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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Eskadron war seit vier Uhr nachmittags im Sattel; ich suchte die Sache so lange als möglich hinzuziehen, aber die Stadt begann unruhig zu werden; sogar meine Dragoner ließen bedenkliche Mutmaßungen laut werden. Übrigens sehen Eure Majestät, daß alles sehr gut geht, der Weg ist frei.«
    »Es freut mich, Graf«, erwiderte der König. »Sobald ich fort bin, lassen Sie zum Aufsitzen blasen und folgen dem Wagen in der Entfernung von einer Viertelmeile.«
    »Sire,« sagte die Königin, »wollen Sie hören, was Herr Isidor von Charny sagt?«
    »Was sagt er denn?« fragte der König etwas ungeduldig.
    »Er sagt, der Sohn des Postmeisters zu Saint-Menehould habe Sie erkannt; sein Bruder, den er gewarnt hat, ist zurückgeblieben, und wahrscheinlich ereignet sich in diesem Augenblicke etwas Bedeutendes, da der Graf von Charny nicht kommt.«
    »Wenn wir erkannt sind,« erwiderte der König, »so haben wir um so mehr Ursache, uns zu beeilen.«
    Isidors Pferd war bereit; er schwingt sich in den Sattel und ruft den Postillions zu:
    »Nach Varennes!«
    Der Wagen des Königs bewegte sich auf der Landstraße zwischen Clermont und Varennes. Am äußersten Ende von Varennes sollten die Pferde gewechselt werden; um dahin zu kommen, mußte man über die mit einem Turm besetzte Brücke zur Stadt wieder hinausfahren. Das Haus, wo die Pferde gewechselt werden sollten, wurde von dem jungen Grafen Bouillé und Herrn von Raigecourt bewacht. Herrn von Rohrig, einen jungen Offizier von achtzehn Jahren, hatte man nicht in das Vertrauen gezogen, und er glaubte dahin beordert zu sein, um einen für die Armee bestimmten Geldtransport zu eskortieren.
    Dem Plane nach sollte der Graf von Charny den Wagen des Königs durch das Straßenlabyrinth führen. Charny war vierzehn Tage in Varennes geblieben; er hatte alles genau beobachtet; jedes Gäßchen, jedes Hindernis war ihm bekannt. Aber zum Unglück ist Charny nicht da. Seine Abwesenheit läßt sich nur durch ein Unglück erklären: wie würde er sonst an diesem gefährlichsten Punkte der ganzen Reise gefehlt haben?
    Der König selbst wird unruhig; da er sich auf Charny verlassen, hat er nicht einmal den Plan der Stadt mitgebracht.
    Die Nacht ist dunkel; in einer solchen Nacht kann man sich sogar an bekannten Orten verirren, geschweige in den engen, krummen Straßen einer fremden Stadt.
    Isidor von Charny war von seinem Bruder angewiesen worden, vor der Stadt anzuhalten. Dort wollte ihn der Graf ablösen und den Reisenden den Weg zeigen. Aber Isidor wurde durch das Ausbleiben seines Bruders ebenfalls mit der lebhaftesten Besorgnis erfüllt. Seine einzige Hoffnung war, daß Bouillé und Raigecourt in ihrer Ungeduld dem Könige entgegengeritten wären und diesseits Varennes warteten. Sie waren seit zwei bis drei Tagen in der Stadt, und konnten daher leicht als Führer dienen.
    Als Isidor daher an den Fuß des Hügels von Varennes kam und nur einzelne Lichter in der Stadt bemerkte, hielt er sein Pferd an und sah sich unschlüssig im Dunkeln um. Er konnte nichts sehen.
    Nach fünf Minuten hatte ihn der Wagen des Königs eingeholt.
    Der König und die Königin lehnten sich zum Wagen hinaus, und beide fragten zugleich:
    »Haben Sie den Grafen, von Charny nicht gesehen?«
    »Sire, antwortete Isidor, »ich habe ihn nicht gesehen, und da er nicht hier ist, so muß ihm bei der Verfolgung des elenden Drouet ein Unglück widerfahren sein.«
    Die Königin seufzte tief. Der König wandte sich zu den beiden Leibgardisten, die abgestiegen waren, und fragte:
    »Kennen Sie die Stadt, meine Herren?«
    Keiner kannte sie; »Sire,« sagte Isidor, »es scheint alles ruhig ... Geruhen Eure Majestät hier zehn Minuten zu warten; ich will in die Stadt reiten und über den Grafen von Bouillé und Herrn von Raigecourt, oder doch wenigstens über den Ort, wo der Herzog von Choiseul die frischen Pferde bereithält, etwas zu erfahren suchen.
    Mit verhängtem Zügel sprengte Isidor der unteren Stadt zu und verschwand bald hinter den ersten Häusern.
     

29. Kapitel
     
    Die Königin stieg aus, nahm den Arm des Herrn von Malden, und ging auf ein Haus zu. Als sie sich ihm näherten, wurde die Tür geschlossen; allein Malden hielt im letzten Augenblick die Tür fest.
    »Was wollen Sie, mein Herr?« fragte ein Mann von fünfzig Jahren.
    »Wir bitten Sie, uns gefälligst den Weg nach Stenay zu zeigen.«
    »Und wenn ich mich dadurch einer Gefahr aussetze ...«
    »Mein lieber Herr,« unterbrach ihn Malden, »so sind Sie doch gewiß zu

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