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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Garten.
    Erasmus brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Ein Novize eilte offensichtlich dorthin, wo der Bruder Medicus zu finden sein musste. Er beeilte sich, dem Jungen zu folgen.
    »Bruder Ignatius hat wieder einen Anfall.« Angstvoll aufgerissene Augen starrten aus einem schmalen Gesicht in das faltige Gesicht des Medicus. »Ich habe ein Poltern gehört und bin zu ihm gerannt. Er liegt am Boden und japst nach Luft.«
    Der Angesprochene schnappte sich eine Tasche und rannte los. Erasmus schloss sich ihm ungefragt an. »Ich bin Arzt«, rief er im Laufen.
    Gemeinsam traten sie in die schmale Mönchszelle. Der inbrünstige Beter, den er in der Kirche beobachtet hatte, wälzte sich mit blau angelaufenem Gesicht auf dem Boden. Der heilkundige Mönch machte sich geschäftig an die Arbeit. Er schien sein Handwerk zu verstehen. Auf sein Zeichen hin stützte Erasmus den nach Atem Ringenden, während der Bruder Medicus ein Weihrauchgefäß zum Glimmen brachte, dessen Rauch die Bronchien des Kranken entkrampfen würde.
    Als Ignatius ruhiger wurde, legten sie ihn gemeinsam in sein Bett.
    Ihre Blicke trafen sich. »Asthma bronchiale«, stellte Erasmus fest, der andere nickte.
    »Seit Jahrzehnten schon – und das hier …« Der Mönch hob die Kutte des Kranken und wies auf einen martialischen Bußgürtel, der sich tief in den Oberschenkel des Exorzisten eingegraben hatte. Voller Verachtung nahm der Bruder das Bußwerkzeug an sich. Ein Schmerz, der dem Geplagten die Sinne schwinden lassen musste.
    »Wenn Sie zu tun haben, kümmere ich mich um ihn.« Erasmus spürte, dass der heilkundige Bruder den Exorzisten nicht mochte. Eine Annahme, die sich sofort bestätigte. Nahezu erleichtert willigte der Mönch ein.
    »Wie ich sehe, verstehen Sie Ihr Handwerk und sicherlich sind Sie wegen ihm hier. Dann kann ich ja gehen.« Der Bruder zuckte die Schultern und wandte sich zur Tür.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er ist die einzige Berühmtheit im Kloster. Warum sollten Sie sonst den Weg machen?« Mit einem breiten Grinsen schloss er die Tür.
    Für einen Augenblick sackte Erasmus mit dem Rücken gegen die Wand und vertrieb den Schwindel, der ihn angesichts des Frohlockens ergreifen wollte, das Ziel seiner Suche erreicht zu haben. Dann besann er sich und betrachtete das hagere Antlitz des Mannes.
    Es drückte Strenge aus, eine Unbarmherzigkeit, die sowohl dem eigenen Körper galt wie auch dem seiner Klienten. Erasmus schauderte, während er die tiefen Verletzungen des Bußgürtels säuberte und verband, dann zog er sich einen Schemel heran und verharrte neben dem Bett.
    Die Sonne war längst untergegangen, als der Exorzist erwachte. Er blinzelte und starrte mit Verwunderung vom flackernden Docht der Kerze gleich neben seinem Lager zu Erasmus.
    E ilig erhob sich Erasmus und brachte die Schale mit dem Licht an sein Gesicht. »Ich bin Arzt.« Er verneigte sich knapp. »Ich bat soeben in Ihrem Kloster um Aufnahme für die Nacht, als ein aufgeregter Novize um Hilfe rufend aus dem Schlaftrakt rannte. Selbstverständlich habe ich sofort meine Unterstützung angeboten.«
    »Ich danke Ihnen, auch wenn ich nicht weiß, ob meine Errettung Gottes Wille ist.«
    »Hätte Gott es nicht gewollt, wäre der Novize später gekommen.«
    »Das ist wohl wahr«, räumte Ignatius ein.
    »Haben Sie solche Anfälle öfter?«
    Ignatius nickte. »Ich habe noch vieles zu tun, doch nicht unser Wille, sondern sein Wille geschieht. Was sind wir mehr als die Handlanger des Herrn?«
    »Ich bin sicher, Pater Ignatius, der Herr hat noch große Aufgaben für Sie bereit. Diese Krankheit wird Ihnen früh genug den Tod bringen. Nutzen Sie die Gaben des Herrn und wehren Sie sich gegen Tod und Krankheit, solange Sie noch können.« Erasmus reichte dem Mann einen Becher. »Trinken Sie.« Er wies auf das Weihrauchgefäß. »Ich schätze, die segensreiche Wirkung des Weihrauchs ist Ihnen bekannt? Das Turibulum lag immerhin griffbereit neben Ihrer Schlafstätte und genügend Harz fand sich ebenfalls. Ich lasse Ihnen ein paar Kräuter da für einen Sud, von dem Sie jeden Abend trinken sollten.«
    Der Mönch nippte an dem Becher, doch seine Augen hatten einen lauernden Ausdruck angenommen. »Ist die Vesper schon zu Ende oder warum nehmen Sie nicht teil?«
    Sicherlich ahnte er, dass er es nicht mit einem Diener Roms zu tun hatte.
    »Wir glauben an den gleichen Gott, lieber Bruder, doch jeder von uns auf seine Weise.«
    Ignatius bekreuzigte sich und rückte ein wenig ab. Um den

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