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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Natur gegebenen Aufgabe gerecht werden. In der Genesis lesen wir: Nach deinem Manne wirst du verlangen, er aber wird über dich herrschen.« Er versicherte sich der vollen Aufmerksamkeit. »Um nun aber ihr Verlangen nach dem Mann zu stillen, muss sich die Frau liebenswert zeigen. Deshalb hat ihr der Herr in seiner Weisheit und Güte viele liebenswerte und schmückende Anteile gegeben. Wir alle erinnern uns an die zärtliche Hand unserer Mutter oder Amme, an den süßen Klang ihrer Stimme, wenn sie uns in den Schlaf sang und an das warme Lächeln ihres Mundes, wenn wir sie erfreuten.« Er stand auf und stützte die Hände auf die Tischplatte. »All diese wunderbaren Eigenschaften hat der Herr dem Weibe gegeben. Was aber, wenn das Weib seinen Mund verzieht, um wissenschaftliche Vokabeln zu bilden? Wenn es seine Hand ermüdet, indem es die Griffel nicht mehr loslässt, mit denen es schwierigste Berechnungen niederschreibt? Wie klingt die Stimme der Mutter, wenn sie strapaziert wird im Streitgespräch gegen ihren Mann, der von Natur aus so viel weiser und das Haupt des Weibes ist? Was bleibt ihr an Süße, was dem Kindlein zum Trost?« Während er die Wirkung seiner Worte abwartete, füllten sich seine Augen mit Tränen der Rührung.
    »Aber meine Gattin hat all diese Fähigkeiten und ihre Hand ist noch immer zart.« Zögerlich griff der Graf nach Amalias Fingern.
    »Noch hat unsere geschätzte Gastgeberin ihre Befähigung zur Mutterschaft nicht unter Beweis gestellt. Meine Aufgabe als Wissenschaftler und vor allem als Mediziner sehe ich darin, dem Weib zu dieser gottgewollten Aufgabe zu verhelfen. Die Wissenschaft ist in dieser Sache zwar noch am Anfang, doch selbst jede Wehmutter weiß, dass Anstrengung sich negativ auf das Ungeborene auswirkt.« Für einen Augenblick glaubte Erasmus, zu weit gegangen zu sein.
    Der Fürst war kalkweiß geworden und hielt sich mit einer Hand krampfhaft an der Tischkante fest. Auch die Gräfin war zusammengezuckt. Das schadete ihr nicht, letztlich wollte er nur ihr Bestes und es wurde Zeit, dass sie begriff, wo sie hingehörte. Jetzt erhob sich der Fürst. Schwer, unsicher und alt wirkte er, als er mit feierlicher Stimme einen Toast ausbrachte. »So trinken wir nun auf meine Tochter und meinen Schwiegersohn und auf die strammen Söhne, die Gott ihnen schenken wird. Ich erhebe mein Glas darauf, dass bald schon das Getrappel vieler Kinderfüße Schloss Falkenfried mit Leben erfüllet.«
    »Ja, darauf wollen wir trinken«, pflichtete der Graf ihm bei.
    »Erbitten wir Gottes Segen.« Zufrieden ließ sich Erasmus auf seinen Stuhl zurückfallen, faltete die Hände und senkte demütig den Kopf. Er hatte Zweifel gesät in die Herzen des Grafen und auch der Gräfin. Vielleicht würde sie ihr gottloses Verhalten einstellen. Das war alles, was er wollte.
    Sie sollten glücklich sein, ein jeder nach seiner Bestimmung.
     

4. Kapitel
    Frühjahr 1713
     
     
     
    M arijke blickte in das gezeichnete Gesicht der Gräfin, die in den bequemen Polstern unruhig hin und her rutschte. Sie waren wieder einmal auf dem Weg nach Wien. Amalia hatte nach drei weiteren Fehlgeburten die Hoffnung und das Reiten nahezu vollständig aufgegeben und reiste widerwillig in der Kutsche mit.
    Nur mit Mühe unterdrückte Marijke ein Seufzen. Wie hatte sich die Prinzessin in diesen wenigen Jahren verändert. Ihr störrisches Haar war einer hohen Perücke gewichen, die die Strenge ihres Antlitzes nur deutlicher hervortreten ließ. Mit jeder Fehlgeburt waren Amalias Augen trüber geworden. Längst hatte sie aufgehört zu zeichnen, nun las sie auch nicht mehr. Marijke blickte starr aus dem Kutschfenster. Ihre Reise hatte gerade erst begonnen und die rothaarige Person, die am Bachrand Kräuter erntete, musste die Hebamme sein. Als sie den Kopf hob, ließ Marijke den Vorhang fallen. Je öfter die Hebamme auf Falkenfried weilte – umso vertrauter war sie mit Amalia geworden. Das gefiel Marijke nicht, wenngleich sie nicht wusste, warum.
    »Freuen Sie sich auf Wien, Prinzessin?« Ihre Hoffnung, ein Gespräch in Gang zu bringen, erfüllte sich.
    Amalias Antlitz hellte sich auf. »Ich freue mich sehr. Wir werden jede Menge Möbel, Stoffe und Teppiche kaufen. Das Schloss ist bald so weit, dass wir die ersten Räume beziehen können. Von Hildebrandt hat gesagt, in wenigen Monaten werden die Spiegel aus St. Gobain geliefert. Denk nur, es sind die Gleichen wie in Versailles.«
    »Ich weiß, Prinzessin, und sie verursachen so gut wie keine

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