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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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komplizierten Stickarbeit aufsah. Während sie sich in die Kissen sinken ließ, fuhr ihre Hand in den Nacken. Er hatte ihren Nacken geküsst.
     
    Es dämmerte bereits, als sie in Znaim ankamen. Noch immer fühlte sich die Hitze drückend an, wenngleich sich immer mächtigere Wolkentürme aufbauten und die Sonne bedeckten. In langsamem Tempo ritt der Tross in das kleine Städtchen ein. Einwohner säumten die Straßen, betrachteten neugierig die Ankommenden. Amalia blickte zwischen den Gardinen der Kutsche hindurch.
    Ein fahles Licht fiel auf die Menschen. Zwei kleine Mädchen rannten einigen Schwalben hinterher, die fiepend tief über den Boden jagten, sodass sie ihn beinahe berührten. Ein Hund rannte durch ein Tor und ein alter Bauer sah mit ernstem Blick gen Himmel.
    Rumpelnd hielt die Kutsche vor dem Gasthaus Zum Güldenen Krug , das für den Grafen und sein Gefolge reserviert war.
    »Es ist mir eine Ehre, Sie in meinem bescheidenen Heim empfangen zu dürfen«, begrüßte der Wirt sie förmlich und führte sie in die heimelige Gaststube.
    Wenig später stand Amalia mit Marijke in der besten Kammer des Hauses. Ein ausladendes Bett dominierte den Raum. Die dunkelblauen Bettvorhänge, an den vier Bettpfosten angebunden, rochen frisch gelüftet und gewährten einen freien Blick auf mit blütenweißer Wäsche bezogene Kissen. Dieses riesenhafte Bett zog Amalias Aufmerksamkeit geradezu magisch an. Es war eindeutig für die Hochzeitsnacht bestimmt; sie konnte dem nicht ausweichen. Ihre Knie zitterten. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der vor dem Frisiertisch stand.
    Augenblicklich trat Marijke hinter sie und machte sich an ihren Haaren zu schaffen. Sie lächelte ihr im Spiegel zu. »Sie werden es schon überstehen, Prinzessin. So schlimm wird es nicht sein. Denken Sie nur, fast alle Frauen müssen das durchmachen. Morgen früh sieht die Welt schon wieder anders aus.«
    »Aber ich, ich werde ihm vor Scham nie wieder in die Augen sehen können.« Ihr Herz krampfte sich zusammen, wurde immer kleiner in ihrer Brust, immer verzagter. Sie mochte ihn gern, je länger sie ihn kannte, umso mehr. Ausgerechnet mit ihm sollte sie nun dieses, dieses … ach, sie hatte keine Worte dafür. Es war zu erniedrigend. Eine Lösung musste her und Marijke musste ihr helfen. Sie griff nach dem Arm der Zofe. »Er ist ein gütiger Mann. Wie wäre es, wenn du hinuntergehst und ihm sagst, dass ich mich nicht wohlfühle und nicht gestört werden möchte. Das würde er sicherlich verstehen, oder?« Sie setzte ihren Marijkeblick auf, den, mit dem sie die Zofe gewöhnlich um den Finger wickeln konnte. Doch diesmal hatte sie keinen Erfolg.
    Marijke schüttelte entschlossen den Kopf, ihre Stimme klang ungewohnt streng. »Nein! Das geht nun wirklich nicht. Wo hätte man denn so etwas schon gehört, eine Braut, die sich in der Hochzeitsnacht verweigert? Das gehört sich nicht. Der Graf würde meinen, Sie hätten etwas Unaussprechliches zu verbergen.«
    Amalia zuckte unter den Worten zusammen. Marijke hatte recht. Es war unvorstellbar. Das Gerede, wenn sie ihren Mann ausgerechnet in der Hochzeitsnacht abwies, wäre zu groß. Sie seufzte aus tiefstem Herzen, ließ sich das Haar richten und schlüpfte in ein festlicheres Gewand. Ehe sie die Kammer verließen, um zum Festbankett zu eilen, schloss Marijke die Läden vor den Fenstern. Es war Wind aufgekommen.
    Bereits auf der Treppe hörte sie Wenzels dröhnende Stimme. Er schien bester Laune zu sein. Kaum, dass sie den Raum betraten, erhob er sich und kam ihr entgegen. Galant reichte er ihr einen Becher mit frischem Wein.
    »Ihr wirkt wie eine wunderschöne Rosenknospe, die nur darauf wartet, dass der Tau des frühen Morgens sie zum Erblühen bringt.«
    Amalia spürte, wie sie über und über errötete. Der Graf nahm ihre Hand in die seine und küsste sie zärtlich.
    »Ihr habt mich jetzt schon sehr glücklich gemacht. Ich kann es kaum erwarten, bis Ihr mich zum glücklichsten Mann des Landes macht. Trinkt, meine schöne junge Braut.« Seine wasserblauen Augen wirkten auf einmal viel dunkler und er beugte sich so nah zu ihr, dass sein Atem ihren Hals berührte. Zart strich seine Hand an ihrem Nacken entlang bis zum Brustansatz und hinterließ einen glühenden Schauder.
    Amalia raffte rasch ihr Schultertuch über den Brüsten zusammen. Er sollte nicht sehen, welch seltsame Reaktionen er in ihrem Körper verursachte.
    Einige der Männer, die die Szene beobachtet hatten, begannen laut zu johlen. Wenzels Augen

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