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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Schmied.
    »Ich weiß es nicht, ich habe noch niemals Schwefel gerochen«, antwortete Lotta wahrheitsgemäß.
    Ihr Vater schlug ihr lachend auf die Schulter. »Gut gemacht, mein Kind. Mach dir keine Sorgen. In diesen Haushalt gehst du nicht mehr. Wir brauchen dieses Teufelsgeld nicht.«
    Die Männer nickten anerkennend. Fjodor bestellte noch ein Glas mit Honig gesüßten Wein für seine Tochter, was die Wirtin gern brachte, denn es kam selten vor, dass jemand etwas so Teures bestellte.
    »Trink, mein Kind, hast genug gelitten«, erklärte Fjodor freundlich.
     
    *
     
    Bei aller Sorge um das Wohlergehen seiner Patientin war Erasmus nicht blind. Die Krankheit, die die Gräfin fest in ihren Klauen hatte, war keine gewöhnliche Erkrankung. Auch wenn sie die Symptome vieler bekannter Leiden zeigte, so passte doch keine genau.
    Er war ein guter, erfahrener Arzt und hatte viele Patienten sterben sehen, umso weniger verstand er, warum er ausgerechnet in diesem Falle zu versagen drohte. Zum wiederholten Male vertiefte er sich in seine gelehrten Bücher, es musste doch eine Beschreibung der seltsamen Symptome geben.
    Ein schüchternes Klopfen holte ihn in die Gegenwart. Die Magd Marie trat auf seine Antwort hin ein, stand unschlüssig in der Tür, ihre Hände kneteten ihre Schürze. Pure Not stand ihr ins Gesicht geschrieben. Freundlich fragte Erasmus nach ihrem Begehr.
    »Es ist, also es ist – meine Schwester, Herr.« Die Magd schluchzte auf und es dauerte eine Weile, bis sie weiterreden konnte. »Meine kleine Schwester, Herr, sie – gestern war sie noch gesund und heute … Ich dachte, wo doch der hohe Herr … bitte verzeihen Sie.« Der Mut der Küchenmagd schien aufgebraucht.
    Erasmus kam ihr entgegen. »Deine Schwester ist krank und du bittest um meine Hilfe?«
    Marie nickte schüchtern.
    »Dann werde ich meine Tasche holen. Mal sehen, was ich für deine Schwester tun kann.«
    Marie ergriff seine Hand und küsste sie, eine Geste, die sich Erasmus beschämt und erfreut zugleich gefallen ließ.
    Kurz darauf verließen sie das Schloss, schritten am Friedhof vorbei, auf dem sich das Grab des Jägers befand, und an dessen Außenmauer vor wenigen Stunden ein Selbstmörder verscharrt worden war. Im Dorf unterbrach Erasmus das Schweigen.
    »Wie alt ist deine Schwester?«
    »Sie ist zwei Jahre jünger als ich, Herr. Sie hat erst vor wenigen Monaten geheiratet. Einen guten Mann hat sie, keinen, der sie schlägt.«
    Erasmus nickte. Vor der Bauernkate stand ein junger Mann. Seine Augen lagen in tiefen Höhlen, er verneigte sich und führte sie wortlos ins Innere. Der Gestank von Blut, Urin und anderem Unrat schlug ihnen entgegen. Erasmus kramte nach seinem parfümierten Taschentuch und folgte dem jungen Ehemann in den hinteren Teil des Häuschens, wo die Bettstatt der Kranken mit einem dünnen Tuch notdürftig abgetrennt war. Auf dem Bett lag ein etwa dreizehnjähriges Mädchen, blass wie der Tod, mit tiefen Augenrändern und beinahe weißen Lippen. Sie atmete kaum noch, alles Leben schien sie verlassen zu haben.
    Erasmus schlug die Bettdecke hoch und erschrak. Zwischen den Beinen der jungen Frau und überall auf dem unteren Teil des Bettes war Blut. Hier kam jede Hilfe zu spät. Er hob ihre Hand, versuchte, den Puls zu fühlen, doch er schlug bereits so schwach, dass er ihn kaum noch finden konnte. Er drehte sich zu Marie um, die, ihren Schwager an der Hand, näher getreten war.
    »Ruf den Priester, ich kann hier nichts mehr tun.« Leise sprach er die Worte der Niederlage aus.
    Marie, der junge Mann und die beiden alten Weiber, die auf der anderen Seite des Bettes saßen, bekreuzigten sich. Die Kranke gab ein leises, kaum noch menschliches Stöhnen von sich. Erasmus strich ihr das Haar aus der verschwitzten Stirn, dabei entblößte er ihren weißen, wohlgeformten Hals. Sein Blick glitt suchend daran hinab. Waren dort dunkle Flecken zu erkennen? Er schauderte.
    »Gestern war sie noch gesund?«, fragte er die beiden Frauen, die leise weinten.
    »Sie war jung und gesund wie das Leben selbst, Herr«, antwortete diejenige, die offensichtlich die Mutter der Kranken war.
    »Was ist geschehen?«
    »Wir wissen es nicht, Herr.« Der junge Ehemann war ans Bett getreten und hielt die Hand seiner Frau. »Sie war müde, wie in der letzten Zeit öfter, und bedrückt. Wenn ich sie fragte, was los sei, hat sie mir nicht geantwortet, aber ich wusste auch so, dass etwas sie quälte. Sie hatte schlecht geschlafen, Herr, und in der Nacht oft

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