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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Exorzisten milde zu stimmen, berichtete Erasmus von den hohen Meinungen, die um die Erfolge des Mönchs rankten. In der Tat, Ignatius genoss die Schmeicheleien, hörte aufmerksam zu und je mehr Erasmus erzählte, desto offensichtlicher legte der fromme Bruder seine Bedenken beiseite.
    »Wie es scheint, sind Sie über meine Arbeit äußerst gut im Bilde. Leider kann ich dasselbe nicht von meinem Wissen über Sie behaupten«, warf Ignatius nach einiger Zeit ein.
    »Das liegt daran, dass meine Arbeit mehr im Verborgenen stattfindet.«
    »Oh, auch meine Arbeit findet einzig vor dem Auge des Herrn ihren angemessenen Platz. Alles andere ist Eitelkeit.«
    Erasmus schluckte ob der Zurechtweisung. Um seine Betroffenheit zu überspielen, half er dem Kranken, sich höher aufzurichten. »Dennoch eilt Ihnen ein beträchtlicher Ruf voraus. Wenn Sie gestatten, so will ich gern den Grund meines Kommens schildern.« Er wartete auf eine Entgegnung, doch als der Mönch ihn nur stumm musterte, sprach er hastig weiter. »Einer meiner Patientinnen, der Gattin eines guten Freundes, weiß ich mit meiner Kunst nicht mehr zu helfen.« Erasmus schaffte es nicht, den Blick zur Anerkennung vor den Leistungen des Mönchs zu senken. Zu sehr kränkte ihn das Geständnis, mit den Künsten des medizinischen Lateins am Ende zu sein.
    »Werter Doktor, mir ist bewusst, was Ihresgleichen von dem hält, was ich tue. Lassen Sie mich ein paar Dinge dazu sagen. Meine Arbeit ist weder eine Kunst noch eine Fertigkeit. Gott hat es gefallen, meinen schwachen Arm zu seinem Arm zu machen und meine schwache Hand zu seiner Hand. Es steht mir nicht zu, mich darüber zu beklagen. Ich vollbringe das Werk des Herrn in Demut und Hingabe. Glauben Sie mir, auch wenn es mir nicht zusteht, zu hadern, so hat der Herr mir doch eine schwere Prüfung auferlegt.«
    »Und Jesus sprach zu seinen Jüngern: M achet die Kranken gesund, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus, umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch. So hat ein jeder von uns seine Aufgabe von Gott bekommen und es ist wohlgefällig.«
    Ignatius nickte bedächtig. »Ein jeder diene dem Herrn nach seiner Art.« Er hielt ihm den Becher entgegen, auf dass Erasmus zum Krug griff und nachschenkte. »Was ist es, das Eure Patientin dazu bringt, meine Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen?«
    »Ich weiß nicht, ob Ihre Hilfe in diesem Fall noch vonnöten ist.« Erasmus genoss für einen langen Atemzug den verwunderten Blick des Exorzisten. Erst als sich ein nervöses Zucken um seine Mundwinkel legte, fuhr er fort. »Ich habe Grund zur Annahme, dass Sie diese Hilfe bereits vor vielen Jahren erteilt haben.«
    »Ich habe mein Werk stets vollendet. Dort, wo ich das Feld gepflügt habe, hat sich kein Unkraut mehr angesiedelt.«
    »Ich fürchte, in diesem speziellen Fall war es Ihnen nicht möglich, Ihr Werk zu vollenden und das ist nun das Dilemma.« Erasmus ließ den Bruder nicht aus den Augen, dessen unbeteiligter Gesichtsausdruck etwas nachgerade Beleidigendes aussandte. Dies änderte sich nun schlagartig. Der Exorzist riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Seine Lungen schienen sich einfach nicht mehr zu füllen, er röchelte und sein Gesicht lief rot an.
    Erasmus hob den halb Liegenden wieder in eine sitzende Position, verstärkte den Rücken mit Kissen und entzündete das Turibulum erneut.
    Nach einigen bangen Minuten, in denen Ignatius keuchend und hustend von Erasmus gestützt um Atem kämpfte, erholte sich der Kranke. Totenblässe zeichnete sein Gesicht.
    »Sie ist zu mir zurückgekommen, die Bestie. Oh Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.« Der Exorzist begann zu zittern. »Die Hure Babylon in Gestalt eines Kindes. Oh Herr, vergib mir – sie hat mich verführt, mein Vater, mein Vater.« Er brabbelte immer weiter, die Worte zusammenhanglos und undeutlich.
    Schließlich sank er entkräftet in Erasmus’ Arme. Er hätte das Gespräch gern weitergeführt, doch sein Eid hinderte ihn. Der Exorzist war krank, sehr krank. Sein Asthma bronchiale war weit vorangerückt und früher oder später würde er den schmerzhaften Tod durch Ersticken erleiden. Er bettete den Kranken, kümmerte sich noch einmal um das Weihrauchschiffchen und verließ, nachdem Ignatius leise schnarchte, die Kammer.
     
    Am folgenden Tag passte er den Bruder nach der Frühmesse ab. Der klare, kalte Morgen zeigte sich wie geschaffen für einen kurzen Spaziergang. Erasmus näherte sich Ignatius in seiner Funktion als Arzt.
    »Sie

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