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Die Grauen Herrscher

Die Grauen Herrscher

Titel: Die Grauen Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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auf Radelix befand, entscheidend verändert. Von den Besuchern des Diplomatenballs hatte außer dem Mädchen niemand einen Gedankenschirm getragen, was aber nicht hieß, daß keine boskonischen Agenten anwesend waren. Jedenfalls sprachen die Tatsachen dafür, daß Fordyce irgendwie mit den Geschehnissen zu tun hatte und er also nicht echt sein konnte.
    Es empfahl sich ein Rollenwechsel. Wenig später tauchte der wirkliche Chester Q. Fordyce auf, während Kinnison in den Raumanzug eines Posenianers schlüpfte, dessen völlig undurchsichtiger Metallhelm einen besonders guten Schutz bot.
    In dieser Verkleidung setzte er seine Suche nach dem geheimnisvollen Mann fort. Das luxuriöse Zimmer mußte sich irgendwo auf Radelix befinden, denn es war unwahrscheinlich, daß Dessa Desplaines' Kommunikator interplanetarische Entfernungen überbrücken konnte. Kinnison hatte das geheimnisvolle Zimmer deutlich vor Augen, während das Bild des Mannes verschwommen blieb. Welche Züge entsprachen der Wirklichkeit, welche der Phantasie des Mädchens? Kinnison wußte, daß sich das Unterbewußtsein niemals völlig ausschalten ließ und daß das Bild des Mannes daher leicht von Dessas instinktiver Abneigung beeinflußt sein konnte.
    Stundenlang saß er an seinen Geräten und übertrug zahlreiche Bilder des Gesuchten auf die Bänder – eine Serie von Bildern, die von einem fast normal gebauten Mann bis zu einem Wesen reichten, das sämtliche denkbaren abstoßenden Eigenschaften auf sich vereinigte. Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen mußte der Geheimnisvolle zu finden sein. Offenbar war der Mann dick und besaß ein Paar stechende Augen. Und wie sehr Kinnison die körperlichen Details auch veränderte, es war ihm unmöglich, den Eindruck einer furchteinflößend negativen Persönlichkeit zu verwischen.
    Und wieder begab sich der irdische Lens-Träger auf die Reise. Wieder durchkämmte er die radeligianischen Städte, um schließlich auf eine Spur zu stoßen, die ihn ironischerweise in die Stadt zurückführte, in der seine Suche begonnen hatte – nach Ardith. Hier fand er einen Barmixer, der den Gesuchten kannte. Jetzt war Kinnison schnell am Ziel.
    Aber wie sollte es weitergehen? Die Methode, die er auf Boyssia II und anderen Stützpunkten so erfolgreich angewandt hatte, war hier zu gefährlich. Er hatte es immerhin mit Tausenden von Leuten zu tun. Auch konnte er, da er kein Arisier war, nur auf geringe Entfernung arbeiten. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich in einen Dockarbeiter zu verwandeln.
    Und das tat er mit der ihm eigenen Gründlichkeit. Von nun an arbeitete und lebte er wie ein Dockarbeiter. Seine Hände wurden bald rauh und schwielig, und seine Persönlichkeit schien sich zu verändern. Er aß und trank reichlich und ließ sich mit seinem Geld nicht lumpen. Acht Kredite für Unterkunft und Verpflegung zahlte er wöchentlich im voraus an die Gesellschaft, den Rest gab er an der Bar des dicken Mannes aus oder verspielte ihn. Bominger ließ keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen, seinen Reichtum weiter zu mehren, obwohl er an einem weitaus ertragreicheren Geschäft beteiligt war. Geld war Geld.
    Der Lens-Träger wußte, daß mit den Spieltischen etwas nicht stimmte; sein Wahrnehmungssinn enthüllte ihm die versteckten Mechanismen, die das Rad nach dem Willen des Barbesitzers bewegten. Er konnte auch die Gedanken der Falschspieler verfolgen, die geschickt ihre gezinkten Karten manipulierten. Aber es wäre seiner Aufgabe nicht dienlich gewesen, wenn er protestiert oder plötzlich zuviel gewonnen hätte. So hielt er den Mund und war vor dem Zahltag abgebrannt wie alle anderen. Die letzten Tage verbrachte er mit seinen Freunden in dem Lokal und hoffte auf einen spendierfreudigen Gast oder ein kleines Spielchen, bis er von den Saalräumern hinausgeworfen wurde.
    Aber ob er nun arbeitete, spielte oder faulenzte – die ganze Zeit über behielt er Bominger scharf im Auge. Keine Bewegung des dicken Mannes entging seiner Aufmerksamkeit, und obwohl Bominger niemals seinen Gedankenschirm ablegte, erfuhr Kinnison eine Menge interessanter Einzelheiten. Er studierte verschlossene Unterlagen, Seite um Seite, untersuchte geheime Dokumente, die in gewaltigen Tresoren aufbewahrt wurden, und spielte den unsichtbaren Lauscher bei zahlreichen Zusammenkünften, denn ein Gedankenschirm vermag Lichtstrahlen und Schallwellen nicht auszuschalten. Der große Boß war nicht der rechtmäßige Eigentümer des Etablissements; ihm gehörte

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