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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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doch einen solch finsteren und trostlosen Raum hatte er in diesen Kreisen niemals gesehen.
    Die Fürstin wirkte blass. Tiefe Ringe lagen unter den Augen, die aussahen, als trübten sie das Antlitz nicht erst seit dem Tod ihres Mannes. Überhaupt umrahmte Walpurga eine Düsternis, die mehr ausstrahlte als Trauer. Sie trug ein Kleid aus dunkler Brokatseide, üppig und ausladend, wie es seit vielen Jahren nicht mehr in Mode war. Schwere Goldfäden durchwirkten das über und über mit Perlen verzierte Gewand und ein betörender Duft nach Moschus waberte um ihre Gestalt. Die Aufmachung verlieh der Fürstin etwas Gewöhnliches, nachgerade Obszönes und ließ erahnen, dass sie sich viele Jahre nicht in Gesellschaft aufgehalten hatte. Unter den vornehmen Wiener Damen würde sie in einem solchen Kleid auffallen wie ein Papagei in einem Taubenschlag.
    Die gesamte Erscheinung, die verkrampfte Haltung, der stumpfe Blick, die vorgezogenen Gardinen, das überschwere Parfüm wiesen darauf hin, dass die Dame an einer Form der Melancholia litt. Dieser seltsamen Erkrankung, die durch einen Überschuss an schwarzer, verbrannter   Galle verursacht wurde. Wenn er ihr Arzt wäre, würde er als Erstes die Fenster weit öffnen und der Fürstin Spaziergänge verordnen. Außerdem müsste sie viel dunkles Fleisch essen und täglich einen Sud aus Johanniskraut sowie einen Becher mit rotem Wein trinken.
    Walpurgas Stimme riss ihn jäh aus seinen Betrachtungen. Sie sprach verhalten, mit kaum unterdrückter Wut. »Was ist so wichtig, dass es Sie unbekannt und uneingeladen in mein Haus führt?«
    Erasmus prallte innerlich zurück, doch äußerlich ließ er sich keine Regung anmerken und hob mit der ganzen Würde seines Berufes das Haupt. »Ich hatte die Ehre, Ihren seligen Gemahl bei einem Essen auf Burg Falkenfried kennenzulernen. Wir haben uns sehr gut verstanden und ich hatte ihm angeboten, dass ich mich um seinen schlimmen Diabetes mellitus kümmern werde, sobald mich meine Patienten in Linz entbehren können. Sie, werte Dame, habe ich dort leider nicht angetroffen.«
    »Ich meine, mich daran zu erinnern, dass mein seliger Gatte Sie erwähnt hat.« Ihre Stimme klang geradezu dünkelhaft liebenswürdig. »Er erzählte mir etwas von einem aufgeblasenen Doktor. Das waren also Sie. Wie Sie sicherlich bemerkt haben, ist Ihre Hilfe – wenn es denn eine gewesen wäre – hier nicht mehr vonnöten. Mein Gatte ist friedlich entschlafen und zu seinem Schöpfer zurückgekehrt. Möge Gott seiner armen Seele gnädig sein.«
    Erasmus fürchtete, die Wut könnte ihn unvorsichtig machen. Allein, er wusste kaum einen Weg, wie er seinen unbändigen Zorn in den Griff bekommen sollte. Er mahlte mit den Zähnen und musste die nächsten Worte mühsam hervorpressen.
    »Es ist sehr schade, dass Sie Ihren Gatten so falsch verstanden haben, als er Ihnen von dem Essen erzählte, bei dem Sie nicht zugegen waren, liebe verehrte gnädige Frau. Allein, das ist nicht ungewöhnlich für einen Menschen in Ihrem Zustand. Ich vermute, wenn ich mir die Staubschicht auf Ihren Büchern und Ihrem Musikinstrument ansehe, dass Sie schon viele Jahre unter der Melancholia leiden.« Je länger er sprach, desto ruhiger und zielsicherer schleuderte er seine Worte hinaus.
    Die Fürstin erbebte einen Augenblick, dann verschloss sie sich erneut. Mit einer kaum sichtbaren Bewegung hob sie die linke Hand. Ein alter Priester schleppte sich aus dem hinteren Teil der Kammer.
    »Kommen Sie, werter Herr Doktor, die Fürstin ist müde und Sie haben sicher noch eine weite Reise vor sich. Ich werde Sie hinausbegleiten und Ihnen einige Ihrer Fragen beantworten.«
    Erasmus blickte von einem zum anderen. Wussten sie, was er in Wahrheit von ihnen wollte? Er brachte ungeachtet der abweisenden Miene der Fürstin eine knappe Verbeugung zustande und schritt folgsam hinter dem gichtigen alten Mann ins Freie.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie Mediziner genug sind, um den raschen Tod des Fürsten vorhergesehen zu haben. Ich frage mich nur, ob Sie darauf gewartet haben oder ob Sie auch gekommen wären, wenn der Fürst noch gelebt hätte?« Der Pater grinste zahnlos.
    Erasmus spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Er wollte antworten, doch der Alte winkte ab.
    »Sicherlich fragen Sie sich, warum der Fürst seine Tochter unter ihrem Stand verheiratet hat. Das ist eine gute Frage. Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach und ich weiß nicht, warum ich sie ausgerechnet Ihnen nennen sollte.«
    »Ich bin der Freund

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