Die Grabstein-Clique
Gefühl, aus der Tiefe der Erde ein Grummein zu hören, konnte aber nicht sicher sein.
Jedenfalls fühlte sie sich beschützt, denn sie war in den Kreis aufgenommen worden, wie es sich gehörte. Sie war das vierte, das letzte Mitglied, damit die Grabstein-Clique endgültig vollständig war. Langsam drehte sie sich um.
Die anderen drei Personen standen hinter ihr.
Da war Cora Vandell, die ehemalige Stripperin mit dem zerfetzten Hinterkopf und der wenigen Kleidung, die sie wie Tücher um ihren Körper geschlungen hatte.
Da war auch der Schauspieler Skip Archer mit seinen kräftigen Raubtierhänden, dem dichten schwarzen Haar und dem leichenblassen Gesicht.
Und da war Lady Anne, die vornehm wirkende Aristokratin, deren Gesicht aussah, wie von einem Messer zerhackt.
Drei Menschen, drei Gezeichnete.
Und sie, die vierte, gehörte dazu. Und sie fühlte sich wohl dabei. Cora Vandell trat einen Schritt vor. »Jetzt sind wir vollständig«, sagte sie, »und werden damit beginnen, dieses Grabmal wieder aufzubauen. Erst dann haben wir das Ziel erreicht.«
Clara Montero wußte zwar von einem allgemeinen Ziel, sie konnte jedoch nicht sagen, was sie genau vorhatten. Ihre lange Schlangenzunge huschte zweimal aus dem Mund, erst dann stellte sie eine Frage: »Von welch einem Ereignis sprichst du?«
Cora lächelte breit. Sie war die Sprecherin dieser Grabstein-Clique.
»Von unserer Höllenfahrt…«
***
Wir gingen…
Nein, das war nicht der richtige Ausdruck. Wir hatten das Gefühl, uns durch eine feindliche Welt zu tasten, aus der jeden Augenblick das Grauen hervorstoßen konnte, um uns zu vernichten.
Bisher jedoch war alles gutgegangen.
Scan Watkins, unser Führer, hatte die Richtung bisher nicht gewechselt. In welche wir uns genau bewegten, konnten Suko und ich uns beim besten Willen nicht vorstellen, wir mußten darauf achtgeben, daß wir in keine tödliche Falle liefen.
Jedenfalls führte der Weg bergan.
Wie Gespenster wirkten die Büsche, die sich uns in den Weg stellten. Felsblöcke sahen aus wie starre Köpfe. Wir kletterten über sie hinweg oder mußten sie umgehen.
Der Nebel war da, der Nebel blieb, aber es war kein normaler Nebel, wie wir ihn aus dem herbstlichen London her kannten.
Er war trocken, er stank nach verbranntem Schwefel, nach scharfen Gewürzen, er roch einfach anders, als wir es gewohnt waren. Wir hatten nicht einmal feststellen können, woher er entstanden war. Manchmal hatten wir den Eindruck, als hätten sich die Schwaden aus den zahlreichen Spalten und Bodenrissen gedrückt, um sich zu mächtigen Wolken zu vereinigen.
Ich fürchtete mich nicht vor dem Nebel. Ich hatte nur Angst davor, daß er etwas Schreckliches verbergen könnte.
Ich hatte mich an den Schluß unserer kleinen Gruppe gesetzt. Suko und Sean Watkins gingen vor, wobei sich mein Freund immer in der Nähe des Mannes aufhielt.
Er war für den Teufel und dessen Diener die leichteste Beute, da er keine Waffe bei sich trug, die dieses höllische Monstrum abschrecken konnte.
Ich hatte mir das Kreuz vor die Brust gehängt. Bei jedem Schritt pendelte es von rechts nach links. Schon des öfteren hatte ich es betrachtet, aber keine Reaktion feststellen können. Es ›meldete‹ sich nicht. Anscheinend war die fremde Magie noch nicht stark genug oder befand sich kaum in der Nähe.
Manchmal sah es so aus, als würden dunkle, lange Schatten in Bodenhöhe durch den Nebel huschen. Bevor wir jedoch hinsehen konnten, waren sie wieder verschwunden.
Täuschungen?
Wieder sah ich einen Schatten. Ich zischte den beiden etwas zu, sie blieben stehen, so daß ich mich nach rechts drehen konnte, weil der Schatten dort erschienen war.
Er war noch vorhanden.
Sehr dunkel, relativ groß und mit selbst im Nebel leuchtenden Augen, die kalt wie geschliffene Messer wirkten.
Katzenaugen!
Für mich war es auch eine Wildkatze, die durch dieses Revier streunte. Oft genug waren Katzen in eine Verbindung mit dem Teufel gebracht worden. Auch hier konnte es durchaus möglich sein, daß die höllischen Kräfte Gewalt über das Tier bekommen hatten, und ich wollte es einfach genau wissen.
Die schwarze Katze bewegte sich nicht.
Dafür ging ich auf sie zu. Ich hatte mich etwas geduckt und mein Gewicht nach links verlagert, weil der Hang zur anderen Seite hin abfiel. So hatte ich dann keine Mühe mit dem Gleichgewicht. Mir kam es vor, als würde mich die Katze erwarten, sogar locken, um mir ihre Kraft zu beweisen.
Ich blieb auf der Spur!
Sie hatte sich
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