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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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wieder im Dorf umzuhören.
    Er war erst wenige Schritte in den schlammigen Gassen unterwegs, als er die Bäuerin, die er suchte, vor ihrem Hof stehen sah. Es schien beinahe, als wartete sie auf ihn.
    »Gott zum Gruße, edler Herr.«
    »Gott zum Gruße, gute Frau. Die Herrschaft ist wohl nach Wien gereist.«
    »In der Tat. Soweit ich weiß, wollen sie den alten Herrn noch einmal besuchen, er scheint sehr krank zu sein.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Meine Nichte arbeitet im Schloss und eines meiner Enkelkinder. Der Fürst soll ein offenes Bein haben und grässliche Schmerzen darob leiden. Außerdem hat mir der Sohn meiner Nachbarin erzählt, der Fürst habe Wasser bei Tisch getrunken. Ich hatte einen Onkel, der litt auch unter einem offenen Bein und hatte immer Durst. Ging nicht mehr lange mit ihm, der lebte nicht einmal mehr ein Jahr.«
    Erasmus nickte bedächtig. »Sie haben eine gute Beobachtungsgabe, liebe Frau. In der Tat ist der Fürst sehr krank. Ich denke, er hat den Diabetes mellitus , eine Krankheit, der kein Kraut gewachsen ist und an der man gewöhnlich stirbt. Es gibt jedoch nicht viele einfache Leute, die diese Erkrankung bekommen.«
    »Oh, mein Onkel war ganz und gar kein einfacher Mann. Er war oft oben auf der Burg. War so etwas wie der Verwalter von dem Kasten. Das war damals, nach dem Krieg.«
    Die Bäuerin sah ihn an, dachte offensichtlich an das Gleiche wie er. Damals, als zahllose Menschen dem Krieg, der Pest und den nachfolgenden Hungersnöten zum Opfer gefallen waren, hatte es einige Vermischungen zwischen den Ständen gegeben. In diese Zeit fiel auch die nicht standesgemäße Heirat zwischen dem Fürsten und dem Bauernmädchen.
    »So manch einem hohen Herrn blieb nichts anderes übrig, als unter seinem Stand zu heiraten, wenn er seine Familie erhalten wollte.«
    »Heutzutage gibt es keinen Grund mehr für solch eine Hochzeit.« Eine erleichternde Tatsache.
    »Oh, für so etwas gibt es immer einen Grund.« Dagomars Stimme war leiser geworden, sodass Erasmus ein paar Schritte näher treten musste. Jetzt richtete sie sich wieder auf und fuhr in normalem Ton fort. »Sehen Sie, lieber Doktor, mein Rücken schmerzt. Ich bin nicht mehr die Jüngste und die viele Arbeit macht mir zu schaffen. Ich denke, es ist ein Rheumatismus«, fügte sie hinzu, ganz augenscheinlich stolz auf den schwierigen Begriff, den sie zu nutzen verstand.
    »Das ist gut möglich, liebe Frau. Tritt die Krankheit vor allem bei Kälte und Feuchtigkeit auf, dann handelt es sich um eine solche Erkrankung. Es ist gut, so wie jetzt in der Sonne zu stehen, und wenn ich das nächste Mal durchkomme, bringe ich Ihnen eine Salbe mit. Bis dahin legen Sie dreimal am Tag frische Brennnesseln auf und trinken Sie eine Woche lang zweimal am Tag einen Auszug aus der Teufelskralle, aber achten Sie auf Ihren Magen.«
    »Das ist sehr freundlich, werter Herr, das mit den Nesseln wusste ich, die Teufelskralle werde ich versuchen. Als Dank kommen Sie, bevor Sie weiterziehen, bei mir vorbei. Ich gebe Ihnen ein gutes Brot mit auf die Reise.«
    Sie schenkte ihm einen herzlichen Blick, der ihre Freundschaft besiegelte, dann senkte Dagomar erneut die Stimme. »Sehen Sie, es ist wie bei meinem Rheumatismus, noch weiß niemand die Ursache, warum der eine einen bekommt und der andere nicht. Aber es gibt einen Grund, auch wenn man ihn nicht kennt. So ist das auch mit der nicht standesgemäßen Hochzeit.«
    Erasmus schwieg. Die Bäuerin hatte noch nicht alles gesagt, was sie wusste. Er kannte die Frauen, schätzte sie richtig ein. Ihre Mitteilungsgier öffnete die Münder, kaum dass man ein freundliches Wort an sie verlor. Und fürwahr.
    »Meine Nichte musste zufällig ein Gespräch zwischen dem Stallmeister und dem Grafen mit anhören. Beide scheinen zu wissen, was es für ein Geheimnis um die Gräfin gibt. Der Stallmeister soll sehr unverschämt gewesen sein und gesagt haben, die Gräfin könne keine Kinder bekommen und das läge daran, weil sie so angespannt sei. Ich frage mich, warum ist sie denn so angespannt?«
    »Sie haben die entscheidenden Punkte angesprochen, gute Frau und ich verspreche Ihnen, ich werde dem Grafen und auch seiner Gattin beistehen, wann immer sie mich brauchen – und Ihrem Rheumatismus«, fügte er hinzu und schenkte ihr ein weiteres Lächeln.
     
    Am darauffolgenden Tag führte er die Reise fort, in der Tasche ein noch warmes Bauernbrot. Unterwegs erreichte ihn die Nachricht von Alexejs Tod.
    Für seine Heilkunst war es nun zu

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