Die Grasharfe
Liter Benzin, vielleicht nicht einmal soviel, und fünfzehn Mäulern und einem Dollar zehn? Wir wären im Gefängnis besser dran."
Dann kam es: „Ich habe einen Freund", verkündete Dolly stolz. „Ein hervorragender Mann, er wird einen Ausweg wissen", und aus der freudigen inneren Gewißheit, die aus der Stimme sprach, konnte man erkennen, daß sie hundertprozentig daran glaubte. „Collin, sause zurück und laß es den Richter wissen, daß wir Gesellschaf zum Mittagessen erwarten."
Mit hängender Zunge jagte ich über das Feld, das Gras peitschte meine Beine; ich konnte es kaum erwarten, das Gesicht des Richters zu sehen. Es war keine Enttäuschung. „Großer Gott", stöhnte er, hin und her überlegend, „sechzehn Leutchen", und kratzte sich den Kopf, während er die mageren Fleischstückchen beobachtete, die auf dem Feuer brotzelten. Um Riley günstig zu stimmen, versuchte ich es so darzustellen, als habe Dollys Begegnung mit Schwester Ida nichts mit mir zu tun; aber er stand da, und seine Blicke zogen mir das Fell ab. Es wäre zu Schimpfworten gekommen, wenn der Richter uns nicht zur Eile angetrieben hätte. Er blies sein Feuer hoch, Riley holte noch mehr Wasser, und wir warfen Sardinen in unseren Fleischtopf, kleine Würstchen, grüne Lorbeerblätter und überhaupt alles, was zur Hand war, zuzüglich einer ganzen Büchse Pökelfeisch, das nach der Ansicht des Richters dazu beitragen sollte, das Ganze einzudicken. Ein paar Sachen wurden irrtümlich daruntergemischt, wie zum Beispiel Kafeesatz. Als wir nach vollbrachter Leistung in jenem übersteigert ausgelassenen Zustand waren, den man bei Familiengesellschaften an Köchinnen kennt, standen wir nur ungern davon ab und gratulierten uns gegenseitig. Riley gab mir zum Zeichen der Vergebung einen kameradschaflichen Puf, und als die ersten Kinder aufauchten, erschreckte der Richter sie durch das Ungestüm seiner Begrüßung.
Keines von ihnen wollte sich nähern, ehe nicht die ganze Herde versammelt war. Worauf Dolly sie zu uns brachte, sie uns vorstellte, besorgt wie eine Frau, die die Ergebnisse eines Auktionsnachmittags vorzeigt. Die Kinder nahmen einen Namensappell vor: Beth, Laurel, Sam, Lillie, Ida, Cleo, Kate, Homer, Harry – hier brach die Litanei ab, weil ein kleines Mädchen sich weigerte, seinen Namen zu nennen. Sie füsterte, er sei ein Geheimnis. Schwester Ida nickte, wenn es ein Geheimnis sei, dann solle es auch eins bleiben.
„Sie sind alle so aufgeregt", bemerkte sie, und der Richter war ergriffen von ihrer rauchigen Stimme und den Büscheln üppiger Wimpern. Er schüttelte ihr viel zu lange die Hand und übertrieb sein Lächeln, und das schien mir ein eigenartiges Verhalten für einen Mann, der noch keine drei Stunden vorher um eine Frau angehalten hatte. Ich hofe, daß es Dolly, falls sie es bemerkte, zu denken geben würde. Aber sie betonte: „Natürlich sind sie aufgeregt, so hungrig, wie man es nur sein kann", und der Richter klatschte herzlich in die Hände, wies prahlerisch auf den Topf und versprach, dem sei in kurzer Zeit abgeholfen. Mittlerweile, meinte er, wäre es eine gute Idee, wenn sich die Kinder am Bach die Hände wüschen. Schwester Ida betonte, daß sie sich noch mehr waschen würden. Ich kann nur bemerken, das war auch nötig.
Das kleine Mädchen, dessen Name ein Geheimnis war, machte Umstände; sie würde nur gehen, wenn ihr Papa sie Huckepack trüge. „Du bist auch mein Papa", schmeichelte sie Riley, der ihr nicht widersprach. Er nahm sie also Huckepack, und sie war zu Tode erschrocken. Den ganzen Weg zum Bach spielte sie die Widerspenstige, und als Riley, dem sie die Augen mit ihren Händen schloß, blindlings in ein Rankendickicht stolperte, stieß sie himmelerschütternde Schreie aus. Er schimpfe: „Jetzt ist's genug damit, und runter gehst du." „Bitte, bitte, ich sage dir auch meinen Namen." Später fel mir ein, Riley nach dem Namen zu fragen. Er lautete: Texaco Gasoline – weil das so hübsche Worte waren.
Der Bach war in unserer Gegend mehr als knietief; schimmernde Moosbetten grünten an den Ufern, und im Frühling blühten Schneeglöckchen und Zwergveilchen dort, für die ersten Bienen, deren Nester in den Wasserbuchten hängen, die erste Blütennahrung. Schwester Ida wählte einen Platz am Ufer, von dem aus sie die Plantscherei überwachen konnte. „Keine Schwindeleien jetzt, ich will sehen, daß ihr tüchtig dabei seid." So geschah es. Mädchen, die alt genug waren, um zu
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