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Die Grauen Herrscher

Die Grauen Herrscher

Titel: Die Grauen Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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dem Planetenjahr übereinstimmte, und seine Bewohner lebten nur auf der Nachtseite. Wenn sie überhaupt Augen besaßen, woran noch gezweifelt werden mußte, basierte ihre Orientierung nicht auf gewöhnlichem Licht. Eigentlich wußten die beiden Lens-Träger sehr wenig über die Eich. Jalte hatte sie zwar zu Gesicht bekommen, doch seine Erinnerung war sehr vage und von einem unbestimmten Entsetzen überschattet.
    »Ich habe Angst, Worsel«, erklärte Kinnison, »und je näher wir uns heranwagen, desto schlimmer wird es.«
    Er fürchtete sich mehr als jemals zuvor in seinem Leben. Zwar hatte er schon manche gefährliche Situation gemeistert und war dabei mehr als einmal schwer verwundet worden. Doch er hatte der Gefahr nur sehr plötzlich ins Auge schauen und instinktiv auf sie reagieren müssen, ohne daß er vorher darüber nachgrübeln konnte.
    Er hatte bisher noch keine Mission übernommen, bei der er von vornherein wußte, daß der Gegner alle Vorteile auf seiner Seite hatte und daß seine Überlebenschancen nur sehr gering waren. Dieses Wissen belastete ihn sehr; bei dem Angriff auf den geheimnisvollen Hypertunnel war es nicht so schlimm gewesen. Zwar hatte auch bei diesem Unternehmen ein großer Unsicherheitsfaktor bestanden, aber er hatte wenigstens die Gewißheit gehabt, sich einem Gegner gegenüberzusehen, der ihm vielleicht unterlegen war. Außerdem hatte ihm die vollbemannte
Dauntless
zur Verfügung gestanden. Jetzt waren das Raumboot und Worsel seine einzigen Gefährten – und Worsel hatte ebenfalls Angst.
    Er hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend, und seine Knochen schienen ihre Festigkeit verloren zu haben. Trotzdem zögerten die beiden Lens-Träger nicht. Das hier war ihre Arbeit. Sie mußten es wagen, obwohl sie wußten, daß ihnen der Gegner geistig zumindest ebenbürtig war, daß er eine hoffnungslos überlegene Streitmacht zur Verfügung hatte und sich außerdem auf eigenem Gebiet befand.
    »Ja, ich fürchte mich ebenfalls«, sagte Worsel, »aber ich habe einen Vorteil – ich kenne das Gefühl. Damals machte ich eine Reise nach Delgon und war davon überzeugt, niemals zurückzukehren. Was das Schicksal uns bestimmt hat, wird geschehen. Treffen wir jetzt unsere Vorbereitungen.«
    Auf der Reise hatten sie stundenlang darüber diskutiert, wie sie ihre Aufgabe in Angriff nehmen sollten, und waren übereingekommen, daß sie eine Vorsichtsmaßnahme treffen mußten, die der Sicherung der Patrouille diente. Wenn Kinnisons Mission fehlschlug, durften den Eich keine Informationen in die Hände fallen.
    »Fangen wir an. Komm, mein Geist steht dir zur Verfügung.«
    Der Velantier drang vorsichtig in das Gehirn seines Freundes ein, und der Freie Lens-Träger sank bewußtlos zusammen, den vorsichtigen telepathischen Impulsen Worsels ausgeliefert. Als die Behandlung beendet war, dachte der Velantier:
    »Dreißig Sekunden, nachdem du mich verlassen hast, wird die Amnesie wirksam, und dein Gedächtnis wird erst wieder voll hergestellt sein, wenn ich es befehle. Bis zu diesem Zeitpunkt wirst du nichts über diese Dinge wissen, und kein noch so starkes Wahrheitsserum und keine Befragung des Unterbewußtseins wird dieses Wissen zum Vorschein bringen, denn es existiert nicht und hat niemals existiert. Es wird erst durch mich wieder geschaffen. Bis zu diesem Augenblick wirst du es durch die anderen Wahrheiten, die ich dir eingegeben habe, ersetzen. Kimball Kinnison, wach auf!«
    Der Freie Lens-Träger kam zu sich, ohne von seiner Bewußtlosigkeit zu wissen. Für ihn war nichts geschehen. Er spürte nichts von dem Eingriff in seinen Geist.
    »Bist du sicher, daß du es geschafft hast, Worsel? Ich spüre überhaupt nichts!«
    »Du kannst ganz beruhigt sein, mein Freund. Wenn du etwas merken würdest, hätte unsere Aktion keinen Sinn.«
    Vorsichtig näherten sich die beiden Lens-Träger dem gewaltigen Stützpunkt auf Jarnevon. Sie wußten es nicht, aber vielleicht waren sie bereits entdeckt. Vielleicht besaßen die Eich einen Wahrnehmungssinn, der ihnen das Patrouillenschiff enthüllte, als ob es mit Leuchtfarbe angestrichen wäre und mit strahlenden Scheinwerfern und heulenden Sirenen zur Landung ansetzte. Die beiden Männer waren darauf vorbereitet, beim geringsten Alarmzeichen sofort die Flucht zu ergreifen.
    Langsam manövrierten sie sich durch die Schirme, doch es geschah nichts; ungehindert landeten sie und verließen das Schiff. Schrittweise arbeiteten sie sich voran.
    Im Grunde war ihr Plan sehr einfach.

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