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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Verzerrungen.« Marijkes Lächeln war nicht echt.
    Es hatte eine Menge Ärger wegen der Spiegel gegeben, die nicht nur besser als die venezianischen waren, sondern vor allem um ein Vielfaches teurer. Ohnehin war das anfangs so einvernehmliche Verhältnis zwischen Amalia und dem Grafen spürbar abgekühlt. Graf Wenzel hatte alte Gewohnheiten aufgenommen und Amalia so sehr darunter gelitten, dass es bis zu Jakobus gedrungen war. Vor einigen Wochen war dem Jäger der Kragen geplatzt und er hatte trotz der Gefahr, seine Stellung aufs Spiel zu setzen, mit dem Grafen gesprochen. Es musste ein seltsames Gespräch gewesen sein. Jakobus hatte nicht viel darüber verlauten lassen, doch die Männer schienen einander zu verstehen. Seitdem gab sich der Graf alle Mühe und Amalia schien das Lächeln wieder zu lernen.
    Wie um Marijkes Gedanken zu bestätigen, strahlte die Prinzessin plötzlich über das ganze Gesicht.
    »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass Wenzel an meinen Vater geschrieben hat? Wir werden ihn in wenigen Tagen in der Wiener Residenz treffen. Ach Marijke, ich freu mich so.«
    Marijke stiegen Tränen auf und sie wischte sich heimlich über die Augen. Amalia wirkte fast wie das junge Mädchen, das so voller Hoffnung in die Ehe getreten war. Ein stilles Sehnen umklammerte ihr Herz. Vielleicht würde ja doch noch alles gut.
     
    *
     
    Amalia liebte Wien noch immer. Der Frühling und das Leben in der Stadt ließen ihre Traurigkeit verblassen und Hoffnung keimen. Seit den Ostertagen kam Wenzel wieder regelmäßig in ihr Bett. Er gab sich zärtlich und liebevoll, beinahe wie zu Beginn ihrer Ehe. Sie hätte das Glück umarmen können. Erst recht wollte sie nun alles dafür tun, ihrem Gemahl endlich den ersehnten Sohn zu schenken.
    »Geht es dir gut, meine Geliebte?« Wenzel reichte ihr die Hand und half ihr, über eine besonders große Pfütze zu steigen, die der letzte Regen zurückgelassen hatte. Die Feuchtigkeit lag noch dick und schwer in der Luft, doch die Gerüche des nahen Marktes ließen sich nicht verdrängen.
    »Danke, bestens.« Sie lächelte, nicht nur angesichts der Fürsorge, sondern auch über den Anblick des bunten Treibens.
    Am besten gefiel es ihr bei den fliegenden Händlern. An Wenzels Arm schlenderte sie zwischen den Auslagen umher. Dort gab es ein Mittel gegen Haarausfall und hier ein absolut sicheres gegen Hühneraugen. Einige Stände boten Kräuter für eine glückliche Schwangerschaft an, doch Amalia ging achtlos daran vorüber. Wenzel hielt nichts von diesem Aberglauben.
    Beim Stand eines Seidenhändlers blieben sie stehen.
    »Schau dir die Auslagen an und such dir ein paar schöne Tücher aus. Ich werde zwei Straßen weiter zum Bader gehen. Ich habe seit einiger Zeit Zahnschmerzen und er soll mir den Übeltäter nun entreißen. Ich bin bald wieder bei dir.«
    Amalia sah ihm mitleidig nach, froh über ihre guten Zähne. Möge Gott geben, dass dies auch so bliebe.
    Plötzlich wurde ihr Blick von einem nahezu unscheinbaren Stand angezogen. Es war nicht mehr als ein Tisch und zwei Stühle. Auf einem saß eine Frau mit langem, schwarzem Haar, in das sie rote Bänder hineingeflochten hatte. Goldene Fransen hingen ihr in die Stirn. Auf dem Tisch lag ein Tuch, durchwebt von rotem und goldenem Garn. Ein Blick aus unergründlichen Augen, leuchtend grün wie Moos, traf Amalia mitten in die Seele. Unter dem Zetern des Seidenhändlers, der ein gutes Geschäft verloren sah, schritt sie wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen zu der Dunkelhaarigen. Unaufgefordert setzte sie sich ihr gegenüber.
    »Unglückliches Kind, reich mir deine Hände«, forderte die Frau.
    Sie war jünger als Amalia geglaubt hatte, aber ihre Augen schienen hundert Jahre alt zu sein. Gehorsam folgte sie der Aufforderung. Die Finger der Frau legten sich kühl und energisch um ihre Hände und drehten sie mit den Innenseiten nach außen. Der Blick kribbelte auf Amalias Haut. Oder lag es an der unerklärlichen Spannung, die ihr die Luft abschnüren wollte? Die Schwarzhaarige musterte ihre Handflächen auffallend lange.
    »Dein Wunsch wird sich erfüllen.« Sie sprach mit leiser, doch klarer Stimme. »Aber dein Leben bleibt dunkel. Hüte dich vor den Menschen!« Die moosgrünen Augen blickten ernst. »Du hast eine Gabe, nutze sie, aber achte darauf, dass sie dir nicht schadet.«
    Amalia schauderte. Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf, doch nur eine rang sich aus ihrem aufgewühlten Inneren. »Welche Gabe? Wie kann ich sie

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