sie wieder sinken. »Bitte, ich möchte nicht mehr. Ich kann es nicht aushalten. Ich werde verrückt. Wenn wir hinausgehen, wird uns der Teufel vernichten. Der Nebel wird uns auffressen.«
»Wir müssen gehen«, sagte Suko.
Ich ließ die beiden zurück und trat in den unwirklichen Nebel hinein, für dessen Existenz es einfach keinen Grund gab. Jetzt, als er mich von allen Seiten umgab und mich einhüllte wie ein Etui, nahm ich besonders deutlich seinen Geruch auf.
Es war der Gestank aus der Hölle!
Als hätte Asmodis persönlich
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