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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Schultern. »Ja schau nicht so, du weißt doch: Wenn ich einmal einen Entschluss gefasst habe, bringt mich nichts davon ab.«
    Marijke nickte, die Stirn noch immer gerunzelt. »Übernehmen Sie sich nicht. Machen Sie langsam. Aber ich werde Ihnen helfen.« Entschlossen griff die Zofe nach der Waschschüssel und machte sich an ihr Werk. Dunkle Erde bröckelte in das Gefäß, verteilte sich und färbte das Wasser. Marijke beeilte sich, die Schüssel auszukippen, als wollte sie die Erde nicht sehen, um nicht darüber nachdenken zu müssen, woher sie kam.
    Amalia hätte es ihr auch nicht erklären können. Nachdem Marijke das Fenster wieder geschlossen hatte, griff sie nach Amalias Trauerkleid, das sie am Vorabend bereitgelegt hatte. »Nein, Marijke, das nicht.« Amalia hob ihre Hände, eine mädchenhafte Freude schlich sich in ihr Antlitz. »Öffne die Truhe, in der meine Kleider lagern. Mir scheint, ich habe eine Menge Gewicht verloren. Ich sollte eines meiner früheren Gewänder tragen, vielleicht das rosafarbene, das der Graf so sehr an mir geliebt hat.«
    »Aber Prinzessin …«
    Ungeduldig wischte Amalia die Worte weg. »Es ist nun fast ein Jahr vergangen, seit …« Sie schluckte. »… seit Wenzel gestorben ist. Pack die Krähengewänder fort und bring mir etwas zu essen. Ich muss wieder gesund werden.«
     
    *
     
    Ein forsches Klopfen weckte Erasmus aus unruhigem Schlaf. Noch immer steckte ihm das Grauen der vergangenen Nacht in den Knochen, doch sein Appetit war davon nicht beeinträchtigt. Hungrig beobachtete er die Magd, die ein Tablett mit einem üppigen Frühstück in seine Kammer brachte. Sie stellte es mitten auf seine Unterlagen. Doch statt sofort zu verschwinden, blieb sie einfach an Ort und Stelle stehen, blickte sich unverschämt nach allen Seiten um und sprach kein Wort. »Was ist? Gibt’s noch etwas?«, fragte Erasmus.
    »Ich habe eine Nachricht für Euer Gnaden.« Die Magd blickte forsch zu ihm auf und sprach nicht weiter.
    »Na, dann sag schon, von wem ist die Nachricht?«
    Noch einmal blickte sie in sein Gesicht. Erasmus wusste, was sie wollte. Manche Leute gaben den Dienstboten, die ihnen eine besondere Nachricht überbrachten, ein kleines Trinkgeld. Er aber gedachte nicht, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Also blieb er stumm. Mit Genugtuung registrierte er, dass die Magd mit jedem Augenblick, in dem keiner sprach, unruhiger wurde. Er hatte Zeit, und früh gelernt, seine Neugierde zu bezwingen. Schließlich öffnete das Mädchen seinen Mund, deutlich weniger forsch als noch zuvor.
    »Es ist die Bäuerin Dagomar, sie sagt, ich soll dem hohen Herrn ausrichten, es sei wichtig, und sie würde ihn noch heute erwarten.«
    Mit einem unbeholfenen Knicks schaffte sie sich aus dem Raum. »Na also, so ist’s recht.« Erasmus kicherte in sich hinein, griff sich eines der neumodischen Gebäckstücke, die ein wenig aussahen wie ein Halbmond, und über deren Herkunft es viele unterschiedliche Geschichten gab. Manche erzählten, das Gebäck komme von den Türken und andere wollten wissen, dass es aus Wien stamme und als Siegeszeichen über die vertriebenen Osmanen gebacken worden war. Die blasierten Franzosen behaupteten, es stamme direkt aus Paris. Erasmus war all das egal. Mit einem Rutsch steckte er sich das Gebäck in den Mund. Auf vollen Backen kauend sann er nach. Dagomar hatte also eine Nachricht für ihn. Das war keine schlechte Sache. Die Bäuerin war klug und hatte ihre Augen und Ohren überall. Sicherlich wusste sie etwas über den seltsamen Aufzug der Gräfin.
     
    *
     
    Gafur war froh, seinen Auftrag auf dem Schloss rasch hinter sich gebracht zu haben und eilte in beständiger Angst vor den Wölfen dem Dorf entgegen. Er traf Thomasz vor seiner Werkstatt.
    »Gut, dich zu sehen, mein Freund«, rief der ihm schon von Weitem entgegen und stank dabei noch immer, oder schon wieder, nach Branntwein. Es schien, als wäre das schüttere Haar des Schusters in der vergangenen Nacht noch weißer geworden. Auch Gafur schlich das Grauen erneut in die Glieder. Sein Schritt wurde langsamer und er verschränkte unbeholfen die Hände vor der Brust.
    Thomasz nickte zufrieden. »Du hast es also auch gesehen. Als ich heute Morgen auf meiner Werkbank zu mir kam, hatte ich gehofft, ich hätte es mir im Suff nur eingebildet. Bei Gott, das wäre ein Grund, weniger zu saufen.«
    »Es gibt noch ein paar andere Gründe, zum Beispiel, dass du dann deine Rechnungen besser bezahlen könntest. Oder wieder gerade Nähte

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