Die Grabstein-Clique
Schnauze sehen konnten, die mit einem Hundeschädel nichts mehr zu tun hatte, denn dieses Tier besaß den Kopf des Teufels. Eine dreieckige rote Fratze mit glühenden Augen, einem offenen Maul und doppelt so großen Reiß- und Stiftzähnen, wie sie auch gut ins Maul des Höllenherrschers gepaßt hätten. Kein Zweifel, der Hund war vom Teufel besessen. Suko zog seine Peitsche, schlug einen Kreis. Ich holte die Beretta hervor, kam aber nicht mehr zum Schuß, weil sich das Biest von der Wand abstemmte und herumfuhr.
Es wollte uns!
Als der Hund sprang, feuerte ich. Gleichzeitig mußte ich zur Seite huschen, denn der gewaltige Körper rammte trotzdem noch mit großer Wucht auf mich zu. Er hätte mich sicherlich umgerissen, so aber glitt er an mir vorbei und schnappte ins Leere.
Die geweihte Silberkugel steckte in seinem Körper. Er hätte zusammenbrechen und sich nicht mehr erheben müssen, aber der Satan hatte ihn derart beeinflußt, daß er dem geweihten Silber widerstehen konnte und sich erneut zum Angriff stellte.
Da hielt ich ihm mein Kreuz entgegen.
Er sah es, er starrte es an, hatte das Maul weit geöffnet, er keuchte und winselte plötzlich, denn die Strahlung des Silberkreuzes flößte ihm eine wahnsinnige Angst ein.
Er konnte nicht mehr, er merkte den Widerstand, er brach zusammen, schlug mit seinen Läufen um sich, heulte sogar auf, drehte sich auf dem Boden, dann berührte ich ihn mit meinem Talisman.
Ich brauchte die Aktivierungsformel nicht zu sprechen. Als das Kreuz das Fell des Hundes berührte, da zischte es auf, ein Brandmal blieb zurück, das sich zu einer tiefen Wunde veränderte, die noch weiter in das Fleisch hineindrang, so daß er plötzlich kleiner wurde, noch einmal mit den Läufen zuckte und liegenblieb.
Starr und tot!
Ich richtete mich wieder auf, und sah, daß Suko zu Watkins ging und leise auf ihn einsprach. Ich schaute mir den Hund an. Er sah wieder so aus wie sonst, der Geist der Hölle konnte ihm nichts mehr tun. Dort, wo ihn mein Kreuz getroffen hatte, war das Fell verschwunden. Ins Fleisch hinein hatte sich eine tiefe Wunde gebrannt. Tief atmete ich durch. Meine Hände waren feucht geworden, weil der Schweiß auf ihnen klebte. Er lag auch auf meinem Gesicht und brannte in den Augen.
Ich leistete dem Wildhüter Abbitte. Er hatte es sich tatsächlich mit der Hölle verdorben, was für ihn persönlich schlecht war, denn nun stand er auf der Abschußliste des Teufels, und gegen einen Menschen gewann der Höllenherrscher immer.
Wir wußten nun, daß wir eine Oase der Hölle kennengelernt hatten, daß sich der Satan dieses Gebiet nicht entreißen lassen würde. Es ging um dieses verdammte Grabmal, das für ihn eine große Bedeutung haben mußte.
Das war nicht nur einfach eine Stelle, die von ängstlichen Menschen zum Hort der Hölle auserkoren worden war, dahinter mußte ein tiefergehendes Motiv stecken, über das ich leider nichts wußte. Als ich die Nähe des Hundes verließ, hatte sein ansonsten braunes Fell einen schwarzen Farbton bekommen.
Es sah aus wie Asche, die jeden Augenblick zerrieseln konnte. Ich schaute auf den Wildhüter nieder. Er saß auf einem klobigen Stuhl, hatte den Oberkörper nach vorn gebeugt, die Arme auf den Tisch gelegt und sein Gesicht darin vergraben.
Er weinte.
Suko schaute mich an. »Das war der erste Angriff, John. Wir haben ihn abgeschmettert. Ich glaube allerdings nicht, daß Asmodis unseren Freund hier in Ruhe lassen wird.«
»Stimmt. Deshalb muß er mit.«
»Hoffentlich sieht er das ein.«
Ich suchte in einem Regal nach. Dort standen Bücher, einige Tassen, aber auch mehrere Flaschen ohne Etikett. Ich öffnete eine. Typischer Brandygeruch stieg mir in die Nase. Das war für ihn die richtige Medizin.
Mit der offenen Flasche trat ich an den Tisch. Zweimal mußte ich den Mann anstoßen, bis er seinen Kopf hob. Sein Walroßbart schimmerte feucht.
»Das sollten Sie trinken, Mr. Watkins.«
»Ja, danke.«
Er griff nach der Flasche. Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Seine Bewegungen hatten einen gewissen Automatismus, der darauf hindeutete, daß er mit den Gedanken nicht bei der Sache war. Er setzte die Flasche an.
Der erste, der zweite und er dritte Schluck gluckerten in seine Kehle. Tapsig stellte er die Flasche wieder weg. Sie wäre fast umgefallen, ich konnte sie im letzten Augenblick festhalten.
»Benny ist tot, nicht?«
»Ja«, sagte ich.
»In ihm hat der Teufel gesteckt!« flüsterte Watkins. »Ich habe es euch gesagt, der Teufel
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