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Die Grasharfe

Titel: Die Grasharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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heiraten, sprangen plötzlich splitternackt herum, und ebenso unbekleidet die Jungens, große und kleine, wie Narren. Es war gut, daß Dolly mit dem Richter zurückgeblieben war; und ich hätte es auch lieber gehabt, wenn Riley nicht dabei gewesen wäre, denn er machte verlegen durch seine Verlegenheit. Jetzt erst, freilich, nachdem ich gesehen habe, zu welcher Art Mann er sich später entwickelte, kann ich mir den Widerspruch seiner Förmlichkeit erklären. Er wünschte es sich so sehr, schicklich zu sein, daß er fürchtete, die Mängel der anderen könnten ihn von sich selbst abbringen.
       Jene erlauchten Landschaften voll Jugend und Wasserläufen in den Wäldern – wie of verweilte ich in späteren Jahren vor einem solchen Bild, wenn ich mich durch die kalten Räume eines Museums schleppte. Ich verbrachte lange Minuten der Heimsuchung davor, in denen ich mir diese Szene zurückzurufen versuchte, nicht als das, was sie wirklich war, nämlich eine Horde von Kindern, die gänsehäutig in einem herbstkühlen Bach plantschten, sondern als ein Bild unbescholtener Jugend, von Mädchen, die von diamantenen Tropfen besprüht durchs Wasser sprangen. Und ich frage mich heute und fragte mich damals, wie sie gefahren sind, wo sie, diese außergewöhnliche Familie, landete in dieser Welt.
       „Beth, steck deine Haare ins Wasser. Hör auf zu spritzen, Laurel; dich meine ich, Buck, du läßt das. Ihr Kinder, alle, wascht euch auch hinter den Ohren; Gott weiß, wann ihr wieder Gelegenheit dazu habt." Aber auf einmal entspannte sich Schwester Ida und ließ von den Kindern ab. „An einem solchen Tag wie diesem …", sie sank ins Moos zurück, und die Blickkraf ihrer Augen war ganz auf Riley gerichtet. „Da ist etwas – der Mund und dieselben kleinen Henkelohren – eine Zigarette, mein Lieber?" bat sie, unempfndlich für seine Abneigung gegen sie. Ein sanfer Ausdruck ließ einen Augenblick lang das Mädchen wieder erscheinen, das sie gewesen war. „An einem solchen Tag wie diesem …"
       „… aber an einem traurigeren Ort, ohne Bäume, von denen man sprechen könnte, ein Haus in einem Kornfeld, und ganz allein wie eine Vogelscheuche. Ich beklage mich nicht – und Mama und Papa waren da und meine Schwester Geraldine, und wir waren uns genug, hatten eine Menge Lieblingstiere und ein kleines Klavier, und gute Stimmen hatten wir alle. Leicht war es gerade nicht bei all der schweren Arbeit und mit nur einem Mann, der dafür da war. Papa war außerdem ein kranker Mann. Mietleute waren schwer zu bekommen, niemand mochte auf längere Zeit dableiben; einen alten Burschen gab es, von dem wir eine Menge hielten, aber er fng an zu trinken und versuchte das Haus niederzubrennen. Geraldine war nahe an sechzehn, ein Jahr älter als ich. Hübsch, das waren wir beide, als sie sich in den Kopf setzte, einen Mann zu heiraten, der mit Papa zusammen das Anwesen zwingen würde. Aber dort, wo wir lebten, hatten wir keine große Wahl. Was wir lernten, das lernten wir von Mama, und die nächste Stadt war zehn Meilen entfernt. Das war die Stadt Youfry, die nach einer Familie benannt war. Es ging die Redensart: Ihr wohnt nicht frei in Youfry. Die Stadt lag auf einem Berg, und wohlhabende Leute gingen im Sommer dorthin. In dem Sommer, an den ich mich erinnere, bekam Geraldine Arbeit als Kellnerin in dem Hotel zur schönen Aussicht in Youfry. Ich pfegte an den Samstagen einen Rutsch zu ihr zu machen und die Nacht bei ihr zu bleiben. Es war für uns das erste Mal, daß wir von zu Hause fort waren. Geraldine machte sich nicht besonders viel aus dem Stadtleben, aber ich freute mich auf diese Samstage wie auf Weihnachten und wie auf meinen Geburtstag dazu. Es gab da einen Tanzpavillon, kostete keinen Cent, und dazu noch die Musik und die bunten Lichter. Ich half Geraldine bei ihrer Arbeit, damit wir früher hingehen konnten, wir rannten Hand in Hand die Straße hinunter, und ich fng an zu tanzen, noch ehe ich zu Atem gekommen war. Hatte nie auf einen Tänzer zu warten, denn auf jedes Mädchen kamen fünf Jungens, und wir waren bei weitem die hübschesten Mädchen. Ich war nicht besonders scharf auf die Jungens, es war das Tanzen, manchmal standen alle still und sahen zu, wenn ich walzte, ich sah von meinen Tänzern nie mehr als einen füchtigen Schimmer, sie wechselten so of. Die Jungens folgten uns ins Hotel, und dann riefen sie unter unserem Fenster: Komm raus! Komm raus! und sangen, so dumm waren sie; Geraldine verlor deswegen beinahe ihren

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