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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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erbrach sie sich in hohem Bogen. Sie würgte die dünne Suppe des Vortages und grüne Galle aus ihrem sich immer stärker aufbäumenden Leib.
    Der Mönch wischte sich übers Gesicht, seine Stimme wurde sanft. Er setzte sich neben Amalia auf die Pritsche. »Nun ruhe, Jungfer, ich habe den Teufel in dir gesehen. Er wird mir seinen Namen nennen und ich werde ihn verbannen. Ruhe, Mädchen, ruhe, ich komme wieder.«
    Es war eine Drohung gewesen und er hatte sie wahr gemacht. Immer wieder war er in ihre Kammer gekommen, so lange, bis ihr Vater und Jakobus sie befreit hatten. Doch jetzt waren sie tot. Alle waren tot, niemand würde sie mehr beschützen. Jetzt konnte er zurückkommen und sein Werk vollenden.
    Amalia schrie und erwachte. Sie war schweißgebadet, und ehe sie sich noch erhob, eilte Marijke in ihre Kammer. Die Hand der Zofe war wunderbar kühl. Amalia blickte sich um. Dies war ihr Schloss, ihre Kammer, ihr Bett. Auch Marijke war wieder da, älter, mit grauem Haar, die gute Freundin. Dankbar ließ sich Amalia umkleiden und legte sich erneut nieder. Sie bat Marijke, ein wenig zu bleiben. Den Kopf an den Arm der Zofe gelehnt, fiel sie in einen traumlosen Schlaf.
     
    *
     
    Erasmus hatte den unhöflichen Aufbruch der Zofe kaum wahrgenommen. Zu sehr war er über die neuerlichen Ereignisse erfreut. Dies hier war ein Fingerzeig Gottes, er konnte es drehen und wenden, wie er wollte. Das Kind seines Freundes Graf Wenzel musste aus der Gefahrenzone gebracht werden, und jetzt konnte kein vernünftiger Mensch mehr anderer Meinung sein. Erasmus verschränkte die Hände und ließ die Finger knacken. Zufrieden setzte er sich an seinen Schreibtisch, nahm einen Bogen frisches Papier, tunkte die Feder ein und begann zu schreiben.
    Sehr verehrte Mutter Suzanna,
    Sein Schreiben richtete sich an die Äbtissin des nahe gelegenen Klarissenklosters. Er war sich sicher, dass er mit seiner Bitte auf offene Ohren stoßen würde. Die frommen Schwestern aus Krumau würden die Komtess sicherlich bei sich aufnehmen und gegen Zahlung eines jährlichen Obolus auch bis zu ihrer Vermählung bei sich behalten. Seine Hände eilten in schwungvoller Schrift über das Papier. Bereits kurze Zeit später versiegelte er äußerst zufrieden sein Schreiben und brachte es eigenhändig in den Stall, wo er Jelko beauftragte, sofort nach Krumau zu reiten und auf die Antwort der Äbtissin zu warten. Anschließend begab er sich zu seiner Patientin.
    Er fand sie in einem schwindenden Dämmerzustand. Mehrfach musste er ihren Namen rufen, ehe sie endlich eine Reaktion zeigte. Er strich ihr sanft über die Stirn, nahm ein Fläschchen aus der Tasche seines Talars, zählte ein paar Tropfen in einen Löffel und schob ihr diesen zwischen die Lippen. Amalias Augen flackerten einen Moment hinter geschlossenen Lidern, dann zeigten die regelmäßigen Atemzüge, dass die Gräfin schlief.
     
    Zwei Tage später kam Jelko mit der Nachricht. Der Bote wirkte fahrig und verängstigt. Erasmus hatte gehört, wie die Magd erzählte, dass die Krumauer verrückt seien, weil sie die Gräber schändeten. Was geschah in dem Ort? Kaum allein, brach Erasmus das Siegel und las mit wachsender Spannung die Antwort der frommen Schwester. Sie berichtete von seltsamen Todesfällen, die einen jeden in Angst und Schrecken versetzt hatten. Sie und die Schwestern hatten ihre Gebete verstärkt und fühlten sich hinter ihren dicken Mauern und dem felsenfesten Glauben sicher. Zumal die Kirchenältesten in der vorvergangenen Nacht dem Übel ein Ende gesetzt hätten. Er könne also das Kindlein gern zu ihnen bringen. Im Kloster sei es sicher und die Schwestern freuten sich schon darauf, es in ihre Obhut zu nehmen. Die Mutter solle sich nur recht schonen, man würde für die Komtess sorgen, solange es Gott gefiele.
    Was mochten das für Vorkommnisse gewesen sein? Erasmus spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, Elena selbst zu den frommen Schwestern zu bringen. Aber er konnte und wollte seine Patientin jetzt nicht allein lassen. Nach Krumau konnte er immer noch fahren, wenn das hier vorüber war. Erasmus erschrak über seine Gedanken. Wann war alles vorbei? Was würde dann sein? Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, schickte er augenblicklich nach Marijke, die in dem ausgedünnten Haushalt für ihn die einzige zuverlässige Ansprechpartnerin darstellte.
    »Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte«, begrüßte er die Zofe, die mit zweifelndem Gesichtsausdruck vor ihm stand. »Lesen Sie

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