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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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berichten?«, erkundigte er sich betont beiläufig und schlug die Beine übereinander. Die Wärme der Herbstsonne vertrieb den letzten Widerhall des Grauens, das ihm noch in den Knochen steckte.
    Dagomar erzählte mit wenigen Worten, was ihr Gafur berichtet hatte. Nachdem sie geendet hatte, erhob sich Erasmus und schritt vor der Bank auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Das also war es, weswegen die Bäuerin ihn hatte zu sich rufen lassen.
    »Was haben die Männer genau gesehen?«
    »Nicht viel. Eindeutig war nur, dass die Gräfin auf dem Grab des Jakobus gelegen hat. Ich war heute Morgen dort. Das Grab ist frisch aufgewühlt, und ich habe das hier gefunden.« Dagomar zog ein ehedem weißes Spitzentuch hervor. »Dies muss der Gräfin gehören. Keine Frau im Dorf besitzt so etwas.«
    Erasmus besah sich das Tuch gründlich, dann gab er es der Bäuerin zurück. »Sie haben recht, es ist das ihre.«
    Schweigend setzte er seine Schritte, einen vor den anderen. Dies hier war mehr, als er erwartet hatte. Es war mehr, als einer Geschichte nachzureisen und beständig in alte Fußspuren zu treten. Diesmal war er am Anfang der Geschichte, erlebte die Entstehung eines Vampirs von Angesicht zu Angesicht. Während er seine Gedanken spann, betrat Gafur den Hof. Erasmus betrachtete das vom Alkohol gerötete Gesicht und bemerkte den unsicheren, schwankenden Gang des Sohns. Der hatte keinen Blick für Erasmus, nickte nur seiner Mutter zu und verschwand im Stall. Dagomar schien es plötzlich eilig zu haben ihn loszuwerden.
    »Wir hatten gestern Backtag, wenn der Herr wünscht, hole ich ihm einen frischen Laib.«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie so etwas sagen würden«, scherzte Erasmus und kramte die Salbe aus seiner Tasche, die er wohlweislich eingesteckt hatte. Dagomar nahm sie dankend entgegen. Schwer auf ihren Stock gestützt, hinkte sie zurück ins Haus.
    Kaum war sie seinem Blickfeld entschwunden, schlich er zum Stall. Neugierig linste er durch einen großen Spalt in der Holzwand. Es dauerte etwas, ehe sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Dann erkannte er Gafur, wie er damit beschäftigt war, ein längliches Holzstück mit dem Beil sorgfältig anzuspitzen. Das also hatten die Männer vor. Sie wollten den Vampir unschädlich machen. Erasmus stieß langsam die Luft aus. Dies war ein Geschenk des Himmels. Wenn den Männern ihr Vorhaben glückte, dann würden sie ihm viele Fragen beantworten können, ohne dass er selbst je etwas mit der Sache zu tun gehabt hätte. Er brauchte nur abzuwarten. Ohne weiter darauf zu achten, ungesehen zu bleiben, ging er Dagomar entgegen, die mit dem Brot aus dem Haus kam.
     
    Gafur betrat gemeinsam mit Zdenko die Schankstube. Verglichen mit dem schwindenden Tageslicht draußen war es dunkel wie die Nacht im Wirtshaus und Gafurs Augen brauchten einen Moment, ehe er etwas erkennen konnte. Dann sah er den Schmied und Thomasz im hinteren Teil der Stube. Der Schuster wirkte, als könnte er einen kräftigen Schluck Branntwein vertragen. Doch der Schmied schien seine Aufgabe gut gemeistert zu haben, Thomasz sah ernst, aber für seine Verhältnisse außerordentlich nüchtern aus. Schweigend setzten sie sich zu den beiden an den Tisch und blickten düster vor sich. Die Stille lag wie ein schwerer Teppich über ihnen. Keiner der Anwesenden sprach mit ihnen, alle im Wirtshaus hatten es plötzlich eilig, zu verschwinden.
    »Wirt, bring uns eine halbe Flasche Branntwein und vier Gläser«, rief Zdenko, kaum dass sie allein waren. Gafur sah, wie Thomasz’ Hand zitterte. Der Schuster trank gierig, kaum dass sein Glas vor ihm stand. Die anderen tranken langsamer, doch die Flasche war bald geleert. Es war so weit. Zdenko erhob sich als Erster, stumm folgten sie seinem Beispiel, keiner machte ihm seine Führungsrolle streitig. Es gab kein Zurück mehr. Schweigend traten sie auf die Straße.
    Der Mond hatte seine vollständige Größe beinahe erreicht, und wenn er hinter den rasch ziehenden Wolken hervorlugte, warf sein trügerisches Licht lange Schatten. Die Straßen waren menschenleer. Irgendwo bellte ein Hund. Gafur erschrak, Thomasz blieb stehen, er blickte gehetzt um sich. »Das war mein Hund, er erkennt den Schritt seines Herrn«, beschwichtigte Zdenko. Sie sahen sich an, nickten. Leise schritten sie voran, vorbei an den Stätten, an denen Thomasz, das Schloss fest im Blick und wilde Flüche ausspeiend, so manchen Schluck genommen hatte. Jetzt war dort, wo sonst die ganze Nacht

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