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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Stimmen, scharfe und traurige Töne, sie fürchtete sich. Der Geruch verschwand, später wurde die Tür geschlossen. Sie war allein. Zaghaft öffnete sie die Augen. Neben ihrem Bett stand eine Karaffe mit verdünntem Wein. Sie schenkte sich ein, zitternd. Sie aß und griff nach dem Buch neben ihrem Bett. Es war ein Psalter, so wie es damals ein Psalter gewesen war.
    »Selig der Mann, der nicht folgt dem Rat der Frevler, der nicht den Weg der Sünder geht, noch sitzet bei den Spöttern«, las sie und Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie war dem Rat der Frevler gefolgt, hatte den Weg der Sünder beschritten, sonst wäre sie nicht an diesem Ort. Doch woran waren die Frevler zu erkennen? Sie hatte doch geglaubt, das Richtige zu tun, hatte schließlich ein Leben gerettet. Dennoch waren es die Einflüsterungen des Satans gewesen, denen sie gefolgt war.
    Woran erkannte man den Unterschied zwischen Gut und Böse? Hatte König David denn niemals gefehlt, hatte er immer gewusst, was gut und richtig war? War er nie von Gott verlassen und wieder aufgenommen worden? Amalia blätterte weiter, sie verschlang die Buchstaben.
    »Wie lange noch, Jahwe, willst du mich gar vergessen? Wie lange verhüllst du dein Antlitz vor mir?«
    Da, das waren die Worte, die der Herr für sie geschrieben hatte. »Wie lange darf über mich triumphieren der Feind? « Sie hatte den Feind besiegt. Ihr Vater hatte sie aus der Kammer geführt, sie war unschuldig gewesen, so hatte er gesagt.
    Die Erinnerung an den Fürsten brachte Amalia ein wenig Ruhe. Doch mit dem Schlaf kam das Grauen zurück. Sie lag lang ausgestreckt auf dem Rücken, ein eigenartiger Geruch erfüllte den Raum, der Mönch trat ein. Auch diesmal trug er das Kruzifix vor sich her, außerdem ein Weihrauchfässchen und einen Weihwassersprengel. Es hatte kein Erbarmen gegeben. Der Geruch des Weihrauchs drehte ihr den Magen um, doch der Mönch schien es nicht zu bemerken. Mit der freien Hand verspritzte er das geweihte Wasser, als gälte es, einen Brand zu löschen. Ängstlich und würgend kroch Amalia in die hinterste Ecke ihrer Liegestatt, setzte sich mit dem Rücken an die Wand und zog die Knie unter ihrem Gewand hoch. Unterdessen war der Priester bis auf Armeslänge an ihr Bett herangetreten. Noch immer schwenkte er das Turibulum, murmelte lateinische Worte und warf seinen Sprengel, nachdem das Wasser ausgegangen war, achtlos auf Amalias Bett.
    »In nomine patris, et filii, et spiritus sancti«, murmelte er, und Amalia konnte trotz des penetranten Rauches seinen süßlichen Atem riechen. Ihr Magen zog sich zusammen und sie hätte schon längst den Eimer in der Ecke der Kammer aufsuchen müssen. Leise begann sie, zu wimmern. Sie presste die Beine immer heftiger zusammen, spürte ihre Blase, die bis zum Platzen gefüllt war. Doch der Bruder schien nichts zu bemerken. Er hatte nun auch sein Weihrauchfass abgestellt, kniete sich vor die Pritsche und sprach Gebete, die Amalia niemals gehört hatte. Weiter ging er in seiner geheimnisvollen Liturgie, und während er sie rezitierte, streiften seine Augen über ihren Körper. Amalia fürchtete sich und ihre Blase brannte noch immer. Lange würde sie es nicht mehr halten können. Sie versuchte, sich bemerkbar zu machen, hatte jedoch keine Worte, mit denen sie dem Bruder erklären konnte, in welch einer Bedrängnis sie steckte.
    Schließlich entleerte sie sich schmerzhaft im Beisein des Kirchenmannes. Der Bruder wich zurück. Er riss das Kruzifix nach oben.
    »Im Namen des Herrn Jesus Christus. Sag mir deinen Namen, Satan«, rief er.
    Sie war ängstlich, wusste nicht, was er wollte. Ihr Geist hatte sich in den tiefsten Winkel ihrer Seele zurückgezogen. Sie schämte sich und wusste nicht, was er von ihr wollte.
    »In principio erat verbum, et verbum erat apud Deum, et Deus erat verbum«, rezitierte der Bruder und seine Hand lag auf ihrem Schenkel.
    Amalia nickte, denn alles, was er sprach, war ihr bekannt. Da ergriff der Bruder erneut das Kruzifix, fasste es an seinem Querbalken und hielt ihr das Bildnis des leidenden Christi vor die Augen.
    »Weiche aus dieser Jungfer, Satan, fahre in die Hölle, aus der du gekommen bist«, donnerte er.
    Die Angst überwältigte sie, schnürte ihr die Kehle zu. Immer näher kam das Kruzifix, doch sie konnte nicht mehr ausweichen. Ihr Körper presste sich an die Wand, sie schrie, bäumte sich auf und zitterte. Längst hatte sie die Kontrolle verloren und nun, da der stinkende Atem des Mönches ihr immer näher kam,

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