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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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seinem Verfolger zu entkommen. Charny, der die Gegend fast ebenso gut kennt wie Drouet, jagt ihm auf dem Fuße nach.
    Noch ehe Drouet den Wald erreicht, ruft ihm Charny Halt zu. Charny zieht eine Pistole hervor und schlägt auf Drouet an.
    »Halt!« ruft er ihm zu, »oder du bist des Todes!«
    Drouet bückt sich auf den Hals seines Pferdes, und treibt es mit der Peitsche an.
    Charny drückt los, aber nur die Funken des Steines blitzen in der Dunkelheit.
    Charny schleudert wütend seine Pistole auf Drouet, zieht die zweite hervor und schlägt zum zweiten Male auf ihn an; aber die Pistole versagt wieder.
    Kaum hat er hundert Schritte zurückgelegt, stürzt sein Pferd in einen Graben; Charny fällt kopfüber zu Boden; er springt rasch wieder auf und schwingt sich in den Sattel; – aber Drouet ist verschwunden!
    So war Drouet seinem Verfolger entkommen; so erschien er auf der Landstraße und befahl den Postknechten, die den König fuhren, vor der Stadt Varennes zu halten.
    Die Postknechte halten, denn Drouet hat sie im Namen der Nation aufgefordert, und dieser hat bereits mehr Gewalt als der Name des Königs.
    Kaum ist Drouet in den Gassen der unteren Stadt verschwunden, so hört man den Galopp eines näherkommenden Pferdes.
    Isidor kommt zurück: die von Choiseul bestellten Pferde stehen im »Großen Monarchen« bereit. Dort warten auch Bouillé und Raigecourt.
    »Haben Sie den durch die Stadt galoppierenden Reiter nicht gesehen?« fragt der König hastig.
    »Ja, Sire«, antwortete Isidor.
    »Der Reiter ist Drouet«, erwiderte der König.
    »Drouet!« ruft Isidor entsetzt. »Dann ... ist mein Bruder tot!«
    Die Königin schreit laut auf, und bedeckt das Gesicht mit beiden Händen.
    Isidor von Charny war der erste, der sich wieder faßte.
    »Sire,« sagte er, »wir dürfen nur an Eure Majestät denken. Es ist kein Augenblick zu verlieren! Die Postknechte kennen den Gasthof ›Zum großen Monarchen‹ ... also fort, im Galopp!«
    Aber die Postknechte rühren sich nicht.
    »Nun, warum fahren wir denn nicht weiter?«
    »Weil es Herr Drouet verboten hat.«
    »Wie! Wenn der König befiehlt, so gehorcht ihr Herrn Drouet?«
    »Wir gehorchen der Nation.«
    Isidor faßt den nächsten Postknecht beim Kragen und hält ihm den Hirschfänger auf die Brust.
    Die Königin schreit laut auf:
    »Um Gottes willen, meine Herren!« ruft sie. – Dann sagte sie zu den Postknechten: »Hört, Freunde! Fünfzig Louisdor Trinkgeld für euch drei, und fünfhundert Franken Pension für jeden, wenn ihr den König rettet!«
    Die Postknechte treiben, durch die Belohnung angelockt, die Pferde weiter an.
    Der Wagen fährt schnell durch die untere Stadt; aber als man an die Torwölbung kommt, die unter dem Brückenturm hindurchführt, bemerkt man, daß ein Torflügel geschlossen ist.
    Man öffnet den Torflügel: der Weg ist durch zwei oder drei Karren gesperrt.
    »Hierher, meine Herren!« ruft Isidor, der vom Pferde springt, um die Karren auf die Seite zu schieben.
    In diesem Augenblick hört man die ersten Trommelwirbel und das erste Rasseln der Sturmglocke.
    Drouet ist bei der Arbeit.
    »Ha! der Elende!« ruft Isidor zähneknirschend, »wenn ich ihn finde!«
    Mit gewaltiger Anstrengung schiebt er einen Karren weg, während Malden und Valory den andern umwerfen.
    Es bleibt noch der dritte aus dem Wege zu räumen. Während die drei jungen Kavaliere Hand anlegen, erscheint der Wagen unter dem Turmgewölbe.
    Auf einmal sieht man zwischen den Leitern des dritten Karrens vier bis fünf Gewehrläufe hervorkommen.
    »Keinen Schritt weiter, meine Herren, oder Sie sind des Todes!« ruft ihnen eine Stimme zu.
    »Meine Herren,« sagte der König, der sich zum Wagen herausneigte, »brauchen Sie keine Gewalt, ich befehle es Ihnen.«
    Die beiden Offiziere und Isidor treten einen Schritt zurück.
    »Was will man von uns?« fragte der König.
    »Wir wollen die Pässe sehen«, antworteten zwei oder drei Stimmen.
    »Die Pässe? Gut«, sagte der König; »rufen Sie die Stadtbehörden, wir wollen sie ihnen zeigen.«
    Zwei Männer erschienen, der eine mit einer dreifarbigen Schärpe, der andere in Uniform.
    Der erstere war der Gemeindevorsteher Sausse, der andere der Kommandant der Nationalgarde Hannonet.
    Hinter ihnen sah man im Lichte der Fackeln gegen zwanzig Gewehrläufe glänzen.
    »Meine Herren,« sagte der König, »ich bin bereit, mich Ihnen mit den mich begleitenden Personen anzuvertrauen; aber schützen Sie uns gegen die Roheit dieser Leute.«
    »Gewehr bei Fuß,

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