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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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heraus, die man so grausam gegen ihn wenden kann? Wenn ich die Ehre hätte, der Ratgeber Seiner Majestät zu sein, wäre es nicht geschehen; ich würde ihm dienen als Apostel der durch die monarchische Gewalt gewährleisteten Freiheit. Diese Freiheit hat drei Feinde: Klerus, Adel und Parlament. Der Klerus gehört nicht mehr unserer Zeit an; der Antrag des Herrn von Talleyrand hat ihm den Todesstoß gegeben; der Adel gehört allen Zeiten an, ich glaube daher, daß man auf ihn zählen muß, denn ohne Adel gibt es keine Monarchie; aber man muß ihn zügeln, und das ist nur möglich, wenn man das Volk mit der königlichen Autorität verbündet. Die königliche Autorität wird sich aber nie aufrichtig mit dem Volke verbünden, solange die Parlamente bestehen, denn sie schmeicheln dem König wie dem Adel mit der verderblichen Hoffnung, die alte Ordnung der Dinge wiederherzustellen. Nach der Allgewalt des Klerus muß daher die Macht der Parlamente gebrochen werden. Wiederherstellung der königlichen Autorität und Vereinigung derselben mit der Freiheit des Volkes, das ist meine ganze Politik; wenn es auch die Politik des Königs ist, so erkläre er es frei und offen, wenn nicht, so weise er sie zurück.«
    »Herr Graf,« erwiderte die Königin, die nun auf einmal Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in hellem Lichte erblickte, »ich weiß nicht, ob der König diese Politik zu der seinigen machen wird; aber ich würde sie zu der meinigen machen, wenn ich über etwas zu entscheiden hätte. Nennen Sie mir daher die Mittel, durch welche Sie jenen Zweck zu erreichen gedenken; ich werde Ihnen nicht nur mit Aufmerksamkeit, sondern auch mit Dank zuhören.«
    Dieser Triumph über die kluge, geistvolle Marie Antoinette schmeichelte der Eitelkeit Mirabeaus.
    »Eure Majestät,« sagte er, »werden nicht verkennen, daß wir auf Paris jetzt nicht mehr zählen können; aber in den Provinzen haben wir zahlreiche Freunde, die wir zu einer starken Macht vereinigen können. Ich rate daher, daß der König Paris, aber nicht Frankreich verlasse, daß er sich nach Rouen zur Armee begebe, daß er von dort aus populärere Dekrete erlasse als die Nationalversammlung. Kurz, der König werde revolutionärer als die Revolution, und es ist kein Bürgerkrieg zu fürchten.«
    »Aber fürchten Sie die Revolution nicht, Herr Graf?« fragte die Königin. »Mich dünkt doch, sie sei gefährlich, ob sie nun vor uns herschreite oder uns folge.«
    »Jawohl, Eure Majestät; ich glaube besser als irgend jemand zu wissen, daß man ihr Zugeständnisse machen muß. Zu dieser Revolution hat jedermann, vom König bis zu dem geringsten seiner Untertanen, beigetragen. Ich bin daher weit entfernt, jene alte Monarchie zu verteidigen; aber ich suche sie neu zu gestalten. Nachdem der König, wie mir Herr Gilbert gesagt, einen flüchtigen Blick auf das Gefängnis und das Blutgerüst Karls I. geworfen hat, würde sich Seine Majestät wohl mit dem Thron Wilhelms III. oder Georgs I. begnügen.«
    »Oh, Herr Graf,« sagte die Königin, die sich mit Schaudern an die Vision im Schlosse Faverney und an die Zeichnung des von Guillotin erfundenen Todeswerkzeuges erinnerte, »geben Sie uns jene Monarchie zurück, und Sie werden sehen, ob wir so undankbar sind, wie man uns vorwirft.«
    »Ich will es tun«, erwiderte Mirabeau zuversichtlich. »Ich hoffe bei Eurer Majestät und bei meinem erhabenen Monarchen die nötige Stütze und Ermutigung zu finden, und ich schwöre hier zu Ihren Füßen, daß ich mein Versprechen halten oder das Leben dabei lassen werde.«
    »Graf, Graf!« sagte Marie Antoinette, »vergessen Sie nicht, daß Ihr Schwur nicht bloß von zwei weiblichen Ohren gehört wird, sondern von einer fünfhundertjährigen Dynastie.«
    »Ich kenne die Bedeutung der Verpflichtung, die ich übernehme; wenn ich in der Huld meiner Königin und in dem Vertrauen meines Königs eine Stütze finde, so werde ich das große Werk vollbringen.«
    »Ich verspreche Ihnen beides, Herr Graf, wenn dies die einzige Hilfe ist, die Sie brauchen.«
    Mirabeau verbeugte sich und drückte seine Lippen auf die Hand der Königin, dann richtete er sich stolz auf und sagte:
    »Eure Majestät ... durch diesen Handkuß wird die Monarchie gerettet.«
     

17. Kapitel
     
    Wir erinnern uns, daß Billot von Doktor Gilbert in die Heimat beurlaubt war und Ange Pitou mitgenommen hatte. Pitou wußte, daß Katharinens Herz bei der unerwarteten Trennung von Isidor gebrochen, und daß sie an der Stelle, wo er sie

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