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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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so hinzustellen, als hätten wir etwas mit dem ...« Er runzelte die Stirn. »Natürlich habe ich ihn auch deshalb gelesen, weil ich mich gefragt habe, ob er vielleicht etwas mit dem Tod Eures Bruders zu tun hatte.«
    »Diese fehlende Seite ...?«
    Er beugte sich hinüber und blätterte die Seiten mit seinem dicken Zeigefinger durch. »Hier.«
    »Diese Seite endet damit, daß Vater über die Befestigungsanlagen des Inneren Zwingers spricht ...« Briony kniff die Augen zusammen und blätterte zwischen den beiden Seiten hin und her. »Und auf der nächsten Seite schließt er das Thema ab, indem er uns bittet, das alles erledigen zu lassen. Ihr habt recht, da fehlt etwas. ›Sagt Brone, er soll an die Kanäle denken.‹ Was soll das heißen?«
    »Wasserwege. Manche der Tore an der Lagune sind alt. Er hatte Angst, sie könnten im Belagerungsfall ein Schwachpunkt sein.«
    »Er hat sich Gedanken über den Belagerungsfall gemacht?« sagte Briony. »Warum?«
    »Euer Vater ist jemand, der immer gerüstet sein will. Für alles.«
    »Aus irgendeinem Grund glaube ich Euch nicht, Graf. In diesem Punkt zumindest.«
    »Ich versichere Euch, Ihr tut mir unrecht, Hoheit.« Der Konnetabel schien fast schon desinteressiert, zu müde zum Kämpfen.
    Barrick verfiel jetzt, da sich die schlimmste Panik gelegt hatte, ebenfalls in Lethargie. Wozu dieses ganze Getue und all diese Phantasiespielchen? Was spielte es für eine Rolle, was sein Vater möglicherweise geschrieben hatte und was es bedeutet haben könnte? Wer auch immer Kendrick ermordet hatte, hatte das Leben des Prinzregenten mitten in der Südmarksfeste, inmitten der versammelten Macht des Königreiches, brutal beendet.
Wenn es der Autarch war, der bereits einen ganzen Kontinent erobert hat und sich jetzt auch diesen hier Happen für Happen einzuverleiben beginnt, wie kann dann ein kleines Königreich wie unseres hoffen, dem zu entrinnen?
Nur die Entfernung hatte sie bisher geschützt, und die würde nicht ewig ein Bollwerk sein. »Wie dem auch sei, wir haben jedenfalls einen Verräter in unserer Mitte«, sagte Barrick.
    »Derjenige, der den Brief hatte, braucht nichts mit Prinz Kendricks Tod zu tun zu haben, Hoheit.«
    »Da ist noch eine andere Frage«, sagte Briony. »Warum wurde der Brief überhaupt zurückgelegt? Ohne diese eine Seite ist das doch geradezu eine öffentliche Proklamation, daß jemand Drittes einen Brief des Königs an den Prinzregenten gelesen hat. Wieso will derjenige, daß wir das wissen?«
    Avin Brone nickte. »Ganz recht, Hoheit. Und jetzt, wenn Ihr gestattet, möchte ich Euch bitten, diesen Brief mitzunehmen. Und Euch, wenn Ihr es denn für richtig haltet, eine angemessene Strafe dafür auszudenken, daß ich ihn gelesen habe. Ich bin alt und müde und muß erst noch ein Plätzchen zum Schlafen finden — ich bezweifle, daß mich Bruder Okros den armen Gerad aus meinem Bett entfernen läßt. Falls Ihr mit mir über den Inhalt des Briefs sprechen möchtet, schickt morgen früh nach mir, und ich werde sofort kommen.« Brone schwankte ein wenig; mit seiner Körpermasse wirkte er wie ein wankender Berg, und Barrick trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Wir stehen in schweren Zeiten, Hoheiten. Ich bin nicht der einzige, der trotz Eurer Jugend auf Euch zählt. Bitte, denkt daran, Prinz Barrick, Prinzessin Briony, und paßt auf, was Ihr wem sagt.«
    Die Höflichkeit fiel der Erschöpfung zum Opfer. Er überließ es ihnen, hinausfinden.

    Es erwies sich als gar nicht so einfach, ein Feuer zu machen. Der Wald war feucht, und es lagen kaum Zweige herum. Ferras Vansen musterte das kleine Häufchen gesammelten Holzes in der Mitte des Rings aus Steinen und sah dann sehnsüchtig zu den mächtigen Ästen über sich empor. Eine Axt hatten sie nicht, aber eine Stunde schweißtreibender Arbeit mit ihren Schwertern, und er und Collum Saddler hätten mehr als genug Feuerholz. Aber die Bäume schienen sie nachgerade zu beobachten und nur auf einen solchen Frevel zu warten: Er hörte ein Wispern, das nicht nur vom Wind zu stammen schien.
Wir werden uns mit dem Gesammelten begnügen,
beschloß er.
    Collum Saddler mühte sich mit seinem Flintfeuerzeug ab. Die Schläge des Stahls hallten über die Lichtung wie Hämmern tief in der Erde. Vansen mußte unwillkürlich an die Geschichten seiner Kindheit denken, von den Anderen, die in schattigen Wäldern und Höhlen lauerten und sich im kalten Felsgrund vergruben.
    »Geschafft.« Saddler beugte sich vor, um auf die winzigen

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