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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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mehr Amalias Leichnam. Zweifelsohne hatte sie an einem Krebs gelitten. Der Teufel bedient sich vieler Methoden, um sein grausames Werk zu vollbringen. Aber er würde ihre Seele nicht bekommen. Das hatte er sich geschworen, und wer weiß, vielleicht konnte er noch viel mehr erreichen als das. Der Krebs war ein Werk des Teufels und es war gut möglich, dass er, Dr. Erasmus Martin von Spießen, mit seinen Forschungen über den Vampirismus auch diesem Folterwerkzeug Satans ein Ende setzen würde. Gründlich betrachtete er die geöffnete Leiche. Es waren keine weiteren Auffälligkeiten zu erkennen. Das Übel war feinstofflicher Art, und er musste ihm auf ebenjene Weise entgegentreten.
    »Es ist zu ihrem Besten«, sprach er sich Mut zu. Mit fester Hand ergriff er den eigens zu diesem Zweck hergestellten Pflock und setzte ihn an die richtige Stelle. Mit der Rechten ergriff er den Hammer, hob den Arm, hielt inne und deklarierte: »Denn ich bin zu Leiden gemacht, und mein Schmerz ist immer vor mir. Darum bekannte ich dir meine Sünde und verhehlte meine Missetat nicht. Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Verlass mich nicht, Herr! Mein Gott, sei nicht ferne von mir!«
    Mit einem dumpfen Ton trieb er den Pflock in Amalias Herz. Unruhig ging sein Blick von der Gräfin Gesicht zu dem Beil. Gott verlangte viel von ihm, aber er musste es tun. Behutsam legte er die Gräfin in ihren Sarg. Dann ergriff er das Werkzeug: »Wohl dem, der Lust hat zum Gesetz des Herrn und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht.« Mit einem einzigen Hieb schlug er ihr den Kopf ab. Ohne noch einmal hineinzusehen, setzte er den Deckel auf den Sarg und nagelte ihn eigenhändig zu.
     
    *
     
    Arnstein und Löbel hatten in den letzten Minuten ihre Gläser nicht mehr angerührt. Gebannt hörten sie auf die Geräusche aus der Kammer. Jetzt war ein unverkennbares Hämmern zu hören. Arnstein bekreuzigte sich.
     
    *
     
    Margeth war nach einer unruhigen Nacht früh aufgewacht. Sie betrat ihre kleine Wohnstube und legte einen dicken Holzscheit in den Ofen, damit sie Wasser heiß machen und die Morgenkühle vertreiben konnte. Während das Holz langsam Feuer fing, öffnete sie ihre Tür und streckte den Kopf ins Freie. Zufrieden sog sie die klare Frühlingsluft ein. Der Mai schickte duftende Vorboten. Margeth blinzelte ins Tal. Ein fernes Rumpeln erregte ihre Aufmerksamkeit. Noch während sie darüber nachgrübelte, was es wohl sein konnte, erblickte sie die pechschwarze Kutsche. Sie wurde von sechs Pferden gezogen, der Kutscher stand auf dem Bock und schwang die Peitsche.
    Margeth wusste sofort, wer da in ihr Dorf zurückkehrte. Der Schmerz kam ohne Vorwarnung. Er nahm ihr den Atem, ließ ihre Beine einknicken.
    Amalia war tot!
    Zeitgleich mit der Kutsche kam sie an der Kirche an. Ein scharfer Pfiff und die Pferde standen. Aus ihren Nüstern quoll dampfender Atem, ihre Flanken bebten. Der Kutscher band die Riemen fest und sprang vom Bock. Unter den Augen der zahlreich herbeigeeilten Dorfbewohner zogen er und drei Kirchendiener den Sarg aus der Kutsche.
    Alle waren sie da. Die ehemaligen Bediensteten Marthe und Marie, Lotta mit ihrem Vater und Elsbeth mit ihrer Mutter Frana. Der alte Schmied stützte den Schäfer, der kaum noch etwas sah. Zdenko stand neben seinem Vater Bednar, seinen Hund an der Leine, der sich, als der Sarg an ihm vorübergetragen wurde, auf den Boden legte. Thomasz hatte Libuses Hand ergriffen. Sein Gesicht wirkte seltsam leer. Dagomar stand mit Gafur und Bogumilla abseits.
    »Ich hätte mich gern von ihr verabschiedet«, flüsterte sie, ohne sich umzudrehen.
    Der Sarg wurde an ihnen vorübergetragen. Sie schloss sich ihm an, schritt direkt dahinter, den Kopf vor Gram gebeugt wie eine einsame Witwe. Vor der Gruft fiel sie auf die Knie. Sie weinte, weinte um die junge Frau, die voller Stolz und voller Leben in ihr Dorf geritten war. Eine Frau mit einem traurigen Lächeln und einem starken Herzen. Sie überließ sich ihrem Schmerz für wenige Augenblicke, wohl wissend, dass nur wenige der Anwesenden ihre Trauer teilten. Schließlich stand sie auf und drehte sich zu den anderen um. Sie musterte die Menschen, die sich noch immer fürchteten.
    Margeth bedachte Thomasz mit einem spöttischen Grinsen. Er hatte seine Dämonen mit der Flasche aufgesogen und ihrer alten Freundin Libuse damit das Leben schwer gemacht. Sie hatte nur Verachtung für ihn übrig. Weiter hinten in der Kirche stand die Gruppe um Zdenko. Die Hüter des Dorfes! Was

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