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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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nächsten stand, dann war die Wehe vorüber. Amalia lächelte gequält, doch er sah die Angst in ihren Augen, es war die gleiche, die er im Herzen spürte. Nun trat Graf Wenzel hinzu, griff seiner Gemahlin unter den Arm und brachte sie mit Marijke ins Innere des Schlosses. Jakobus blieb zurück.
    »Ich werde dir deine Hebamme bringen«, grummelte er vor sich hin, rannte zum Stall, sattelte auf und ritt so schnell er konnte zur Köhlerei. Margeth kam ihm auf halbem Weg entgegen. Sie zügelte ihr Pferd nicht, blickte ihn nur an. Er nickte, wendete und ritt gerade lange genug mit der Kutsche auf gleicher Höhe, bis er die Hebamme von dem unterrichtet hatte, was er wusste.
    Nachdem er alle informiert hatte, brachte er sein Pferd zurück in den Stall. Ein heftiger Hustenanfall schüttelte ihn, kaum dass er den schweren Sattel vom Rücken des Tieres gehoben hatte. Er rang um Atem und hielt sich an einem Balken fest. Der Ritt war wild gewesen und er war kein junger Bursche mehr, musste er sich eingestehen.
    Jetzt galt es, das verschwitzte Pferd zu versorgen. Jakobus arbeitete gründlich. Er rieb das Tier trocken, säuberte sorgfältig seine Hufe, bürstete Mähne und Schweif. Er zog seine Beschäftigung so weit in die Länge, wie er nur konnte. Doch so langsam er auch tat, letztlich war seine Arbeit erledigt. Sein Herz raste und Jakobus glaubte, vor Angst und Sorge zu zerspringen. Es war selbst für junge Frauen gefährlich, ein Kind zu bekommen, und Amalia war nicht mehr jung. Wen würden sie retten, wenn sie sich dieser schrecklichen Frage stellen mussten? Wenn es ein Sohn würde, stellte sich die Frage nicht. Ärgerlich wischte sich Jakobus den Staub aus dem Gesicht. Was brachten die müßigen Gedanken, er konnte nichts tun, außer abwarten. Um sich weiter zu beschäftigen, inspizierte er die anderen Ställe, prüfte die Sättel und das Zaumzeug und zog einem besonders faulen Burschen, der es sich im Heu gemütlich gemacht hatte, lustlos an den Ohren.
    Mit zunehmender Dunkelheit blieb ihm nichts mehr zu tun. Unschlüssig stand er vor seiner Hütte. Muße, sich auf die Bank in die Abendsonne zu setzen, hatte er nicht. Stattdessen schritt er auf und ab, bis er sich vor dem Eingang der Kirche wiederfand. Jakobus war zeit seines Lebens kein großer Kirchgänger gewesen. Etwas, das nach seiner denkwürdigen Begegnung mit dem Dominikaner nur schlimmer geworden war. Nun öffnete er die Holztür. Eine angenehme Kühle umfing ihn und er blinzelte in der Dunkelheit. Neben dem Altar der Heiligen Anna kniete eine Gestalt. Im Näherkommen erkannte er den Grafen, der sicherlich um eine glückliche Niederkunft bat. Durch das Geräusch aufmerksam geworden, erhob er sich.
    »Uns bleibt nichts anderes, als zu warten, mein Freund«, murmelte er, dabei stützte er seine Hand schwer auf Jakobus’ Schulter. Jakobus versuchte, den Hustenfall, der ihn heimsuchte, zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht.
    In diesem Moment flog polternd die Tür auf. Eine Leibmagd stolperte atemlos in die Kirche und knickste unbeholfen.
    »Der Herr Graf möge bitte in die Kammer der Gräfin eilen. Das Kind ist geboren.«
    Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, stürmte Wenzel los. Jakobus hielt die Magd, die gleichfalls wieder zum Schloss strebte, fest und blickte sie fragend an. »Sie leben, Jakobus, beide, und es ist ein Mädchen.« Die Magd versuchte ein schüchternes Lächeln, doch noch ehe sie sich versah, hatte Jakobus sie um die Hüften gepackt und tanzte mit ihr durch die Kirche. Sie wehrte sich lachend, und als er ihr einen Kuss mitten auf den Mund schmatzte, gab sie ihm eine, wenn auch nicht allzu feste, Ohrfeige. »Lass das, wir sind in der Kirche. Glaubst du, ich will im Höllenfeuer braten?« Und dann, mit einem nassforschen Ausdruck in der Stimme: »Weißt du, was heute für ein Tag ist, gottloser Jakobus?«
    »Heute ist ein wunderschöner Tag meine Schöne, und wenn ich nicht so müde wäre …«
    »Heute, du alter Sünder, ist der Namenstag des heiligen Jakobus. Ich habe gehört, wie die Gräfin zu Marijke gesagt hat, wenn das Kind ein Junge wird, will sie ihm diesen Namen mit auf den Weg geben.«
    »Aber es ist ein Mädchen geworden«, entgegnete Jakobus lakonisch, gab der Magd einen Klaps auf den Hintern und ging zu seinem Haus.
    In den folgenden Tagen war die Welt in Falkenfried auf den Kopf gestellt. Alles versammelte sich um die kleine Komtess, der Amalia den Namen Walpurga Elena Jakobine gegeben hatte.
    Jakobus konnte sein Glück nicht

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