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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Begräbnis bei ihr vorgesprochen habe, um seine Schuhe zu verlangen. Auch gab es Stimmen im Dorf, die davon berichteten, dass Plogojowitz keines natürlichen Todes gestorben sei. Man behauptet, das Weib des Toten und einer der nachfolgend Verstorbenen stünden ursächlich mit seinem Ableben in Verbindung. Dies konnte ich jedoch als üble Verleumdung brandmarken.«
    Dagomar war eine aufmerksame Zuhörerin, jetzt zog sie die Stirn in Falten und legte den Zeigefinger an die Nasenspitze. »Das Weib soll schuld sein am Tod des Plogojowitz? Woher kamen denn die Gerüchte über die Freveltat?«
    »Der Bruder des Verstorbenen hatte so etwas geäußert und dass das Weib nicht treu sei. Aber es gab auch andere Unstimmigkeiten. Ich habe alles sorgfältig notiert und werde viel Zeit brauchen, um all das, was ich aufgeschrieben und zusammengetragen habe, zu studieren.«
    »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Gott zum Gruße, werter Herr.« Dagomar rief eine ihrer Enkelinnen und hängte sich bei ihr ein.
    Die Bäuerin war alt geworden und offensichtlich milde.
     
    Auf dem Schloss war bereits ein munteres Treiben im Gange. Überall standen Kutschen herum, die ausgeladen werden mussten. Diener rannten hin und her und wiesen den hochherrschaftlichen Gästen und ihren Bediensteten die Gemächer an. Die meisten Gäste hatten ihre Reisebetten mitgebracht und stellten sie in die kleinen oder großen Schlafräume, die sie je nach Rang bezogen.
    Erasmus sah sich in einer Gemeinschaftskammer mit einigen mittleren Beamten aus der Kaiserstadt untergebracht. Ganz im Gegensatz zu von Hildebrand, der sein ausladendes Reisebett in einer Kammer, die er ganz für sich allein hatte, aufschlagen ließ. Es gab keinen Grund für diese offensichtliche Ungleichbehandlung. Immerhin war er der Leibarzt des Grafen. Erasmus versuchte, seinen Ärger hinunterzuschlucken. Der Tag würde kommen, an dem er es allen heimzahlen würde.
     
    *
     
    Der Tag der heiligen Theresia brach mit leichtem Nieselregen und wolkenverhangenem Himmel an. Die Sonne, die in den letzten Wochen mit der Regelmäßigkeit einer Pendeluhr den Tagesanbruch hell beschienen hatte, verweigerte ihren Dienst. Dennoch brachen die Jäger pünktlich und mit fröhlichem Halali auf.
    Amalia blieb wie die meisten der Damen im Schloss. Gemeinsam zogen sie sich in das gemütliche Gartenzimmer zurück, das mit seinen großen Fenstern einen Blick auf das trübe Wetter ermöglichte. Sie tranken Kaffee oder Schokolade und spielten Whist.
    Sie mochte dieses Spiel, bei dem es weniger auf Glück denn auf Geschicklichkeit ankam, besonders gern und gemeinhin konnte sich derjenige, der mit ihr zusammenspielte, glücklich schätzen.
    Diesmal jedoch war es anders. Sie konnte sich nicht konzentrieren, wurde seit dem frühen Morgen von einer seltsamen Unruhe erfasst. Anfangs hatte sie es auf die anstrengenden Vorbereitungen geschoben, aber das war nicht alles. Ihr Herz klopfte überlaut und es war ihr, als griffe eine Eisenhand an ihren Hals. Amalia konnte sich nicht richtig auf das Spiel einlassen. Ihre Partnerin, Frau von Glatz, eine leidenschaftliche Spielerin, begann, sich über sie zu ärgern.
    »Liebste Gräfin, fast möchte ich meinen, Sie wünschen, zu verlieren. Hätten Sie doch diesen Pique Buben eher gelegt, dann hätten wir ihn jetzt nicht drangeben müssen.«
    Amalia blickte auf ihre Karten. Das war der dritte Fehler, den sie in diesem Spiel gemacht hatte. Sie nickte Frau von Glatz entschuldigend zu.
    »Verzeihen Sie, ich fürchte, wir werden auch diese Partie verlieren. Mir ist nicht wohl, ich denke, ich werde mich etwas hinlegen. Ich sehe mich nach einer besseren Mitspielerin für Sie um.«
    Lustlos beendete sie die Partie und übergab ihren Platz an eine der anderen Damen, die bereits darauf gewartet hatte. Mit noch immer ungutem Gefühl machte sie sich auf den Weg zu ihrer Tochter.
    Schon vor der Tür hörte sie Elenas Weinen. Sie betrat das Zimmer und fand das Kindermädchen Lotta und Marijke mit dem schreienden Kind beschäftigt.
    »Frau Gräfin, gerade wollte ich Sie rufen. Die Kleine schreit schon die ganze Zeit und lässt sich nicht beruhigen, obwohl noch nicht ihre Zeit ist.«
    »Ich will sie dennoch anlegen, vielleicht hat sie bereits wieder Hunger.« Amalia spürte die Unruhe immer deutlicher. Sie schnürte ihr Mieder auf und legte ihr Kind an, doch das Mädchen saugte nur einen Augenblick, dann verzog es das Mündchen, aus dem die frische Milch perlte, erneut zu einem

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