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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Billot.
    Pitou schaute auf und lauschte.
    »Ja,« erwiderte Frau Clement, »sie spricht von einer Stadt namens Turin und von einem Lande, das sie Sardinien nennt, und sie ruft den jungen Herrn Pitou, um über das Land und die Stadt etwas zu erfahren.«
    »Hier bin ich«, sagte Pitou, indem er seinen Becher leerte und sich den Mund mit dem Ärmel abwischte.
    »Es ist gut,« sagte Billot, »da Katharina dich ruft, so geh nur hinein ... Vielleicht kommt ein Augenblick, wo sie ihre Eltern auch rufen wird.
    Pitou merkte, daß ein Ungewitter im Anzuge war, und obwohl er bereit war, dem Sturm der Elemente nötigenfalls Trotz zu bieten, so sah er sich doch im voraus nach einem Obdach um.
    Dieses Obdach war Haramont.
    In Haramont war er König, ja noch mehr als König ... er war ja Kommandant der Nationalgarde, er war Lafayette!
    Überdies hatte er Pflichten, die ihn nach Haramont riefen.
    Katharina erwartete ihn mit Ungeduld. Aus dem Feuer ihrer Augen und der Glut ihrer Wangen hätte man mit Frau Clement wirklich schließen können, daß sie wieder vom Fieber befallen sei.
    Kaum hatte Pitou die Tür hinter sich geschlossen, so richtete sich Katharina schnell auf und reichte ihm beide Hände.
    »Ich danke dir, lieber Pitou,« sagte sie, »ich werde wahrscheinlich noch mehr Briefe bekommen ... Da du nun einmal so gütig gewesen bist ...«
    »Ich will sie Euch holen«, versicherte Pitou dienstbeflissen.
    »Du siehst wohl ein, daß mein Vater mich scharf beobachtet, und daß ich daher nicht zur Stadt gehen kann ...«
    »Ja, aber mich beobachtet er auch, der Papa Billot ... ich habe es an seinen Augen gesehen.«
    »Aber er kann doch nicht mit nach Haramont gehen, und wir können ja einen Ort bestimmen, wo du die Briefe versteckst.«
    »Das ist wahr«, antwortete Pitou; »zum Beispiel in dem hohlen Weidenbaum nahe bei der Stelle, wo ich Euch in Ohnmacht fand.«
    »Gut,« sagte Katharina, »das ist nicht weit, und man kann die Stelle vom Fenster aus doch nicht sehen ... Es bleibt also dabei, die Briefe werden in den hohlen Weidenbaum gelegt?«
    »Ja, Jungfer Katharina. Aber wie könnt Ihr denn die Briefe holen?«
    »Ich?« fragte Katharina lächelnd, »ich will recht schnell wieder gesund werden.«
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und der Doktor Raynal trat ein.
     

18. Kapitel
     
    Pitou, der nun in Villers-Cotterêts nichts mehr zu tun hatte, begab sich nach Haramont.
    Seine Ankunft im Dorfe war ein Ereignis. Die schleunige Abreise des Kommandanten nach Paris hatte viele Mutmaßungen laut werden lassen, und als nun gar ein Adjutant des Generals Lafayette den Befehl überbracht hatte, die bei dem Abbé Fortier aufbewahrten Gewehre zur Ausrüstung der Nationalgarde zu verwenden, hegten die Haramontaner über die politische Wichtigkeit Pitous nicht den mindesten Zweifel mehr.
    Pitou war nicht nur Kommandant und Besitzer von fünf bis sechs Louisdor, sondern auch der Überbringer von fünfundzwanzig Louisdor, die der Doktor Gilbert für die Ausrüstung der Haramontaner Nationalgarde bestimmt hatte.
    In seiner Eigenschaft als Montierungskomnissar ging Pitou zu dem Schneider Dulauroy, um zu hören, ob dieser die Lieferung der Uniformen für die Nationalgarde in Bausch und Bogen übernehmen wolle, und welchen Preis er dafür verlange. Der Meister erklärte, daß er dreiunddreißig Röcke und Hosen nicht unter dreiunddreißig Louisdor liefern könne. Pitou fand das unchristlich teuer und erklärte, er habe nur über eine bestimmte Summe zu verfügen, und wenn etwa Meister Dulauroy die dreiunddreißig Röcke und Hosen nicht um fünfundzwanzig Louisdor liefern wolle, so werde er dem Meister Bligny den Auftrag geben.
    Die Drohung, einem anderen diese bedeutende Lieferung anzutragen, verfehlte ihre Wirkung nicht, und Meister Dulauroy einigte sich mit Pitou, der seine eigene Uniform samt Epauletten noch gratis geliefert verlangte.
    Um neun Uhr morgens war das große Geschäft abgeschlossen, und um halb zehn war Pitou, im stillen frohlockend über die seinen Mitbürgern zugedachte Überraschung, wieder in Haramont.
    Um elf Uhr wurde Rappell geschlagen, und um die Mittagsstunde war die Nationalgarde unter den Waffen.
    Am folgenden Sonntage sollte in Villers-Cotterêts ein Verbrüderungsfest gefeiert werden; zu Ehren des Vaterlandes hatte man einen Altar errichtet, an dem der Abbé Fortier die Messe lesen sollte.
    Nach beendeter Messe sollten die Männer den Eid auf die Verfassung leisten.
    Die Nationalgarde von Villers-Cotterêts, die

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