Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Grasharfe

Titel: Die Grasharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
Vom Netzwerk:
und mittendrin starb Papa. Sie ließen mich nicht mit zur Beerdigung gehen, sie schämten sich so vor den Leuten. An dem Tag war es, als sie auf der Beerdigung waren, und ich war allein im Haus, und draußen war ein Sandsturm, so furchtbar wie ein Elefant, da war es, daß Gott mich anrührte. Ich habe es in keiner Weise verdient, eine AUSERWÄHLTE zu sein. Bis dahin hatte Mama mich dazu überreden müssen, meine Bibelverse zu lernen; aber danach lernte ich in weniger als drei Monaten über tausend auswendig. Nun gut, einmal übte ich eine Melodie auf dem Piano, da zerbrach plötzlich ein Fenster, und alles im Zimmer wurde völlig durcheinander gewirbelt. Und dann wurde es wieder still wie vorher, und jemand war bei mir, ich glaube Papas Geist – aber der Wind erstarb wieder, so friedlich wie ein Frühlingslüfchen. ER erschien, und aufrecht, wie ER es mir befahl, öfnete ich meine Arme zu SEINEM Willkommen. Es sind sechsundzwanzig Jahre her, den dritten Februar; und ich habe niemals geschwankt. Als ich mein Baby bekam, habe ich weder Geraldine gerufen, noch Dan Rainy oder irgend jemand anderen; ich lag da und füsterte meine Sprüche, einen nach dem anderen, und keine Seele wußte, daß Danny geboren war, ehe sie ihn brüllen hörten. Es war Geraldine, die ihm diesen Namen gab. Er war ihr Kind, jedermann nahm das an, und die Leute aus der Nachbarschaf kamen vorbei, um ihr Baby zu sehen, und sie brachten Geschenke, und die Männer schlugen Dan Rainy auf die Schulter und sagten ihm, was er für'n feinen Jungen hätte. Sobald ich konnte, fuhr ich dreißig Meilen weit nach Stoneville, das ist eine Stadt doppelt so groß wie Youfry, und eine große Bergwerkssiedlung ist dort. Ich und ein anderes Mädchen, wir machten zusammen eine Wäscherei auf und hatten einen guten Verdienst, weil in einem Bergwerksnest hauptsächlich Junggesellen leben. Ungefähr alle zwei Monate ging ich nach Hause, um Danny zu sehen. Sieben Jahre reiste ich so hin und her. Das war das einzige Vergnügen, das ich hatte, und ein sehr seltsames, wenn man bedenkt, wie es mich jedesmal aufwühlte. So ein schöner Junge, das kann man nicht beschreiben. Geraldine ging fast drauf, wenn ich ihn berührte; wenn ich ihn küßte, fuhr sie aus der Haut. Dan Rainy benahm sich nicht viel anders, er fürchtete, es würde nicht gut tun, wenn ich allein mit ihm wäre. Als ich das letzte Mal zu Hause war, fragte ich ihn, ob er mich in Youfry trefen wolle. Denn eine ganz verrückte Zeit lang hatte ich eine Idee, und zwar: wenn ich's noch einmal erleben könnte, wenn ich ein Kind haben könnte, das genau wie ein Zwilling von Danny wäre. Aber das war ganz falsch von mir, zu denken, es könnte denselben Vater haben. Das wäre dann ein totes Kind geworden, ein totgeborenes. Ich sah Dan Rainy an (es war ein kalter Tag, wir saßen in dem leeren Tanzpavillon, und ich entsinne mich, daß er seine Hände überhaupt nicht aus den Hosentaschen nahm), und dann schickte ich ihn fort, ohne ihm zu sagen, warum ich ihn um sein Kommen gebeten hatte. Er war nach den Jahren nicht mehr der alte. Einer von den Bergleuten in Stoneville, er hatte dieselben Sommersprossen und gelbe Augen, ein gutmütiger Junge, beehrte mich mit Sam, meinem Ältesten. Soweit ich mich entsinnen kann, war der Vater von Beth der Totenglöckner für meine Liebe zu Dan Rainy, aber da sie ein Mädchen war, kam sie an Danny nicht heran. Ich hab vergessen zu erzählen, daß ich meinen Anteil an der Wäscherei verkauf hatte und nach Texas gegangen war für Restaurantsarbeit in Amarillo und Dallas. Aber erst als ich Mr. Honey begegnet war, sah ich, wozu der HERR mich auserwählt hatte und was meine Bestimmung war. Mr. Honey war im Besitz des WA HR EN WORTE S; nachdem ich ihn das erste Mal gehört hatte, ging ich hinüber, um ihn zu trefen. Wir hatten noch keine zwanzig Minuten zusammen gesprochen, da sagte er, er werde mich heiraten, vorausgesetzt, daß ich nicht schon verheiratet sei. Ich sagte, verheiratet wäre ich nicht, aber ich hätte einiges an Familie; tatsächlich waren es damals schon fünf. Das störte ihn aber kein bißchen. Eine Woche später am Valentinstag waren wir verheiratet. Er war kein junger Mann mehr und hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Dan Rainy; ohne Stiefel ging er mir gerade bis zur Schulter. Aber als der HERR uns zusammenbrachte, wußte ER genau, was ER tat; wir hatten Roy, und dann Pearl, und Kate und Cleo und den kleinen Homer; die meisten von ihnen sind in dem Lastwagen geboren,

Weitere Kostenlose Bücher