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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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erschüttert werden konnte. Jakobus war einfach zur Tagesordnung übergegangen und hatte Andres für die nächste Parforcejagd wieder als Treiber bestellt.
    »Was führt Euch zu mir, Jakobus? Benötigt der Graf meine Dienste?«
    Jakobus blieb stehen und rang um Atem. »Lass mich einen Moment verschnaufen, Andres. Es ist ein weiter Weg zu euch da hoch, und ich bin ein alter Mann.«
    Der junge Mann erschrak, sein Blick glitt prüfend über Jakobus’ Gestalt. Was sah er? Einen alten Mann mit runden Schultern? Jakobus wusste, dass seine Wangen eingefallen wirkten und wenn sein Gesicht so grau war, wie er sich fühlte, dann musste Andres in das Antlitz eines Gespenstes blicken. Jakobus versuchte ein Lächeln, das Andres ebenso krampfhaft erwiderte.
    »Wir sollten uns setzen. Betsy bringt uns einen Krug und dann trinken wir erst einmal einen Schluck. Es ist lange her, dass wir einen Becher miteinander geleert haben.« Mit wenig Erfolg versuchte Andres, seiner Stimme einen munteren Klang zu verleihen.
    »Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest. Glaub mir, allein die Braukunst deiner Frau ist es wert, diesen weiten Weg auf sich zu nehmen.«
    »Dafür allerdings kommt Ihr viel zu selten hier hoch.«
    Betsy stellte lächelnd den gut gefüllten Krug vor ihnen ab. Auch sie blickte besorgt und wechselte einen raschen Blick mit ihrem Mann.
    »Wenn Ihr möchtet, gebe ich Euch einen mit auf den Heimweg.«
    Jakobus nahm das Angebot dankend an, und Betsy ließ sie allein. Nachdem sie sich zugetrunken hatten, ergriff er das Wort. »Wie du zweifellos gesehen hast, bin ich alt geworden. Die Krankheit hat mich sehr mitgenommen.«
    Andres wollte abwehren, doch Jakobus unterbrach ihn. »Du hast es gesehen und bist erschrocken. Es war dir ins Gesicht geschrieben. Erweise mir die Ehre, mich nicht zu belügen.«
    »Sie haben recht, Stallmeister. Ich bin erschrocken und mache mir Vorwürfe, dass ich Euch nicht besucht habe in dieser schweren Zeit.«
    »Papperlapapp, dein Vater lag im Sterben. Das war wichtiger. Nun aber zu dem Anlass, aus dem ich hier bin.«
    Andres nickte, eine gewisse Spannung lag in der Luft.
    »Ich habe es mir lange überlegt, aber es hilft nicht, dass ich mir etwas vormache. Ich werde bei der diesjährigen Jagd nicht mehr mitreiten können. Sie wird am Tag der heiligen Theresia stattfinden und es gibt noch viel zu tun. Darüber hinaus musst du auch deine Ernte einbringen. Es duldet keinen Aufschub, du brauchst die Zeit, um alles in Ruhe vorbereiten zu können.«
    Andres wurde nervös. Seine Stimme zitterte, als er seine Frage stellte. »Was genau meint Ihr?«
    »Die Jagd sollst du vorbereiten. Du wirst in meine Fußstapfen treten«, erklärte Jakobus. Sein Herz wurde weit und er hörte, dass seine Stimme belegt klang. »Ich habe mit dem Grafen gesprochen, du wirst der neue Oberpiqueur, zumindest, solange ich noch lebe und kein neuer Stallmeister eingestellt werden muss.«
    Andres riss die Augen auf. Er trank einen großen Schluck, und als er seinen Becher wieder abgesetzt hatte, richtete er mit beinahe ruhiger Stimme das Wort an Jakobus. »Der Graf ist einverstanden? Das ist eine große Ehre für mich. Ich danke Euch, Jakobus.«
    Einen Atemzug lang blickten sie sich schweigend an. In Andres’ Gesicht änderten sich die Empfindungen schneller als die Wolken an einem Gewitterhimmel vorüberzogen. Er stammelte. »Es tut mir leid … damals … wir wussten nicht …«
    Jakobus wischte die Worte ungeduldig weg, der andere verstand und lächelte dankbar.
    »Die Wege müssen freigemacht werden. Aber es gibt sicherlich vieles mehr zu bedenken. Ich hoffe, ich kann auf Eure Hilfe bauen.« Endlich wirkte der junge Bauer wieder so selbstsicher wie eh und je.
     
    In den folgenden Wochen hatte Jakobus jede Menge Gelegenheit, sich zu seiner Wahl zu beglückwünschen.
    Andres bereitete die Jagd, die zu Elenas Ehren eine ganz besondere werden sollte, so gut vor, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Ihre Tage waren angefüllt mit Arbeit und in den Nächten lagen sie auf ihren Strohsäcken und schliefen einen solch gerechten Schlaf, wie ihn nur der hart Arbeitende kennt.
     
    *
     
    Glücklich schritt Amalia mit ihrer Tochter auf dem Arm durch ihr wunderschönes Schloss. In jeder Ecke waren fleißige Hände damit beschäftigt, die prachtvollste Jagdgesellschaft vorzubereiten, die sie jemals ausgerichtet hatten. Im großen Festsaal wurden Spiegel poliert, Blumengestecke angefertigt und Kerzenhalter aufgestellt. Der

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