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Die Grauen Herrscher

Die Grauen Herrscher

Titel: Die Grauen Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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nur fragend die Augenbrauen.
    »Weder – noch«, erwiderte Kinnison und starrte mit gerunzelter Stirn auf das Mädchen hinab. »Ich hätte sie vielleicht töten müssen, aber sie ist mir zuvorgekommen!«
    »Was soll das heißen? Sie ist doch tot, oder etwa nicht? Was ist überhaupt geschehen?«
    »Sie ist noch nicht tot, und wenn ich mich nicht sehr irre, ist sie auch nicht in Gefahr. Sie ist nicht der Typ, der Selbstmord begeht, wie schlecht die Karten auch stehen mögen. Und das ›Wie‹ ist ganz einfach – ein falscher Zahn mit einer Füllung. Nicht ungeschickt. Aber warum?« Kinnison sprach mehr zu sich selbst als zu den anderen Lens-Trägern. »Wenn man sie umgebracht hätte, wüßte ich jetzt Bescheid, aber so ergibt die Sache keinen Sinn.«
    »Aber das Mädchen stirbt doch!« protestierte Gerrond. »Was wollen Sie unternehmen?«
    »Bei Klono, wenn ich das wüßte!« erwiderte Kinnison ratlos. »Jedenfalls brauchen wir nichts zu überstürzen – sie wird nicht sterben. Wenn das in der Absicht der Boskonier gelegen hätte, wäre ihr jetzt nicht mehr zu helfen. Offenbar hält man sie für wertvoll genug. Andererseits wird man es bestimmt nicht zulassen, daß ich von ihrem Wissen profitiere. Es könnte also damit zu rechnen sein, daß man sie entführen will. Sie ist daher strengstens zu bewachen. Und sollte sie wieder zu sich kommen, verständigen Sie mich sofort.«
    Kinnison wurde schneller als erwartet ins Krankenhaus gerufen. »Sie ist wieder bei Bewußtsein«, meldete Gerrond. »Aber die Sache gefällt mir nicht.«
    »Das habe ich nicht anders erwartet«, erwiderte der Lens-Träger und betrat das Zimmer des Mädchens. »Guten Morgen, Dessa«, grüßte er auf aldebaranisch. »Ich hoffe, daß du dich wieder besser fühlst.«
    »Sie kennen mich?« rief das Mädchen und stürzte in Kinnisons Arme. Diese überraschende Reaktion war nicht der Akt einer jungen Frau, die die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten stets zielbewußt einzusetzen verstand, sondern die völlig unbewußte, schutzsuchende Geste eines erschreckten jungen Mädchens. »Was ist geschehen?« schluchzte sie. »Wo bin ich? Und wer sind diese Fremden?«
    Ihre großen, kindlichen Augen blickten ihn tränenerfüllt an, und vorsichtig drang er in ihren Geist ein, nur um festzustellen, daß die Dessa Desplaines, die er gekannt hatte, restlos verschwunden war. Dieses Mädchen hier war im Geiste jung und unschuldig – in ihrem Bewußtsein und Unterbewußtsein gab es nicht den geringsten Hinweis mehr auf ihr Leben seit ihrem fünfzehnten Geburtstag. Eine erschütternde Tatsache – für Dessa Desplaines hatten die letzten Jahre zu existieren aufgehört, als hätte es sie niemals gegeben!
    »Du bist sehr krank gewesen, Dessa«, sagte Kinnison ernst, »und du bist kein Kind mehr.« Er führte sie in den Nebenraum und vor einen Spiegel. »Schau dich an.«
    »Aber das bin ich nicht!« protestierte sie. »Das ist unmöglich – ein so schönes Mädchen!«
    »Das bist du«, erwiderte der Lens-Träger langsam. »Du hast einen schweren Schock erlitten, und dein Gedächtnis wird hoffentlich bald zurückkehren. Jetzt mußt du aber wieder zu Bett gehen.«
    Sie gehorchte und war bald in einer tiefen Trance versunken. Kinnison setzte sich in einen Sessel neben dem Bett und konzentrierte sich mit gerunzelter Stirn darauf, dem Mädchen die aus der Erinnerung gewichenen Jahre Zug um Zug nachzuzeichnen. Nach etwa einer Stunde war er zunächst fertig.
    »Schlaf jetzt, Dessa«, sagte er leise. »Wenn du in acht Stunden wieder erwachst, bist du ein neuer Mensch.«
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?« fragte Gerrond, der nur ahnen konnte, was sich in den letzten sechzig Minuten abgespielt hatte. »Sie haben ihr doch nicht etwa die Wahrheit gesagt?«
    »O nein, natürlich nicht. Sie weiß nur, daß sie verheiratet war und jetzt Witwe ist. Der Rest ist reine Erfindung – wobei sich meine Geschichte natürlich so weit mit der Wahrheit deckt, daß es bei ihren Bekannten nicht auffällt. Die Schnitzer, die sie trotzdem noch machen wird, lassen sich leicht auf den Schock zurückführen.«
    »Aber was ist mit ihrem Mann?« fragte der Radeligianer.
    »Das ist Dessas Sache«, erwiderte Kinnison. »Sie wird es Ihnen eines Tages vielleicht erzählen. Jedenfalls wird sie für die Boskonier künftig wertlos sein. Der nächste, der sie zu hypnotisieren versucht, kann sein blaues Wunder erleben.«
    Der Zwischenfall mit Dessa Desplaines hatte die Lage, in der sich der Lens-Träger

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