Die Graefin Charny
gegeben, Drouet genau zu beobachten, in das Quartier Dandoins.
Zum Unglück ist das Quartier des Marquis fünfhundert Schritte von dem Marktplatz entfernt. Bis die Pferde gesattelt sind, geht wenigstens eine Viertelstunde verloren. Wir sagen: die Pferde, denn Dandoins will ebenfalls aufsitzen und mit seinen Leuten dem Wagen des Königs folgen.
Plötzlich glaubt Charny einen lauten Tumult zu hören und mitten in dem wüsten Lärm die Worte: »Der König! ... Die Königin!« zu unterscheiden.
Er eilt zum Hause hinaus und bittet den Marquis, ihm sein Pferd auf den Marktplatz zu schicken.
Der Lärm hat sich mit Blitzesschnelle durch die ganze Stadt verbreitet. Kaum haben Dandoins und Charny den Platz verlassen, so ruft Drouet, der nur diesen Augenblick erwartet zu haben scheint, den Umstehenden zu:
»In dem Reisewagen, der soeben abgefahren ist, sitzt der König mit der Königin und seiner Familie.«
Dann schwingt er sich aufs Pferd und jagt davon. – Mehrere Freunde suchen ihn zurückzuhalten. Wohin reitet er? Was hat er im Sinne?
Er antwortet ihnen leise:
»Der Oberst war mit seinen Dragonern da ... Es war nicht möglich, den König anzuhalten: es wäre ein Handgemenge entstanden, das sehr übel für uns hätte ablaufen können! Was ich hier nicht getan habe, werde ich in Clermont tun ... Haltet die Dragoner auf, das ist alles, was ihr zu tun habt.«
Der Bürgermeister erscheint in Begleitung der Gemeinderäte und fordert die Dragoner auf, sich in die Kaserne zu begeben, da es acht Uhr ist.
Charny hat alles gehört; der König ist erkannt; Drouet ist fort! Er stampft vor Ungeduld mit dem Fuße.
In diesem Augenblicke kommt der Marquis von Dandoins.
»Die Pferde? Die Pferde?« ruft ihm Charny entgegen.
»Sie kommen schon«, antwortete der Marquis.
»Haben Sie Pistolen in meine Sattelhalfter stecken lassen?«
»Ja.«
»Gut! Jetzt hängt alles von der Schnelligkeit Ihres Pferdes ab ... Ich muß einen Menschen einholen, der schon eine Viertelstunde voraus ist, und ihn niederschießen.«
»Wie? ihn niederschießen?«
»Ja, wenn ich sein Leben schone, ist alles verloren.«
In diesem Augenblicke kommt der Reitknecht mit den beiden Pferden. Charny besteigt das eine, reißt dem Diener die Zügel aus der Hand und jagt in gestrecktem Galopp davon, ohne die Worte zu beachten, die ihm der Marquis Dandoins nachruft.
Diese letzten Worte, die ungehört verhallen, sind indes von Wichtigkeit; denn der Marquis hat ihm nachgerufen:
»Sie haben mein Pferd genommen ... die Pistolen in den Halftern sind nicht geladen!«
Dandoins begibt sich wieder zu seinen Dragonern und läßt zum Aufsitzen blasen. Aber als die Soldaten ausrücken wollen, sind die Straßen so mit Menschen angefüllt, daß die Pferde keinen Schritt vorwärts können.
Ein Zusammenstoß konnte für den König nur verderblich werden. Der Marquis von Dandoins beginnt zu parlamentieren; er befragt die angesehensten Einwohner, was der Aufruhr bedeutet. Er will nur Zeit gewinnen; denn unterdessen kann der König nach Clermont kommen, und dort findet er den Grafen Damas mit hundertvierzig Dragonern.
Um halb zehn Uhr kommt der Wagen des Königs in Clermont an. Isidor von Charny ist nur einige hundert Schritte voraus, so schnell haben die Postillions gefahren.
Vor der Stadt erwartet Damas den Wagen des Königs; er ist durch Leonard von allem in Kenntnis gesetzt worden; er kennt die Livree des Kuriers und ruft Isidor an.
»Sind Sie der Kurier des Königs?«
»Sind Sie der Graf Charles von Damas?« fragt Isidor von Charny, ohne die Frage zu beantworten.
»Ja, der bin ich.«
»Ich bin der Kurier des Königs. Ziehen Sie Ihre Dragoner zusammen und eskortieren Sie den Wagen Seiner Majestät.«
»Ich muß Ihnen gestehen, daß ich für meine Dragoner nicht bürge, wenn sie den König erkennen ... Ich kann Ihnen nur versprechen, die Landstraße zu besetzen, sobald der Wagen vorbei ist.«
»Tun Sie, was Sie können, Herr Graf«, sagte Isidor von Charny. »Da kommt der König.«
Isidor kann nicht länger verweilen, er muß fort und frische Pferde bestellen. Fünf Minuten nachher steigt er vor dem Posthause ab.
Fast zugleich mit ihm kommt der Graf von Damas mit fünf bis sechs Dragonern an. Dann fährt der Wagen des Königs vor.
Der Graf von Damas hielt neben dem Wagen.
»Sind Sie da, Graf Damas?« fragte der König.
»Ja. Sire.«
»Warum sind denn Ihre Dragoner nicht unter den Waffen?«
»Sire, Eure Majestät haben sich um fünf Stunden verspätet; meine
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