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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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er sich auf bessere Wege freuen und es war nicht mehr weit zum Dominikanerkloster, wo er seine nächste Rast einlegen wollte, ehe er nach Linz weitermarschierte. Er sah schon die hellen Mauern trutzig und aufrecht vor sich erstrahlen – weiß getüncht, wie mit frischem Schnee bepudert. Rein wie die Seele eines jeden gottesfürchtigen Mannes.
    Es war keines der bekannten und erlesenen Klöster dieser Region. Er erwartete keine Kunstschätze und auch keine ausgefallene Architektur. Der Grund, warum er ausgerechnet hier einkehren wollte, lag einzig an einem besonderen Mönch, dessen Heimatkonvent dieses Kloster darstellte.
    Das Gespräch mit Pater Anselm hatte ihm in all den Jahren keine Ruhe gelassen, ihn immer wieder aufs Neue beschäftigt und seiner Suche eine präzise Richtung gegeben. War es vorher die Nadel im Heuhaufen, die zu finden er sich kaum in der Lage befand, so wusste er nun, in welche Richtung er seine Nachforschungen lenken musste. Er musste diesen Dominikanerpater finden, der über den Schlüssel zur Vergangenheit der Gräfin verfügte.
    Es hatte Erasmus einiges an Mühe gekostet, auf seine Spur zu kommen. Sowohl in katholischen als auch in protestantischen Kreisen hatte er sich umhören müssen und langsam schälte sich eine Fährte aus den vielen Hinweisen. Die Spur führte zu einem gewissen Bruder Ignatius, dem ein Ruf wie Gewittergrollen vorauseilte. Der Beschreibung nach galt er als äußerst ehrgeiziger Mann, der sich zu Beginn seiner Priesterschaft innerhalb weniger Jahre einen legendären Ruf als Exorzist erarbeitet hatte. Noch kaum im Mannesalter sollte der Bruder bereits erste Erfolge in Sachen Teufelsaustreibung erzielt haben. Wobei ein Erfolg im kirchlichen Sinne nicht unbedingt ein wünschenswertes Ergebnis im medizinischen Sinne darstellen musste; im Gegenteil. Je mehr Erasmus über den Dominikaner erfuhr, umso mehr verabscheute er dessen abergläubige und gotteslästerliche Methoden.
    Dennoch, es blieb eine gewisse Faszination.
    Der Mönch zeichnete sich als ein Mann klarer Prinzipien aus. Für ihn schien einzig das Seelenheil des armen, besessenen Menschenkindes von Wichtigkeit zu sein. Der Leib, vergänglich und von Sünde gezeichnet, geriet zu zweitrangiger Natur, weswegen die meisten der von Ignatius Geheilten nach der geglückten Dämonenaustreibung rein und unschuldig ihrem Schöpfer entgegentraten.
    Diese Einstellung teilte er mit dem Exorzisten. Auch für ihn galt das Seelenheil als einziger Wert von Bestand. Als Arzt jedoch wusste er zu bedenken, dass der Leib nach dem Antlitz des Herrn geschaffen und deshalb heilig war.
    Voller Vorfreude auf einen gelehrten Disput beschleunigte er seinen Schritt, um noch vor der Vesper im Kloster anzukommen.
    Das Portal der alten Klosterkirche rückte immer näher, bis er mit klopfendem Herzen eine Hand auf die schwere Eingangstür aus Eichenholz legte. Die Scharniere gaben kaum einen Laut von sich, als Erasmus die Tür öffnete. Er kniff die Augen zusammen, um sich an das Dunkel im Innenraum zu gewöhnen.
    Die Dämmerung drang kaum durch die Buntglasscheiben, einzig im Westen malten die Strahlen der untergehenden Sonne blaue und blutrote Flammen auf den Boden. Sie züngelten an den Füßen eines Mönchs, der mit ausgestreckten Armen im Mittelgang lag. Das erschreckend schöne Schauspiel kümmerte ihn nicht, der Mann presste stattdessen seine Stirn fest auf den Boden und heftete den Blick in den Staub. Erasmus las Fanatismus und Verzweiflung aus seiner Haltung.
    Er wartete, bis sich der Mönch erhob. Seine schwerfälligen, ungelenken Bewegungen schienen nicht vom Alter herzurühren. Erasmus schätzte den Mann, der sich der Sakristei näherte, auf etwa vierzig Jahre. Er zog das linke Bein hinter sich her und verbarg eine Verletzung, die vermutlich von einem Bußgürtel stammte.
    Was quälte diesen Mann? Welche schwere Sünde mochte er auf sich geladen haben?
    Fesselnde Fragen, doch es war nicht an ihm, die Verfehlungen des Mönches herauszufinden. Erasmus schloss leise die Kirchentür von außen. Als er auf eine der Bänke im Klostergarten sank, spürte er die Müdigkeit in den Knochen und nahm umso wohliger die letzten Strahlen der Abendsonne auf, die sein Gesicht wärmten. Er wollte die Vesper abwarten, ehe er sich im Kloster anmeldete. Schläfrig legte er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
    Er war wohl eingedöst, als laute Rufe ihn auffahren ließen.
    »Hilfe, er erstickt!« Eine aufgeregte Knabenstimme schallte durch den

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