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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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haben.
    Margeth hörte die Worte, als wäre es vor Minuten gewesen. Sie hatte nicht gewusst, was sie zu dem Gespräch beitragen sollte. Noch sprachen sie mit ihr, noch wusste sie, was im Dorf vor sich ging und konnte, wenn es denn sein musste, rechtzeitig eingreifen. Das war der Grund, warum sie keinem widersprach, auch wenn ihr die Gerüchte schwer auf dem Herzen lasteten. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihrer Brust.
    Sie spürte Amalias Blick auf sich ruhen. Rasch erhob sie sich. »Ich werde noch nach einigen Schwangeren im Dorf schauen«, log sie und verließ Amalias Kammer.
     
    *
     
    Marijke versuchte, die ständige Anwesenheit der anderen zu ignorieren, soweit es ging. Amalias Bauch schwoll beträchtlich an und mit jedem Tag kam die Zeit, dass Margeth Falkenfried wieder verlassen würde, näher. Alle im Schloss freuten sich über die unerwartete Schwangerschaft, sogar die unglückliche Krysta betete nun nicht mehr um die Gnade, bald ihrem Conrad folgen zu dürfen, sondern vielmehr darum, die Geburt des Kindes noch zu erleben. Ein fröhlicher Winter verging, wie sie ihn lange nicht mehr erlebt hatten.
    Jetzt war es endlich Frühling geworden und Marijke und Amalia nutzten die ersten warmen Tage, um sich endlich wieder einmal im Freien aufhalten zu können. Sie schlenderten durch den blühenden Garten und freuten sich an den Farben und Düften. Besonders der Flieder hatte es ihnen angetan. Amalia stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich, um eine üppige Dolde zu ergreifen.
    Mit einem Aufschrei sank sie zusammen.
    Marijke stützte sie mit beiden Armen. Ihr Herz raste. Sie blickte um sich. Von Margeth hatte sie den ganzen Tag über nichts gesehen. »Wo ist nur diese Hebamme, wenn man sie braucht?«, schimpfte sie, während sie Amalias Gewicht auf den Unterarmen balancierte.
    »Sie wird schon da sein, wenn es so weit ist.« Die Gräfin richtete sich wieder auf. Es schien, als wäre der Schmerz ebenso rasch verschwunden, wie er gekommen war. Die Schwangere versuchte ein Lächeln.
    »Wir hätten doch eine eigene Hebamme aus Linz …«
    »Sei still. Margeth wird da sein, wenn ich sie brauche, sie hat es mir versprochen. Geh jetzt und rufe sie.«
    Marijke duckte sich unter ihren Worten, fasste sich jedoch rasch und führte die Gräfin zu einer Bank, die unter einer üppigen Rosenranke aufgestellt war. Dann machte sie sich auf den Weg, aber wo immer sie hinblickte, die Hebamme war nicht aufzufinden. Sie rief und eilte durch den Schlossgarten, so rasch und laut es die Schicklichkeit gerade noch zuließ.
    »Um Himmels willen, Marijke, was ist denn passiert? Sie schreien ja die ganze Gegend zusammen.« Jakobus stand schwer atmend an eine Weide gelehnt. Er war durch ihr Rufen alarmiert in den herrschaftlichen Teil des Gartens gerannt.
    »Das Kind«, Marijke war so aufgeregt, dass sie kaum sprechen konnte, »das Kind kommt und sie ist nicht aufzufinden.«
    »Wenn Sie Margeth herbeischreien wollen, müssen Sie in der Tat ziemlich laut rufen. Sie ist heute noch vor Sonnenaufgang von einem der Köhlerkinder gerufen worden. Ich habe für sie angespannt. Margeth sagt, es würde sicher nicht lange dauern. Aber wo ist die Gräfin?«
    »Kommen Sie mit.« Marijke zog Jakobus am Ärmel und gemeinsam eilten sie zurück zu der Bank, auf der Amalia jedoch nicht mehr saß. Marijkes Herzschlag setzte aus. Sie wandte den Kopf in alle Richtungen und ohne richtig zu wissen, wohin sie gehen sollte, eilte sie einfach weiter.
    Jakobus hielt sie lachend am Arm und zeigte zum Schloss. Die Gräfin schritt aufrecht, ihren Bauch wie eine Monstranz vor sich hertragend, die Treppen hinauf. Ihr Schritt war federnd, fast wirkte er leicht. Ab und an blieb sie stehen, um zu verschnaufen. Kurz bevor sie den kleinen Balkon erreicht hatte, drehte sie sich um und winkte ihnen fröhlich zu.
     
    *
     
    Jakobus drängte seine Scheu vor dem Herrenhaus in den Hintergrund und begleitete die Kammerzofe die Stufen hinauf. Dort hatte sich Amalia bereits auf einer der Ottomanen niedergelassen, die am Scheitel der Treppe zum Verweilen einluden, so nah konnte Jakobus ihr die Anstrengung ansehen. Gebannt sah er zu, wie eine weitere Wehe den Körper seiner Prinzessin in Beschlag nahm. Dies waren also die Kriege der Frauen. Er blickte zum Himmel. Er wusste, das hier war die Entscheidungsschlacht, die um jeden Preis gewonnen werden musste. Aber wie hoch würde der Preis tatsächlich sein?
    Er schickte ein Stoßgebet zum heiligen Josef, dem Zimmermann, der ihm am

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