Die Grabstein-Clique
ihr auch noch euer Leben verliert.«
»Noch leben Sie ja, Mr. Watkins.«
Da sprang der Wildhüter in die Höhe. Seine Augen blitzten, er zischte durch die Nase. »Verflucht noch mal, was soll das heißen? Wenn ihr den Teufel tatsächlich kennt, dann müßt ihr auch wissen, daß er überall sein kann, auch hier.« Er breitete die Arme aus, um uns soviel wie möglich zu zeigen. »Man sieht ihn ja nicht, man hört ihn nicht, aber er kann schon längst meine Hütte erreicht haben, um nur auf den günstigsten Zeitpunkt zu warten. Die nächste Nacht wird entscheidend. Ich habe sein verfluchtes Grabmal zerstört, aber ich habe mich dabei auch geirrt, das gebe ich jetzt zu. Ich hätte es so lassen sollen, aber ich brachte es einfach nicht fertig.«
»Setzen Sie sich wieder«, bat ich ihn, »und lassen Sie uns darüber in Ruhe reden.«
Er setzte sich nicht. Er blieb vor uns und der Bank stehen. »In Ruhe darüberreden?« Er lachte und sprach uns scharf an. »Das ist doch ein Unding!«
»Was wollen Sie dann?« fragte Suko. »Hier darauf warten, daß Sie sterben werden? Oder wollen Sie fliehen?«
»Nein, nein.« Watkins trat zwei Schritte zurück. »Das geht nicht. Ich kann nicht fliehen. Es gibt keinen Ort auf der Welt, wo ich mich vor dem Satan verstecken kann. Er würde mich überall finden, darauf könnt ihr euch verlassen.«
»Das stimmt allerdings«, sagte ich.
»Wie schön. Dann können Sie mich ja jetzt allein lassen. Suchen Sie das Grabmal selbst, wenn Sie unbedingt freiwillig in den Tod gehen wollen.«
Er war nicht zu belehren. So verständlich dies auch aus seiner Sicht sein mochte, wir konnten diesen Mann einfach nicht allein und damit im Stich lassen. Wir hüteten uns zudem davor, seine Worte nur als Gerede abzutun. Da steckte mehr dahinter, und auch seine Behauptung, der Teufel könnte schon ziemlich nahe sein, nahmen wir nicht auf die leichte Schulter.
Der Mann drehte uns den Rücken zu und schaute in die Ferne. An einer Seite drückte sich die graue Felswand drohend hoch. Ihr gegenüber war das Gelände frei, fiel ab und bildete beinahe eine mit Sträuchern und Gras bewachsene Savanne.
Aus dieser Richtung waren wir gekommen, ohne allerdings etwas entdeckt zu haben. Wenn die vier Täter sich am Grabmal treffen wollten, dann waren sie sicherlich schon da.
»Laßt mich allein!« sagte der Mann. »Ich habe etwas getan, was ich nicht tun sollte. Ich habe das Grabmal zerstört, ich wollte ihm den Weg versperren, es ist mir nicht gelungen.«
»Sie werden mit uns gehen!« entschied ich.
Er wirbelte herum. »Niemals! Hier ist mein Platz. Hier werde ich ihn erwarten.«
»Sind Sie denn sicher, daß er kommt?«
»So sicher wie das Amen in der Kirche. Ich habe eingesehen, daß ich es nicht schaffen konnte und…«
»Wir werden Ihnen helfen!« erklärte Suko schlicht. »Bleiben Sie an unserer Seite, und ich will Ihnen auch sagen, daß wir nicht zum erstenmal gegen den Höllenherrscher kämpfen. Bisher hat er überlebt, wir allerdings auch. Ich kann Ihnen nur raten, uns auch zu glauben und uns zu vertrauen, Mr. Watkins.«
Er gab keine Antwort mehr, drehte sich um und war mit wenigen Schritten in seinem Haus verschwunden. Bevor er die Tür zuhämmern konnte, folgte ihm der Hund.
Suko schaute mich an. »Was sagst du dazu?«
»Er hat Angst. Er weiß, wo das verdammte Grabmal ist, und er weiß auch, daß an diesem Abend oder in der folgenden Nacht etwas geschehen wird, aber er…«
»Kann der Teufel bereits hier in der Nähe sein?«
»Ist er nicht überall, John?«
»So meine ich das nicht, sondern…«
Der Schrei war irre und schrill. Und er war aus der Holzhütte erklungen, in der Watkins und sein Hund verschwunden waren.
Der Teufel, dachte ich nur und stürmte zusammen mit Suko los…
***
Ich rammte die Tür auf. Sie flog nach innen, ich huschte in die Hütte, bekam von der Einrichtung kaum etwas mit, denn eine schreckliche Szene nahm mein Blickfeld ein.
Mit dem Rücken klebte Sean Watkins an einem freien Teil der Wand. Er wagte nicht, sich zu rühren, weil vor ihm ein Monstrum stand, das einmal sein Hund gewesen war und sich auf schreckliche Art und Weise verändert hatte, weil der Teufel in seinen Körper gefahren war. Das Tier war beinahe doppelt so groß geworden. Es stand auf den Hinterläufen und hatte seine Vorderläufe rechts und links gegen die Wand gestemmt.
Zwischen ihnen befand sich der Kopf des Jägers. Zudem hatte der Hund seinen Schädel etwas nach links gedreht, so daß wir seine
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