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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Freund.
    »Was denn?« fragte dieser.
    »Die Ähnlichkeit der Frau, die eben fortging.«
    »Mit der Königin«, sagte der Apotheker lachend. »Es ist eine historische Ähnlichkeit. Die Frau lebt mit einem vormaligen Gefreiten, nachmaligen Gauner und geheimen Kundschafter namens Beausire zusammen.«
    »Was sagen Sie?« sagte Maillard, der auffuhr, als ob ihn eine Schlange gebissen hätte. »Und für ihn hat sie das Abführmittel geholt ... Wenn ich nur wüßte, wo er wohnt.«
    »Er wohnt in der Judenstraße Nummer sechs, wenige Schritte von hier.«
    »Sagen Sie, in welcher Zeit wird Ihre Arznei wirken?«
    »Nicht vor zwei Stunden.«
    »Das ist mir lieb, dann habe ich Zeit. Adieu, lieber Freund.«
    Maillard begab sich wieder in die Tuilerien, ließ sich zwei Soldaten geben und ging mit diesen nach der Judenstraße 6.
    Hier versuchte Maillard die Tür zu öffnen; aber der Riegel war vorgeschoben.
    »Wer ist da?« fragte die schleppende Stimme der Demoiselle Oliva.
    »Im Namen des Gesetzes, machen Sie auf«, antwortete Maillard.
    Als Maillard eben zum zweiten Male anklopfen wollte, tat sich die Tür auf.
    Beausire lag im Bett, und auf dem Nachttische bemerkte Maillard zu seiner größten Befriedigung die leere Medizinflasche.
    Man wartete die Wirkung ab, die pünktlich eintraf; das Resultat war höchst befriedigend: Beausire hatte für etwa hunderttausend Franken Diamanten verschluckt.
    Das Schwurgericht verurteilte den Dieb zum Tode am Galgen.
     

51. Kapitel
     
    »Herr Gilbert, der Wagen hält vor der Tür.«
    Gilbert nahm seinen Hut, knöpfte seinen Überrock zu und wollte fortgehen. Aber vor der Tür seiner Wohnung stand ein Mann, der in einen Mantel gehüllt war und den Hut tief ins Gesicht gedrückt hatte.
    Gilbert trat einen Schritt zurück, aber eine sanfte, freundliche Stimme redete ihn an: »Ich bin's, Gilbert.«
    »Cagliostro!« rief der Doktor.
    »Da haben wir's! Sie vergessen, daß ich Baron Zannone heiße. Für Sie freilich, lieber Gilbert, bin ich, wie ich wenigstens hoffe, noch immer Joseph Balsamo.«
    »Oh, jawohl,« erwiderte Gilbert; »ich wollte soeben zu Ihnen ....«
    »Ich dachte es mir wohl«, sagte Cagliostro. »Sagen Sie, was wollen Sie bei mir?«
    »Setzen Sie sich, Meister«, sagte Gilbert, der mit Cagliostro wieder ins Haus gegangen war.
    Cagliostro setzte sich.
    »Es stehen uns schreckliche Dinge bevor, nicht wahr?« fragte Gilbert.
    »Wer kann es ändern? Das Schreckliche wird zuweilen notwendig. Ich sagte ja, daß wir eine Revolution machen würden, wenn der König und die Königin samt dem Adel Widerstand leisteten.«
    »Ja, Sie haben recht,« erwiderte Gilbert, »die Revolution ist da.«
    »Aber noch nicht zu Ende«, entgegnete Cagliostro. »Erinnern Sie sich noch, daß ich Ihnen von einem Instrument erzählt habe, das der Doktor Guillotin erfunden hat? Sie können es jetzt auf dem Karussellplatze sehen.
    »Ja,« erwiderte Gilbert, »und es scheint noch nicht schnell genug zu arbeiten, denn man will ihm ja mit Säbeln, Piken und Dolchen zu Hilfe kommen.«
    »Hören Sie,« sagte Cagliostro, »es ist nicht zu verkennen, daß wir es mit halsstarrigen Leuten zu tun haben. Man gibt den Aristokraten, dem Hofe, dem Könige, der Königin alle möglichen Winke, und es nützt nichts; man erstürmt die Bastille, und es nützt nichts; man macht den fünften und sechsten Oktober, und es nützt nichts; man macht den zwanzigsten Juni, und es nützt nichts, den zehnten August, und es nützt nichts. Man bringt den König in den Temple, man steckt die Aristokraten in die Abbaye und füllt alle Gefängnisse von Laforce und Bicêtre, und es nützt nichts. Der König in seiner Zwingburg freut sich, daß Longwy in der Gewalt der Preußen ist; die Aristokraten in der Abbaye lassen den König und die Preußen hochleben und trinken Champagner vor den Augen des Volkes, das nur Wasser zu trinken hat, sie schmausen Trüffelpasteten angesichts der Armen, die kein Brot zu essen haben. – Es muß ein Ende gemacht werden ...«
    »Was meinen Sie?« fragte Gilbert, »womit soll ein Ende gemacht werden?«
    »Mit dem König, mit der Königin, mit den Aristokraten; man muß sie vor Gericht stellen, verurteilen und öffentlich hinrichten, wie man's mit Karl I. gemacht hat. Aber die übrigen muß man aus dem Wege räumen, Doktor, und je eher, je lieber.«
    Gilbert war außer sich. Nach einer Weile sagte er:
    »Ich will eine Frau retten, die wir nicht sterben lassen dürfen.«
    »Du meinst die Gräfin von Charny.«
    »Ich

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